Märchen aus 1001 Nacht
Die Schlanke, wenn auch die Jugend ihr zurät: Schreite einher! So sprechen doch ihre Hüften: Setz dich und gehe nicht mehr! Und bitte ich um ihre Gunst, hör ich, wie die Schönheit spricht.
Gewähre! Doch ihre Scheu rät zierend: Tue es nicht!
So oft nun die Braut ihre Augen auftat, sagte sie: âO Allah, mache diesen zu meinem Gatten und befreie mich von dem buckligen Knechte da!â So hatten sie die Braut in all den sieben Gewändern dem Bedir Edin Hassan gezeigt, während der bucklige Knecht allein dasaÃ. Und als sie diesen Teil der Feier beendet hatten, entlieÃen sie die Menge; alle, die bei der Hochzeit waren, Frauen und Kinder, gingen fort und niemand blieb da auÃer Bedir Edin Hassan und dem buckligen Knecht. Darauf führten die Kammerfrauen die Braut hinein in ein inneres Gemach, wo sie ihr den Schmuck und die Gewänder abnahmen und sie für den Bräutigam bereitmachten. Nun trat der bucklige Knecht zu Bedir Edin Hassan und sagte: âO mein Herr, du hast uns heute Abend durch deine Gesellschaft erfreut und durch deine Güte überwältigt; doch willst du jetzt nicht aufstehen und davongehen?â Jener erwiderte: âIn Allahs Namen, so sei es!â Dann stand er auf und ging zur Tür hinaus; dort aber trat ihm der Dämon entgegen und sagte: âBleib, o Bedir Edin! Und wenn der Bucklige hinausgeht auf den Abtritt, so geh du hinein, zaudere nicht, sondern setze dich in die Kammer; doch wenn die Braut kommt, sprich zu ihr: âIch bin dein Gemahl; denn der König ersann diese List nur, weil er um dich besorgt war wegen des bösen Blicks. Der, den du sähest, ist nur einer von unseren Stallknechten. Dann tritt auf sie zu und entschleiere ihr Antlitz; denn uns beseelt der Eifer um dich in dieser Sache!â Während Hassan noch mit dem Dämon sprach, siehe, da ging der Knecht hinaus und er trat in den Abtritt und setzte sich auf den Stuhl. Aber da kam der Dämon in Gestalt einer Maus aus dem Becken hervor, in dem das Wasser stand und quietschte: âPiep!â Der Bucklige rief: âWas ist mit dir?â Da fing die Maus an zu wachsen, bis sie zu einer Katze wurde und die schrie: âMiau! Miau!â Und sie wuchs noch immer, bis sie zu einem Hund wurde und der bellte: âWau! Wau!â Als aber der Knecht das sah, erschrak er und rief aus: âHinweg mit dir, du Unheilswesen!â Aber der Hund wuchs und schwoll, bis er zu einem Esel wurde; der brüllte und schrie ihm ins Gesicht: âIah! Iah!â Da zitterte der Bucklige und rief: âKommt mir zu Hilfe, ihr Leute vom Haus!â Aber siehe, der Esel wuchs und wurde so groà wie ein Büffel und versperrte ihm den Weg und sprach mit menschlicher Stimme: âWehe dir, O du Buckliger, du Stinktier!â Den Knecht aber drängte der Leib und er setzte sich mit seinen Kleidern auf das Abtrittloch und seine Zähne schlugen klappernd aufeinander. Da sprach der Dämon zu ihm: âIst die Welt so eng, dass du keine andere fandest zum Weibe als meine geliebte Herrin?â Als jener schwieg, fuhr der Dämon fort: âAntworte mir, oder ich mache die Erde zu deiner Wohnung!â
âBei Allahâ, rief der Bucklige, âdies ist nicht meine Schuld; man hat mich dazu gezwungen. Ich wusste nicht, dass sie einen Geliebten unter den Büffeln hatte; aber jetzt bereue ich, zunächst vor Allah und dann vor dir.â Darauf sprach der Dämon: âIch schwöre dir: wenn du jetzt diesen Ort verlässt oder vor Sonnenaufgang nur ein Wort sprichst, so schlage ich dich tot. Wenn aber die Sonne aufgeht, so ziehe deines Weges und kehre nie in dieses Haus zurück!â Darauf packte der Dämon den buckligen Knecht, steckte ihn mit dem Kopf nach unten und den FüÃen nach oben in das Abtrittloch hinein und sagte: âIch lasse dich hier, aber ich bewache dich bis Sonnenaufgang!â So weit der Bucklige! Was aber Bedir Edin Hassan angeht, so hatte er inzwischen die beiden ihrem Zank überlassen, war ins Haus gegangen und hatte sich mitten in die Kammer gesetzt; und siehe, herein trat die Braut, begleitet von einer alten Frau, die an der Tür stehen blieb und sagte: âO Vater des geraden Wuchses, steh auf und nimm, was Allah dir anvertraut!â Darauf ging die Alte fort und die Braut, geheiÃen Sittel-Husn, das ist die Herrin der Schönheit, trat in den inneren Teil der Kammer, gebrochenen Herzens und sagte: âBei Allah,
Weitere Kostenlose Bücher