Märchen aus 1001 Nacht
ihm einen Stoà vor die Brust, dass er umfiel. Wie er nun zusah und merkte, dass er tot war, rief er bestürzt und um sein Leben besorgt: âEs gibt keine Macht und keine Kraft auÃer bei Allah! Allah verdamme das Fleisch und Fett und diese Rache dazu; dass das Schicksal dieses Menschen auch durch meine Hand vollzogen werden musste!â Als er ihn dann näher betrachtete und sah, dass er einen Buckligen vor sich hatte, sagte er: âHattest du nicht genug an deinem Buckel, dass du auch noch ein Räuber werden musstest und mir das Fleisch und Fett stahlst? Ach, Schützer, schütze mich mit deinem gnädigen Schutz!â Hierauf lud er ihn auf seine Schulter, verlieà mit ihm, während sich die Nacht inzwischen ihrem Ende zuneigte, sein Haus und hielt nicht eher an, bis er zum Markt gelangte; dort lehnte er ihn an einer StraÃenecke an die Wand eines Ladens und begab sich wieder, ihn seinem Schicksal überlassend, nach Hause.
Nicht lange darauf, da kam ein Christ, der Makler des Sultans, welcher in der Trunkenheit ausgegangen war, um ein Bad zu nehmen. In seinem Rausch in einem fort brüllend: âDer Messias ist nahe!â kam er hin und her taumelnd allmählich nahe an den Buckligen heran; als er ihn nun dort an der StraÃenecke stehen sah, glaubte er, da ihm schon zu Beginn der Nacht sein Turban gestohlen war, dass der Bucklige ihm wieder den Turban stehlen wollte und versetzte ihm deshalb mit geballter Faust einen Hieb in den Nacken, dass er zu Boden stürzte. Nach dem Basarwächter rufend, fiel er in seinem Rausche dann noch über den Buckligen mit Prügeln her und suchte ihn zu erdrosseln. Als der Basarwächter herbeikam und einen Christen auf einem Moslem knien und ihn schlagen sah, sagte er: âSteht auf und lasst ihn los!â Darauf stand der Christ auf, der Wächter aber trat näher herzu und sah nun, dass der Bucklige tot war. Da rief er: âWie? Soll der Christ einen Moslem umbringen?â, legte Hand an den Christen, band ihm die Hände auf dem Rücken zusammen und führte ihn vor den Wali, während der Christ bei sich sprach: Ach Messias! O Jungfrau! Wie konnte ich diesen Menschen umbringen und wie schnell ist er von einem Faustschlag gestorben! - Sein Rausch war vergangen und sein Herz voll Bangen. Nachdem nun der Christ und der Bucklige die Nacht über im Hause des Walis zugebracht hatten, befahl der Wali am nächsten Morgen dem Henker, die Sache des Christen auszurufen, lieà für ihn das Holz aufrichten und stellte ihn darunter. Schon war der Henker herzugetreten, hatte den Strick um den Hals des Christen geworfen und wollte ihn eben aufhängen, als der Oberküchenmeister vorüberging; als er den Christen unter dem Galgen sah, rief er dem Henker zu: âHalt ein, ich bin der Mörder!â Der Wali fragte ihn: âWeshalb hast du ihn umgebracht?â Der Oberküchenmeister erwiderte: âAls ich des Nachts nach Hause kam, sah ich, dass er vom Dach aus eingestiegen war und mir meine Vorräte stehlen wollte; da gab ich ihm mit einem Hammer einen Schlag vor die Brust, dass er tot hinfiel. Dann lud ich ihn auf, trug ihn zum Markte und stellte ihn an dem und dem Ort an der und der Ecke auf. Istâs nicht genug, dass ich einen Moslem umgebracht habe, dass auch noch ein Christ um meinetwillen das Leben lassen soll? Hänge mich und keinen anderen.â Als der Wali diesen Bericht vom Oberküchenmeister vernahm, lieà er den Makler, den Christen, los und sagte zum Henker: âHänge diesen, da er eingestanden hat.â Der Henker nahm nun den Strick vom Hals des Christen und legte ihn um den Hals des Oberküchenmeisters; dann stellte er diesen unter den Galgen und wollte ihn eben hängen, als plötzlich der jüdische Arzt die Menge zerteilte und dem Henker zurief: âHalt ein, ich bin der Mörder! Die Sache trug sich so zu: Er kam zu mir ins Haus, um sich eine Medizin geben zu lassen; als ich aber die Treppe zu ihm hinab stieg, stolperte ich über ihn, dass er umfiel und auf der Stelle tot war. Hänge nicht den Oberküchenmeister, hänge mich!â
Nun befahl der Wali dem Henker, den jüdischen Arzt zu hängen; der Henker nahm den Strick wieder vom Hals des Oberküchenmeisters und legte ihn um den Hals des jüdischen Arztes, als plötzlich der Schneider die Menge zerteilte und dem Henker zurief: âHalt ein, ich bin der Mörder! Die Sache trug sich so zu:
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