Märchen aus 1001 Nacht
durchzuschneiden, fing sie an zu weinen und zu brüllen âmuh muhâ und die Tränen flössen ihr über die Wangen. Ich wunderte mich darüber, Mitleid mit ihr ergriff mich, ich lieà von ihr ab und sagte zu dem Hirten: âBring mir eine andere!â Da rief meine Base: âSchlachte sie, den er hat keine schönere und fettere als sie. Lass uns zum diesjährigen Fest von ihrem Fleisch essen.â Ich trat wieder an sie heran, um sie zu schlachten, aber sie schrie wieder âmuh muhâ. Ich lieà von ihr ab und sagte zu dem Hirten: âSchlachte du sie stellvertretend für mich!â Der Hirt schlachtete sie, häutete sie, aber er fand kein Fleisch und kein Fett, nur Haut und Knochen. Da reute es mich, dass ich sie hatte schlachten lassen und sagte zu dem Hirten: âNimm alles für dich oder gibt es als Almosen, an wen du möchtest. Suche mir unter den Rindern ein fettes Kalb aus.â Der Hirt nahm die Kuh und entfernte sich und ich weià nicht, was er damit gemacht hat. Dann brachte er meinen Sohn, mein Herzblut, in Gestalt eines fetten Kalbes. Als mein Sohn mich sah, zerriss er den Strick, der um seinen Hals war, lief auf mich zu, warf sich vor mich hin und rieb seinen Kopf an meinen FüÃen. Ich wunderte mich darüber, Mitleid packte mich, Erbarmen und Zuneigung; Blut wurde hingezogen zu Blut, zu dem geheimen von Allah gefügten Urgrund und mein Herz pochte, als ich die Tränen des Kalbes, meines Sohnes, sah, wie sie auf seinen Wangen herabflossen. Das Kalb scharrte mit seinen Vorderhufen in der Erde, da lieà ich von ihm ab und sagte zu dem Hirten: âLass dieses Kalb bei den Schafen und behandle es gut. Ich lasse es frei. Bringe ein anderes!â Da schrie meine Base, diese Gazelle hier: âWir wollen aber dieses Kalb schlachten.â Da wurde ich zornig und sagte zu ihr: âIch habe auf dich gehört bei der Kuh und sie schlachten lassen, aber wir haben keinen Nutzen davon gehabt. Aber ich höre nicht auf dich, wo es darum geht, dieses Kalb zu schlachten. Ich lasse es frei, es wird nicht geschlachtet.â Doch sie drängte weiter: âDieses Kalb muss geschlachtet werden.â Ich nahm das Messer und fesselte das Kalb. Es ist berichtet worden, o mächtiger König, dass der erste Scheich, der mit der Gazelle, dem Dschinni und den anderen erzählte: âIch nahm das Messer und wollte das Kalb schlachten, aber es schrie und weinte, rieb sich an meinem Fuà und machte mir Zeichen mit seiner Zunge. Sein Verhalten beunruhigte mich, mein Herz bebte und mein Inneres fühlte sich zu ihm hingezogen, so lieà ich es frei und sagte zu meiner Frau: âEs ist deiner besonderen Obhut anvertraut, denn es ist freigelassen.â Dann versuchte ich meine Frau, diese Gazelle bei mir, zu begütigen und zu besänftigen. SchlieÃlich schlachtete ich ein anderes Kalb und versprach ihr, dieses zum Fest im kommenden Jahr zu schlachten. Dann verbrachten wir die Nacht und als Allah es Morgen werden lieÃ, kam der Hirt unbemerkt von meiner Frau zu mir und sagte: âHerr, ich bringe dir eine frohe Nachricht, für die ich ein Geschenk verdiene.â - âSprichâ, sagte ich, âdas Geschenk ist dir sicher.â Da berichtete er: âHerr, ich habe eine Tochter, die sich der Kunst des Wahrsagens und der Zauberei, der Amulettanfertigung und der Beschwörung ergeben hat. Als ich gestern Abend das Kalb, das du freigelassen hast, mit mir ins Haus brachte, um es heute früh mit den Kühen auf die Weide zu lassen, schaute meine Tochter es an und begann zu lachen und zu weinen. Ich fragte sie: âWarum lachst du und warum weinst du?â Da sagte sie: âIch lache, weil dieses Kalb der Sohn unseres Herrn ist, dem alles Vieh hier gehört; er ist von der Frau seines Vaters verzaubert worden.
Deswegen lache ich. Und ich weine wegen seiner Mutter, weil sein Vater sie hat schlachten lassen.â Kaum war die Morgendämmerung angebrochen, da kam ich zu dir, um dir die Nachricht von deinem Sohn zu bringen.â Als ich seine Worte hörte, O Dschinni, schrie ich auf und wurde ohnmächtig. Dann kam ich wieder zu mir und machte mich mit ihm zusammen auf den Weg; endlich gelangte ich zu seinem Haus, trat ein zu meinem Sohn, warf mich auf ihn und küsste ihn unter Tränen. Er wandte den Kopf nach mir, Tränen flössen seine Wangen herab und er machte mir ein Zeichen mit der Zunge: âSieh, wie es
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