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Märchen aus 1001 Nacht

Märchen aus 1001 Nacht

Titel: Märchen aus 1001 Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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und wartete eine Stunde lang auf ihn; da trat ihr Vater zu ihr ein. Er war trostlos ob all dessen, was ihm durch den Sultan widerfahren war; dass er ihn gezwungen und seine Tochter gewaltsam einem seiner Diener vermählt hatte und noch dazu einem elenden buckligen Stallknecht. Und er hatte zu sich selber gesagt: “Ich will meine Tochter erschlagen, wenn sie sich diesem Verfluchten zu Eigen gegeben hat.” So war er bis zum Brautgemach gegangen, an die Tür getreten und hatte gerufen: “O Sitt el-Husn!” Da antwortete sie: “Hier bin ich, o mein Herr!” Dann kam sie heraus, noch unsicheren Fußes nach all den Freuden der Nacht; und sie küsste den Boden und ihr Gesicht hatte an Glanz und Anmut noch zugenommen, seit jener gazellengleiche Jüngling zu ihr in die Kammer gekommen. Als aber ihr Vater sie in diesem Zustande sah, da fragte er sie: “O du Verfluchte, freust du dich so um dieses Pferdeknechtes willen?” Wie Sitt el-Husn die Worte ihres Vaters hörte, lächelte sie und sagte: “Bei Allah, genug an dem, was gestern vorging, als die Gäste über mich lachten und mich mit dem Knecht verglichen, der nicht einmal soviel wert ist wie ein Span von dem Fingernagel meines Gemahls! Bei Allah, noch nie in meinem ganzen Leben habe ich eine Nacht so schön wie die von gestern verbracht. Darum spotte meiner nicht länger, indem du mich an jenen Buckligen erinnerst.” Als ihr Vater diese Worte von ihr hörte, entbrannte er vor Zorn, seine Augen verfärbten sich und er rief: “Wehe dir, was für Worte sind dies! Der bucklige Knecht verbrachte die Nacht bei dir!” “Ich beschwöre dich bei Allah”, erwiderte sie, “nenne ihn nicht mehr, dessen Vater Allah verdamme! Und scherze nicht länger! Denn der Knecht war nur gedungen um zehn Dinare und er nahm seinen Lohn und ging seiner Wege. Ich aber trat in das Brautgemach und fand meinen Gemahl dort sitzen, ihn, dem mich zuvor die Sängerinnen entschleiert hatten; jener war es, der rotes Gold unter sie ausgeteilt hatte, bis die Armen unter den Gästen reich geworden waren. Ich verbrachte die Nacht an der Brust meines zarten Gatten mit den schwarzen Augen und den zusammengewachsenen Brauen.” Und als ihr Vater diese Worte gehört, wurde das Licht vor seinen Augen in Dunkel zerstört und er schrie sie an: “O du Buhldirne, was sagst du da? Wo blieb dein Verstand?” “Väterchen”, erwiderte sie, “du brichst mir das Herz; genug, dass du so hart warst gegen mich! Wahrlich, dieser mein Gatte, der mir die Mädchenschaft nahm, ist nur zum Abtritt gegangen; und ich fühle, dass ich von ihm empfangen habe.” Da ging ihr Vater in großer Verwunderung hin zum Abtritt und fand dort den buckligen Stallknecht mit dem Kopf im Loch und den Beinen in der Luft. Bei diesem Anblick wurde der Wesir ganz ratlos und sagte: “Das ist er ja, der Bucklige!” Und er rief ihn an: “He, Buckliger!” Doch der Knecht grunzte: “Heb dich von dannen! Heb dich von dannen!” denn er glaubte, der da spräche, sei der Dämon. Und der Wesir rief nochmals und sagte: “Sprich, oder ich werde dir mit diesem Schwert den Kopf abschlagen.” Da sprach der Bucklige: “Bei Allah, O Scheich der Dämonen, seit du mich hier hineingesteckt hast, habe ich den Kopf noch nicht gehoben; ich beschwöre dich bei Allah, habe Mitleid mit mir!” Als aber der Wesir die Worte des Buckligen hörte, fragte er: “Was redest du da? Ich bin der Vater der Braut, ich bin kein Dämon!” Jener erwiderte: “Genug, dass du mir das Leben nehmen wolltest! Geh jetzt deines Weges, ehe der über dich kommt, der mich also zugerichtet hat. Konntet ihr mich nicht irgendeiner anderen vermählen als gerade der Geliebten von Büffeln und der Liebsten von Dämonen? Allah verfluche den, der mich mit ihr vermählt hat und den, der das hier veranlasst hat!” Da sprach der Wesir zu ihm: “Steh auf und verlasse diesen Ort!” “Bin ich verrückt”, rief der Knecht, “dass ich ohne die Erlaubnis des Dämonen mit dir ginge, während der zu mir gesagt hat: Wenn die Sonne aufgeht, komm heraus und geh deines Weges. Ist die Sonne aufgegangen oder nicht? Ich kann diesen Ort nicht eher verlassen, als bis die Sonne aufgegangen ist.” Der Wesir fragte ihn: “Wer hat dich hierhergebracht?” Er antwortete: “Ich kam gestern Abend

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