Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre
„Brich sie weg!“
Bruder Rabbit holte sein Taschenmesser heraus und brach sie ab. Dann nahm er die Harzkugel mit den darin steckenden Zähnen und rannte zu seiner Muhme Mammy-Bammy.
Als die Kaninchen-Zauberin Bruder Rabbit mit den Giftzähnen der Klapperschlange erblickte, sagte sie: „Nun, Söhnchen Riley Rabbit, du brauchst nicht noch mehr Verstand. Ich gebe dir keinen mehr, denn du hast schon viel zuviel, und hättest du noch mehr davon, wärest du für alle Tiere in Wald und Feld gefährlich.“
Bruder Rabbit war sehr stolz auf sich und antwortete: „Oh, dann bin ich der klügste Mann der Welt!“ Die alte Muhme Mammy-Bammy nahm ihn am Schlafittchen, schüttelte ihn durch und rief: „Vergiß dich niemals, Riley Rabbit, mein Söhnchen Riley, Prahlhänse sind keine klugen Männer. Das Leben wird dir noch manche Lehre erteilen, und du wirst wirklich weise werden.“ L. W. Chwostenko
Die kluge Meise und der Fuchs
Ein Märchen aus Rumänien
Der Fuchs hatte lange nichts gefressen und kam heißhungrig an einen Baum, wo eine Meise ihr Nest hatte.
„Gib deine Jungen her“, rief er der alten Meise zu, „sonst schlage ich mit meinem Schwanz den Baum um und fresse dich!“
Die Meise erschrak sehr und konnte lange kein Wort sprechen. Endlich, als sie sich erholt hatte, sagte sie: „Ach, lieber Fuchs, lasse mir meine Jungen, sie sind ja so winzig klein, daß du an ihnen deinen Hunger nicht stillen kannst. Willst du mir folgen, so verschaffe ich dir reichlich Speise.“
„Laß sehen!“ meinte der Fuchs.
Die Meise flog nun an die Landstraße, und der Fuchs folgte ihr von weitem. Da saßen zwei Frauen, die hatten neben sich Körbe mit Backwerk. Die Meise flog in die Nähe und hüpfte hin und her, als ob sie nicht recht fliegen könnte. Die Frauen bekamen Lust, das kleine Vöglein zu fangen, um ihren Kindern damit eine Freude zu machen. Sie standen auf und liefen ihm nach, um es zu erhaschen, aber die Meise hüpfte immer weiter fort. Der Fuchs schlich indessen zu den Körben hin und fraß alles, was darinnen war, und wurde satt. Als das die Meise gesehen hatte, hob sie sich hoch in die Luft und flog zu ihrem Nest. Die beiden Frauen machten lange Gesichter, und als sie ihre Körbe umgeworfen und leer fanden, da ärgerten sie sich erst recht über ihre Torheit.
Der Fuchs aber kam zum Baum und rief der Meise zu: „Hoho! Du bist noch nicht frei, schaffe mir auch zu trinken!“ „So folge mir!“ sprach die Meise und flog wieder auf die Landstraße.
Da fuhr eben ein Mann und hatte auf dem Wagen ein Faß voll Wein. Die Meise setzte sich auf das Faß und fing an am Spundloch zu picken. Der Mann schlug nach ihr mit der Peitsche. Sie huschte schnell weg, aber gleich war sie wieder da. Da ward der Fuhrmann zornig, nahm seine Axt und zielte nach dem Vogel, die Meise entkam, die Axt aber traf das Spundloch, und der Wein strömte zu Boden. Als der Wagen weitergefahren war, schlich der Fuchs heran und soff sich voll.
„Bist du jetzt zufrieden?“ fragte die Meise.
„Hoho! Noch nicht!“ rief der Fuchs. „Jetzt will ich auch einmal lachen und mein Vergnügen haben.“
„So folge mir!“ sprach die Meise zum Fuchs, und sie flog zu einer Tenne.
Der Fuchs schlich heran und kroch auf den Hahnenbalken. Da droschen zwei ungarische Drescher, ein junger und ein alter mit einem Kahlkopf. Die Meise setzte sich dem Alten auf die Glatze. Vergebens griff und schlug er nach ihr. Flink huschte sie weg, und als er aufs neue anfing zu dreschen, flog sie ihm auf die Schulter und wieder auf den Kopf und wieder auf die Schulter. Da ward der Alte ärgerlich und rief seinem jungen Kameraden zu: „Schlag zu, Stephan!“ Der schlug mit dem Dreschflegel nach der Meise, sie entkam, der Schlag aber traf den Kopf des Alten, daß er gleich eine Beule bekam. Da lachte der Fuchs oben auf dem Hahnenbalken so gewaltig, daß er sich nicht mehr halten konnte. Er plumpste hinab in die Tenne, und der Bursche, nicht faul, klopfte ihm mit dem Dreschflegel den Pelz aus, daß ihm das Lachen verging. Nur mit genauer Not rettete er sein Leben.
Die Meise aber flog vergnügt zu ihrem Nest.
Der Hase und der Wolf
Ein armenisches Märchen
Zur Winterszeit lief die Häsin Stummelschwanz einem hungrigen Wolf ins Gehege.
„Stehenbleiben!“ schrie der graue Räuber.
Ermattet, da sie schon seit Tagen weder Kohlblatt noch Gras gefunden hatte, versuchte die Häsin erst gar nicht ihr Glück in der Flucht. Doch als der Wolf breitbeinig vor ihr stand und
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