Märchen aus 1001 Nacht
hierher, um ein dringendes Bedürfnis zu verrichten; und siehe, da kam eine Maus aus dem Wasser und quietschte und wurde immer gröÃer, bis sie die Gestalt eines Büffels erreicht hatte; der sprach Worte zu mir, die mir ins Ohr eingingen. Dann lieà er mich hier so und ging davon; Allah verfluche die Braut und den, der mich mit ihr vermählte!â Da trat der Wesir zu ihm und zog ihn aus dem Abtrittloch heraus; er aber lief eilends davon und glaubte noch kaum, dass die Sonne aufgegangen war und er ging zum Sultan, dem er alles berichtete, was ihm mit dem Dämonen widerfahren war. Der Wesir jedoch, der Vater der Braut, ging ins Haus zurück, in groÃer Sorge um seine Tochter und er sprach: âLiebe Tochter, erkläre mir, wie es mit dir steht.â Sie antwortete: âDer Bräutigam, vor dem ich gestern entschleiert wurde, verbrachte die Nacht bei mir und nahm mir die Mädchenschaft und ich habe von ihm empfangen. Wenn du mir nicht glaubst, so liegt dort sein Turban, gewunden noch, wie er war, auf dem Stuhl; und seine Hose liegt unter dem Bett und darein ist etwas gewickelt, von dem ich nicht weiÃ, was es ist.â Als ihr Vater diese Worte hörte, ging er in die Brautkammer hinein und fand den Turban des Bedir Edin Hassan, des Sohnes seines Bruders; er nahm ihn sofort in die Hand, wandte ihn um und sprach: âDies ist ein Turban, wie ihn Wesire tragen; denn er ist aus Musselin.â Dann erblickte er etwas wie ein Amulett, das in den Tarbusch eingenäht war; und er nahm ihn und trennte ihn auf. Er hob auch die Hose auf und fand den Beutel mit den tausend Dinaren und öffnete ihn und darin sah er ein beschriebe nes Papier. Das las er und er entdeckte so den Kaufbrief des Juden; der lautete auf den Namen des Bedir Edin Hassan, des Sohnes des Nur Edin ,Ah, des Ãgypters; und auch die tausend Dinare waren darin. Kaum aber hatte Schems Edin das Blatt gelesen, als er laut aufschrie und in Ohnmacht zu Boden fiel; und als er erwachte und das Ganze zu begreifen begann, da staunte er und rief: âEs gibt keinen Allah auÃer Allah, der allmächtig ist über alle Dinge! WeiÃt du, O meine Tochter, wer dein rechtmäÃiger Gemahl geworden ist?â âNeinâ, sagte sie und er: âWahrlich, er ist der Sohn meines Bruders, dein Vetter und diese tausend Dinare sind seine Morgengabe für dich. Preis sei Allah! Wüsste ich nur, wie all das gekommen ist!â Darauf öffnete er das eingenähte Amulett und fand darin ein beschriebenes Papier und darauf eine Unterschrift in der Hand seines Bruder Nur Edin, des Ãgypters, des Vaters von Bedir Edin Hassan. Als er die Handschrift sah, sprach er die Verse:
Ich sehe ihre Spuren und ich vergehe vor Sehnsucht,
An ihren verlassenen Stätten vergieÃe ich meine Zähren.
Aber ich bitte ihn, der mir die Trennung von ihnen brachte,
Er möge eines Tages mir gnädig die Heimkehr gewähren.
Als er geendet hatte, las er die Urkunde und fand darin aufgeführt die Daten der Verlobung seines Bruders mit der Tochter des Wesirs von Basra und seiner Hochzeit mit ihr und der Geburt des Bedir Edin Hassan und die ganze Lebensgeschichte seines Bruders bis zum Tage seines Todes. Da staunte er sehr und zitterte vor Freude und er verglich das, was sein Bruder erlebt hatte, mit dem, was ihm selbst wieder fahren war; so fand er, dass alles genau übereinstimmte: die Zeit seiner Verlobung mit der seines Bruders, ebenso die seiner Hochzeit und auch die Zeit der Geburt des Bedir Edin stimmte zu der seiner Tochter Sitt el-Husn. Da nahm er die Urkunde, ging damit zum Sultan und erzählte ihm von Anfang bis zu Ende, was geschehen war; und der König staunte und befahl, dass es sofort aufgezeichnet werden sollte. Dann erwartete der Wesir den ganzen Tag hindurch den Sohn seines Bruders, aber er kam nicht; und er wartete einen zweiten Tag und einen dritten und so bis zum siebenten Tag, ohne dass Nachricht von ihm kam.
Da sagte er: âBei Allah, ich will eine Tat tun, wie sie vor mir noch niemand getan hat!â Er nahm Tintenkapsel und Rohrfeder und zeichnete auf ein Papier den Plan des ganzen Hauses; und er zeigte, wie die Kammer lag und wo ein Vorhang hing und so mit allem, was in dem Hause war. Dann faltete er die Zeichnung zusammen; und er lieà die zurückgelassenen Sachen bringen, nahm Bedir Edins Turban und Tarbusch, Gewand und Beutel, trug das Ganze in sein Zimmer, schloss es ein mit eisernem Schlosse
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