Märchen aus 1001 Nacht
Sindbad, seit uralten Zeiten weià man nicht, dass solche Unfälle, wie sie dich betroffen haben, irgendeinem zugestoÃen sind und du tust nur recht daran, vom Reisen selbst nicht mehr zu reden. Jedoch um unsertwillen wirst du diesmal reisen und unser Schreiben und Geschenk dem König von Sarandib überbringen; und so Allah will, sollst du schnell wieder heimkehren; in dieser Weise bleibt keine Verpflichtung gegen besagten König auf uns lasten.â Da es mir nun unmöglich war, mich dem Befehl des Kalifen zu widersetzen, erwiderte ich: âIch höre und gehorcheâ und er gab mir die Geschenke und das Sendschreiben nebst Reisegeld für mich, worauf ich ihm die Hände küsste und seine Gegenwart verlieÃ. Hierauf zog ich von Bagdad nach dem Golf, schiffte mich dort mit anderen Kaufleuten ein und unser Schiff segelte vor günstigem Wind tage- und nächtelang, bis wir mit Allahs Hilfe die Insel Sarandib erreichten.
Sobald wir die Anker ausgeworfen hatten, landeten wir und ich begab mich mit dem Schreiben und dem Geschenk zum König und küsste die Erde vor ihm. Als er mich erblickte, rief er: âWillkommen Sindbad! Bei dem allmächtigen Allah, wir sehnten uns, dich zu sehen und Preis sei Allah, dass er uns dein Antlitz wieder hat schauen lassen! â Hierauf fasste er mich erfreut bei der Hand und mich an seiner Seite sitzen lassend, begrüÃte er mich mit vertraulicher Huld von neuem und behandelte mich wie einen Freund. Dann begann er mit mir zu plaudern und redete mich höflich an und fragte: âWelches ist der Grund deines Kommens, o Sindbad?â Da erwiderte ich, nachdem ich ihm die Hand geküsst und gedankt hatte: âO mein Herr, ich habe dir ein Geschenk von meinem Gebieter, dem Kalifen Harun al-Raschid, gebrachtâ und überreichte ihm das Geschenk und den Brief, über den er sich, nachdem er ihn gelesen hatte, über die MaÃen freute. Das Geschenk bestand aus einer Stute im Werte von zehntausend Dinaren, welche einen goldenen, mit Juwelen besetzten Sattel trug, einem Buch, einem kostbaren Anzug und hundert verschiedenen Sorten weiÃer kairensischer Tuch- und suezischer, kufischer und alexandrinischer Seidenstoffe; ferner aus griechischen Teppichen und hundert Doppelpfunden Linnen und Rohseide. AuÃerdem enthielt es eine merkwürdige Seltenheit, einen wunderbaren kristallenen Becher aus den Zeiten der Pharaonen, einen Fingerbreit dick und eine Spanne weit, auf dem das Bild eines Löwen war, dem gegenüber ein Mann kniete und einen Bogen mit bis zur Spitze gezogenem Pfeil hielt - zugleich mit dem Speisetisch Salomons, des Sohnes Davids -, Frieden sei auf ihm! Das Schreiben lief folgendermaÃen: âDer Salam König Er-Raschids, des von Allah Unterstützten, welcher ihm und seinen Ahnen edlen Rang und weitverlauteten Ruhm verliehen hat, auf den glücklichen Sultan! Des ferneren: dein Brief kam uns zu Händen und wir freuten uns seiner; und nun senden wir dir das Buch, betitelt: Der Verständigen Wonne und der Freude Kleinod, zugleich mit einigen für Könige sich ziemenden, wertvollen Seltenheiten; erweise uns demnach die Huld, sie anzunehmen und Frieden sei auf dir! â Hierauf machte mir der König reiche Geschenke und erwies mir hohe Ehren, sodass ich ihm Segen erflehte und ihm für seine Freigebigkeit dankte.
Einige Tage später bat ich ihn um Erlaubnis abzureisen, konnte die Erlaubnis jedoch erst nach inständigem Bitten erlangen, worauf ich mich von ihm verabschiedete und mit Kaufleuten und anderen Gefährten von seiner Stadt ohne irgendwelches Verlangen nach Reise oder Geschäft heimwärts fuhr. Nachdem wir an manchen Inseln vorübergezogen waren, wurden wir auf halber Fahrt plötzlich von einer Anzahl Kanus umringt, in denen sich Menschen wie Teufel befanden, bewaffnet mit Bogen und Pfeilen und Schwert und Dolch und in Panzer und andere Rüstungen gekleidet. Sie überfielen uns und verwundeten und erschlugen alle, die sich ihnen in den Weg stellten, worauf sie uns, nachdem sie das Schiff mit seiner ganzen Ladung gekapert hatten, nach einer Insel schleppten, auf der sie uns für den niedrigsten Preis verkauften. Mich kaufte ein vermögender Mann, der mich nach seiner Wohnung nahm, mir zu essen und zu trinken gab, mich kleidete und in der freundlichsten Weise behandelte, sodass ich mich wieder aufrichtete und ein wenig beruhigte. Eines Tages fragte er mich: âVerstehst du
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