Märchen aus 1001 Nacht
ihm überbringen und ihm mitteilen, dass du ihn aufrichtig liebst.â So lebte ich bei dem König geraume Zeit in höchsten Ehren und in gröÃtem Ansehen und führte das schönste Leben, bis ich eines Tages, als ich im Palast saÃ, hörte, dass eine Anzahl Kaufleute aus jener Stadt ein Schiff zur Fahrt nach Basra ausrüsteten. Da sprach ich bei mir: Ich kann nichts Besseres tun, als mit diesen Leuten mitzureisen. Und mich sofort eilig aufmachend, küsste ich des Königs Hand und teilte ihm mit, dass es mein Wunsch wäre, mit jenem Schiff abzureisen, da ich mich nach meinen Angehörigen und meiner Heimat sehnte. Der König antwortete mir: âdu hast zu beschlieÃen; willst du jedoch bei uns bleiben, so sei es, denn du bist uns ein lieber Freund geworden.â Da versetzte ich: âBei Allah, mein Herr, du überhäufst mich mit deiner Huld und Güte, jedoch sehne ich mich nach meinen Angehörigen und meiner Heimat und Familie.â Als er meine Worte vernommen hatte, lieà er die Kaufleute, die das Schiff ausgerüstet hatten, vor sich entbieten und empfahl mich ihnen, worauf er mir reiche Geschenke aus seinem Schatz machte und für mich die Reise bezahlte. Nachdem er mir dann noch ein prächtiges Geschenk für den Kalifen Harun al-Raschid in Bagdad mitgegeben hatte, verabschiedete ich mich von ihm und allen meinen Bekannten, mit denen ich verkehrt hatte und stieg mit den Kaufleuten an Bord.
Gleich darauf segelten wir ab im Vertrauen auf Allah preis ihn, dem Erhabenen! -,und Wind und Fahrt waren uns günstig, sodass wir, von Insel zu Insel und von Meer zu Meer ziehend, schlieÃlich mit Allahs, des Erhabenen, Erlaubnis wohlbehalten in Basra anlangten, wo ich das Schiff verlieà und mich einige Tage und Nächte aufhielt, bis ich mich zurechtgemacht und meine Lasten aufgeladen hatte.
Alsdann zog ich nach Bagdad, der Stätte des Friedens, suchte den Kalifen Harun al-Raschid auf und überreichte ihm das Geschenk, indem ich ihm zugleich alle meine Erlebnisse berichtete. Der Kalif war über meine Geschichte aufs ÃuÃerste verwundert und befahl den Chronisten, sie aufzuschreiben und sie als Lehre für alle, die sie lesen, in seine Schatzkammer zu legen. Mit hohen Ehren von ihm ausgezeichnet, lebte ich dann wieder in Bagdad so wie in früherer Zeit und hatte bald in einem Leben voll lauter Lust und Fröhlichkeit alle meine Leiden und Drangsale vergessen. Solches, meine Brüder, sind die Abenteuer meiner sechsten Reise und so Allah, der Erhabene, will, erzähle ich euch morgen die Geschichte meiner siebten und letzten Reise.
Nachdem sich alles zugetragen hatte wie die früheren Male, nahm am folgenden Tage Sindbad, der Seefahrer seine Erzählung wieder auf.
Sindbads siebte Reise
Wisset, all ihr meine Brüder, Freunde und Gefährten, als ich das Reisen und den Handel aufgab, sprach ich bei mir: âIch habe genug an allem, was ich erlebt habeâ; und verbrachte meine Zeit fröhlich und vergnügt. Da erschallte eines Tages, als ich zu Hause mit meinen Freunden dasaà und der Becher unter uns kreiste, ein Klopfen an der Tür und als der Pförtner öffnete, trat ein Page herein und sprach: âDer Kalif entbietet dich zu sich.â Ich folgte ihm zur Majestät des Königs, küsste die Erde vor ihm und begrüÃte ihn, worauf er mich willkommen hieÃ, mich ehrenvoll aufnahm und zu mir sagte: âO Sindbad, ich habe ein Anliegen an dich; willst du es ausrichten?â Da küsste ich ihm die Hand und fragte ihn: âO mein Gebieter, was für ein Anliegen hat der Herr für den Sklaven?â Und er versetze: âIch wünsche, dass du zum König von Sarandib reisest und ihm unser Schreiben und unser Geschenk für sein Geschenk und sein Schreiben überbringst.â Bei diesen Worten zitterte ich und erwiderte: âBei Allah, dem Allmächtigen, O mein Herr, ich habe einen Ekel am Reisen bekommen und wenn ich nur die Worte âSeereiseâoder âReiseâ höre, dann zittern meine Glieder um all der Drangsale und Schrecken willen, die ich auszustehen hatte. In der Tat, ich trage nicht das geringste Verlangen hiernach, zumal da ich mich durch ein Gelöbnis gebunden habe, Bagdad nie mehr zu verlassen.â Hierauf erzählte ich dem Kalifen all meine Abenteuer von Anfang bis zu Ende und er verwunderte sich über die MaÃen und sagte: âBei dem Allmächtigen, O
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