Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre
herrliches Mittagessen für mich, sagte sich der Schakal und schlich zu dem Baum.
Das Huhn mit seinem scharfen Auge aber gewahrte den Feind. Es gackerte los, flatterte in die Höhe und setzte sich auf einen Ast des Baumes.
Der Schakal ging dicht an den Stamm heran und sagte freundlich zu dem Huhn: „Hast du schon das Neueste gehört? Unter allen Tieren und Vögeln ist Frieden verkündet worden! Von nun an müssen wir Freunde sein. Flieg also herunter! Wir wollen unsere alte Feindschaft vergessen und friedlich miteinander plaudern.“
Ach, du arger Betrüger, du! sagte zu sich das Huhn.
Mit langem Hals blickte es, Rettung suchend, in die Runde; es drehte den Kopf nach allen Seiten, wobei die roten Gehänge an seinem Schnabel hin und her schlackerten und aus seiner Kehle ein Glucksen kam.
„Was hast du denn? Du bist ja ordentlich erschrocken!“ erkundigte sich der Schakal.
„Wie sollte ich nicht erschrecken? Vom Kischlak kommt eine Meute Hunde hierhergerast, und da habe ich Angst, die könnten mich fressen.“
Kaum hatte das der Schakal gehört, machte er sich auf und davon.
„Wo willst du denn hin? Ich denke, zwischen Tieren und Vögeln ist Frieden geschlossen worden“, rief ihm das Huhn nach.
„Und wenn nun die Hunde von dem Frieden nichts wissen?“ rief der Schakal zurück und suchte Hals über Kopf das Weite.
So rettete sich das gewitzte Huhn vor dem Schakal.
Sygsegyr und die sieben Glatzköpfe
Ein mongolisches Märchen
Man erzählt sich, daß in der guten alten Zeit im Reiche des Khans der Eselsohren ein Armer mit Namen Sygsegyr und sieben kahlköpfige Reiche lebten. Die sieben Glatzköpfe haßten den Armen, weil er sich oft genug über sie lustig machte und sie zum Narren hielt. Zu allem Ärger aber besaß Sygsegyr einen prachtvollen Haarschopf, während sie, die Reichen und Angesehenen, ganz kahle Köpfe hatten, die wie Steine am Ufer nackt und glänzend waren. Und zum dritten hatte der Arme seine Jurte dicht vor ihre Nase gesetzt. Grund genug also, um ständig böse auf diesen Habenichts zu sein.
Eines Tages, als Sygsegyr fremde Pferde hütete, machten sich die Reichen, ohne lange zu überlegen, an seine Jurte heran und zündeten sie an. „Jetzt wird er endlich nicht mehr lachen!“
Als Sygsegyr heimkam, hatte er keine Behausung mehr, sie war abgebrannt. Der Arme begriff natürlich gleich, daß die sieben Glatzköpfe sein Zelt in Brand gesteckt hatten. Er sprach jedoch mit ihnen kein Wort darüber, sondern nahm einen Sack zur Hand, schüttete Asche und Kohle hinein, warf ihn sich über die Schultern und ging damit in die nächste Stadt.
Sygsegyr lief die Straßen auf und ab und stieß dabei jedermann mit seinem Sacke an.
Da begegnete ihm ein reicher Kaufmann, von dem es hieß, daß er sich um die Gunst des Khans bemühe. Sygsegyr rempelte auch ihn recht kräftig an. Der Kaufmann ärgerte sich und begann zu schimpfen: „Was hast du denn in deinem Sack? Paß besser auf!“ Er sah ein Lächeln auf Sygsegyrs Lippen und schrie noch mehr: „Laß mal sehen, was du da herumschleppst!“
„Ich habe Gold und Silber im Sack als Geschenk für den Khan. Doch kann ich’s dir nicht beweisen. Sieht nämlich ein anderer in den Sack, so verwandelt sich das Silber sofort in Asche, das Gold aber in Kohle. Darum kann ich dir also nicht zeigen, was drin ist.“
Der Reiche griff nach dem Sack und sagte heftig: „Schwindel! Her mit dem Sack. Wollen doch mal sehen, ob du gelogen hast. Wenn sich Asche und Kohle drin befinden, so werde ich ihn mit Silber und Gold wieder vollschütten.“
„Nun, dann schau hinein!“ antwortete Sygsegyr.
Der Kaufmann warf einen Blick in den Sack, aber er erblickte nur Asche und Kohle.
„Habe ich es dir nicht gleich gesagt, daß du nicht hineinsehen sollst?“ schrie Sygsegyr. „Jetzt werde ich dich beim Khan verklagen, daß du sein Gold in Kohle verwandelt hast.“
Dem reichen Kaufmann wurde himmelangst. Der Khan durfte nicht schlecht über ihn denken. So schüttete er dem listigen Sygsegyr den Sack voll Silber und Gold und bat ihn, den Khan nicht zu belästigen.
Der Arme lud sich die kostbare Last auf den Rücken, ging heim und fing dort vor den Augen seiner glatzköpfigen Nachbarn an, das Gold und Silber zu zählen. Sie platzten schier vor Neid und verloren fast den Verstand. Dann aber besannen sie sich und fragten: „Wie kamst du zu solchem Reichtum?“
Sygsegyr antwortete lächelnd: „Ich füllte den Sack mit der Asche und Kohle meiner abgebrannten
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