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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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irgendeine Kunst oder ein Handwerk?” Ich antwortete: “O mein Herr, ich bin ein Kaufmann und verstehe nichts als Handel und Geschäft.” “Verstehst du”, versetzte er, “mit Bogen und Pfeil umzugehen?” Ich erwiderte: “Ja, sehr gut.” Da brachte er mir einen Bogen und Pfeile und als die Nacht fast völlig verstrichen war, setzte er mich hinter sich auf einen Elefanten und ritt mit mir durch einen Forst mit riesigem Gehölz, bis er zu einem hohen und starken Baum gelangte, auf den er mich steigen ließ. Dann reichte er mir den Bogen und die Pfeile und sagte: “Bleib hier sitzen und wenn die Elefanten in der Morgenfrühe hier Zusammenkommen, so schieße nach ihnen und so du einen treffen solltest und er fällt, so komm und sag es mir an.” Mit diesen Worten verließ er mich, während ich mich zitternd und zagend bis zum Sonnenaufgang in dem Laub des Baumes verbarg. Als nun die Elefanten kamen und unter den Bäumen umher schritten, schoss ich meine Pfeile nach ihnen und hörte nicht eher auf, als bis ich einen von ihnen zu Fall gebracht hatte. Gegen Abend benachrichtigte ich meinen Herrn von meinem Erfolg, der sich über mich freute und mich hoch ehrte und am nächsten Morgen den Elefanten fortschaffte. In dieser Weise verbrachte ich geraume Zeit, in dem ich jeden Morgen einen Elefanten schoss, bis eines Tages, als ich in meinem Versteck auf dem Baume saß, plötzlich und unvermutet ein zahlloser Elefantentrupp ankam, dessen Geschrei und Trommeln so laut erschallten, dass ich glaubte, die Erde erzittere unter ihrem Getöse. Alle umgaben meinen Baum, dessen Umfang einige fünfzig Ellen betrug, worauf ein riesiges Ungeheuer an den Baum herantrat und, seinen Rüssel um den Stamm windend, ihn mit den Wurzeln herausriss und zu Boden warf. Ich stürzte ohnmächtig unter die Tiere, das Elefantenungetüm aber schlang seinen Rüssel um mich und trabte mit mir, mich auf seinen Rücken setzend, gefolgt von den anderen Elefanten, fort. Er trug mich, während ich noch immer in meiner Ohnmacht verharrte, bis er den Platz, nach dem er lief, erreicht hatte, wo er mich von seinem Rücken wälzte, um dann, von den anderen Elefanten gefolgt, seines Weges zu traben. Nachdem ich mich ein wenig erholt und mein Schrecken sich gelegt hatte, schaute ich mich um und fand mich unter einer Menge von Elefantenknochen, woraus ich schloss, dass dies ihr Begräbnisplatz sei und dass mich das Elefantenungetüm wegen der Stoßzähne hierhergeführt hatte. So stand ich denn wieder auf und wanderte einen ganzen Tag und eine Nacht, bis ich mit vor Schrecken und Hunger veränderter Farbe zum Hause meines Herrn gelangte. Als er mich erblickte, freute er sich über meine Heimkehr und sagte zu mir: “Bei Allah, du hast mir das Herz schwer gemacht! Als du ausbliebst, suchte ich dich, doch fand ich den Baum ausgerissen und dachte, die Elefanten hätten dich umgebracht. Sag mir, was mit dir vorgefallen ist.” Ich erzählte ihm nun alles zu seiner höchsten Verwunderung und Freude und zuletzt fragte er mich: “Kennst du die Stelle?” Ich antwortete: “Ja, mein Herr.” Da bestiegen wir einen Elefanten und ritten, bis wir zu der Stelle kamen; und als mein Herr die Haufen Elefantenzähne erblickte, freute er sich mächtig und nahm so viel, wie er wollte, worauf er mit mir heimkehrte. Von nun an behandelte er mich noch freundlicher und sagte zu mir: “O mein Sohn, du hast uns den Weg zu großem Gewinn gezeigt, was Allah dir lohnen möge! Bei Allahs Willen und vor seinem Angesicht bist du freigelassen. Die Elefanten brachten viele von uns um, weil wir sie wegen ihres Elfenbeins jagen; Allah aber hat dich vor ihnen beschützt und du hast uns durch die Haufen, zu denen du uns führtest, Nutzen gebracht.” “O mein Herr”, erwiderte ich, “Allah befreie deinen Nacken vom Feuer! Und gewähre mir, O mein Herr, deine gnädige Erlaubnis, in mein Heimatland zurückkehren zu dürfen.” - “Ja”, antwortete er, “du sollst die Erlaubnis hierzu erhalten. Doch haben wir alljährlich ein Fest, an welchem die Kaufleute aus verschiedenen Gegenden zu uns kommen, um dieses Elfenbein zu kaufen. Die Zeit ist nahe vor der Tür und wenn sie ihre Geschäfte erledigt haben, will ich dir Mittel geben, mit denen du nach Hause gelangen kannst und will dich unter ihrer Obhut heimsenden.”

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