Märchen aus 1001 Nacht
mit mir steht!â Ich wandte mich an die Tochter des Hirten und fragte sie: âKannst du ihn erlösen, dann sollst du alles haben, was ich an Vieh und Geld besitze.â Da lächelte sie und antwortete: âHerr, ich habe kein Verlangen nach deinem Geld und Gut oder deinen Schafen, aber ich erlöse ihn, doch nur unter zwei Bedingungen. Die eine ist, dass du mich mit ihm verheiratest und die andere, dass ich diejenige, die ihn verzaubert hat, zum Gespött machen und bannen darf, denn vor ihrer Bosheit ist niemand sicher.â Da sagte ich: âJa und noch mehr. Geld und Gut sollen dir und meinem Sohn gehören. Meine Base aber, die das meinem Sohn angetan und mich dazu gebracht hat, seine Mutter, meine Frau, zu schlachten, deren Blut sei dir erlaubt.â Aber sie sagte: âNein, doch will ich sie das kosten lassen, was sie andere hat kosten lassen.â Dann füllte die Tochter des Hirten eine Schale mit Wasser, sprach Beschwörungen und Zaubersprüche darüber und sagte dann zu meinem Sohn: âO Kalb, wenn du in dieser Gestalt vom Allmächtigen erschaffen wurdest, so bleibe in dieser Gestalt; wenn du verzaubert und verwunschen bist, dann verlass diese Gestalt und nimm mit Erlaubnis des Herrn der Schöpfung wieder deine menschliche Gestalt an.â Dann besprengte sie ihn aus der Schale mit Wasser, da erschauerte er und wurde wieder ein Mensch, nachdem er ein Kalb gewesen war. Ich hatte mich nicht in der Gewalt, sodass ich ohnmächtig auf ihn fiel. Ich kam wieder zu mir und er erzählte, was meine Base - das ist diese Gazelle hier bei mir - mit ihm und mit seiner Mutter getan hatte. âMein Sohnâ, sagte ich, âAllah hat uns jemanden gesandt, der dir, deiner Mutter und mir Genugtuung verschaffen wird ihr gegenüber.â Dann, O Dschinni, verheiratete ich ihn mit der Tochter des Hirten. Bei einer günstigen Gelegenheit verzauberte sie meine Base in eine Gazelle und sagte zu mir: âDas ist eine schöne Gestalt. Sie wird ständig, morgens und abends, um uns herum sein und da ist es am passendsten, wenn es eine schöne Gestalt ist, damit wir es nicht als böses Omen deuten, wenn wir sie erblicken.â Und sie blieb bei uns Tag und Nacht, Monat um Monat, Jahr um Jahr. Dann starb die Tochter des Hirten und mein Sohn reiste in die Stadt dieses Mannes, mit dem es dir so und so ergangen ist. Ich zog aus, um zu sehen, wie es meinem Sohn geht und nahm meine Base und das ist diese Gazelle, mit mir. So gelangte ich zu euch. Das ist meine Geschichte. Ist es nicht eine wunderliche, seltsame Geschichte?â Da sagte der Dschinni: âIch schenke dir ein Drittel seines Lebens.â Und da, O König Schahriyär, trat der zweite Scheich, der mit den zwei schwarzen Hunden, zu dem Dschinni vor und sprach: âIch will nun meinerseits erzählen, was ich mit diesen hier, diesen beiden Hunden, erlebt habe. Meine Geschichte ist wunderlicher und seltsamer als die Geschichte dieses Scheichs. Wenn ich sie dir erzähle, schenkst du mir dann ein Drittel seines Lebens?â - âJaâ, sagte der Dschinni. Er trat also vor und wollte reden...â
Die Geschichte des zweiten Scheichs
Mir ist berichtet worden, o glücklicher König, dass der zweite Scheich, der mit den beiden Hunden, sprach: âWas meine Geschichte betrifft, o Dschinni, meine Erlebnisse, nun, diese beiden Hunde sind zwei meiner Brüder. Wir waren drei Brüder, unser Vater starb und hinterlieà uns dreitausend Dinare. Ich eröffnete einen Laden und trieb Handel; ebenso meine Brüder, jeder eröffnete einen Laden. Aber schon bald verkaufte mein ältester Bruder - das ist einer von diesen beiden Hunden - alles, was er in seinem Laden hatte, für tausend Dinare, kaufte Waren und Handelsgut, rüstete sich zur Reise und blieb ein ganzes Jahr in der Ferne. Nach einem Jahr, als ich in meinem Laden war, trat ein Bettler auf mich zu, aber ich wies ihn ab. Da fragte er weinend: âKennst du mich denn nicht mehr?â Ich schaute ihn prüfend an und da war es mein Bruder. Ich stand auf, umarmte ihn, holte ihn in den Laden und fragte, wie es ihm ergangen war. Da sagte er: âFrag nicht! du siehst es ja; ich habe alles verloren!â Da führte ich ihn in das Bad, gab ihm eines von meinen Gewändern zum Anziehen und nahm ihn mit zu mir nach Hause. Dann prüfte ich meine Rechnungsführung für den Haushalt und für den Laden, fand, dass ich tausend
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