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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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dann wieder heruntersteigen, versuchen sie die Stuten mit sich zu nehmen; da die Stuten aber wegen der Stricke nicht mit ihnen fortlaufen können, stoßen sie sie mit ihrem Kopf und schlagen sie mit den Füßen und schreien und wiehern laut. Sobald wir nun ihr Geschrei hören, wissen wir, dass sie von den Stuten heruntergestiegen sind und eilen schreiend aus unserm unterirdischen Aufenthalt hervor auf sie zu, sodass sie sich erschreckt ins Meer stürzen; die Stuten aber werden von ihnen schwanger und bringen Füllen, Hengste und Stuten, zur Welt, deren gleichen man auf dem ganzen Angesicht der Erde nicht wieder findet. Jetzt aber ist gerade der Zeitpunkt da, zu welchem die Hengste aus der See steigen und so Allah will, der Erhabene, nehme ich dich mit mir mit zum König Mihrdschan und zeige dir unser Land. Und wisse, wärest du nicht mit uns zusammengetroffen, so hättest du hier niemand gesehen und wärest elendiglich umgekommen, ohne dass jemand etwas von dir gewusst hätte; ich will jedoch die Ursache deiner Rettung und Heimkehr sein.” Ich erflehte ihm Segen und dankte ihm für seine Güte und Freundlichkeit; während wir aber noch miteinander redeten, stieg ein Seehengst aus der Flut empor und sprang mit einem gewaltigen Schrei auf die Stute. Als er sein Begehr an ihr gestillt hatte, stieg er von ihr herunter und wollte sie mitnehmen, vermochte es jedoch nicht; und die Stute schlug nach ihm aus und schrie. Da nahm der Stallknecht ein Schwert und einen Schild in die Hand und eilte aus der Tür des unterirdischen Raumes heraus, indem er mit dem Schwert an den Schild schlug und seine Gefährten rief und schrie: “Vorwärts! Über den Hengst her!” Da kam ein ganzer Trupp schreiend und die Lanzen schwingend hervor, worauf der Hengst erschreckt davonlief und sich wie ein Büffel ins Meer stürzte, worauf er unter dem Wasser verschwand. Alsdann setzte sich der Stallknecht ein wenig, bis seine Gefährten herangekommen waren, von denen ein jeder eine Stute führte. Als sie mich bei ihm gewahrten, fragten sie mich, wer ich wäre und was ich hier wollte und ich erzählte ihnen noch einmal meine Geschichte. Da kamen sie nahe an mich heran und breiteten das Tischtuch aus, worauf sie aßen und mich zum Mahl einluden. Als ich nun mit ihnen gegessen hatte, erhoben sie sich, stiegen auf ihre Pferde und nahmen mich mit sich, indem sie mich gleichfalls auf einer der Stuten reiten ließen.
    So zogen wir fort und ritten ohne Aufenthalt, bis wir zur Stadt des Königs Mihrdschan gelangten, dem die Stallknechte meine Geschichte erzählten. Der König verlangte nach mir und als sie mich zu ihm geführt und vor ihn gestellt hatten, begrüßte ich ihn, worauf er mir den Salam erwiderte und mir mit dem Wunsche für ein langes Leben einen herzlichen Willkomm bot. Dann fragte er mich nach meiner Geschichte und als ich ihm alles, was mir widerfahren war und was ich geschaut hatte, von Anfang bis zu Ende erzählt hatte, verwunderte er sich über meine Abenteuer und Erlebnisse und sagte zu mir: “O mein Sohn, bei Allah, du bist wunderbarlich errettet; und wäre deine Lebenszeit nicht lang bemessen, du wärest aus diesen Drangsalen nicht entronnen; jedoch gelobt sei Allah für deine Rettung!” Hierauf nahm er mich freundlich und ehrenvoll auf und zog mich mit huldreichen und gütigen Worten in seine Nähe; außerdem aber machte er mich zum Hafenmeister und Registrator aller einlaufenden Schiffe. Ich wartete ihm von nun an regelmäßig auf zur Erledigung seiner Anliegen und er bezeugte mir seine Huld und tat mir Gutes nach jeder Seite hin und kleidete mich auch in einen hübschen und kostbaren Anzug. So kam es, dass ich ihm die Anliegen des Volkes übermittelte und für ihre Bittgesuche Fürsprache einlegte. Lange Zeit lebte ich in dieser Weise bei ihm, so oft ich aber zum Hafen ging, erkundigte ich mich bei den reisenden Kaufleuten und den Schiffsleuten nach der Stadt Bagdad, ob mir vielleicht jemand von ihr Auskunft geben und ich mit ihm heimziehen könnte, doch wusste niemand etwas von ihr und keiner konnte mir auch einen nennen, der dorthin zöge. Dies hatte schon so lange gedauert, dass ich ganz niedergeschlagen und meiner Fremdlingschaft überdrüssig geworden war.
    Eines Tages stand ich wieder wie gewöhnlich mit einem Stabe am Meeresstrande, als mit einem Male ein großes Schiff mit einer Menge Kaufleute

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