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Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre

Titel: Märchen, Der Falke unter dem Hut ab 9 Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viele Verschiedene
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schimpfend in den Schweinestall, warf ihnen Heu und Stroh in den Trog und verschloß die Tür.
    Nach einer Reihe von Tagen, als der Frost milder wurde, ritt Eulenspiegel nach Hannover zurück. Er hatte sich andere Kleider angezogen und wollte sehen, wie der Wirt die Blinden versorgte.
    Die Herberge war wie immer voller Gäste. Die Mägde sprangen hin und her, um Kannen und Teller zu füllen, während der dicke Wirt mit seinem Zahlbrett durch die Stube schlurfte und das Geld einnahm.
    Eulenspiegel setzte sich an die große Tafel und rief: „Nun, Herr Wirt, was gibt es Neues?“
    „Nichts als Ärger und Verdruß“, knurrte der Wirt und zählte das Geld auf dem Brett. „Kamen mir doch vor einigen Tagen diese zwölf blinden Betrüger ins Haus...“
    „Was sagt Ihr, es waren Blinde?“
    „Ja, Blinde. Eine schöne Geschichte erzählten sie mir von einem reichen Herrn, der ihnen zwölf Gulden schenkte, und daß ich für sie kochen sollte, bis der ärgste Frost vorüber sei. Die Unglücklichen dauerten mich. Ich kochte und briet und buk. Wie reiche Leute umsorgte ich sie, um endlich zu erfahren, daß sie nicht einen Pfennig besaßen, die elenden Betrüger! Ich habe sie in den Schweinestall gesperrt. Dort können sie darüber nachdenken, was es heißt, ehrliche Leute zu prellen.“
    „In den Schweinestall habt Ihr sie gebracht?“ sagte Eulenspiegel empört. „Die Blinden in den Schweinestall? Sollen die armen Leute erfrieren? Und wenn ich durch die ganze Stadt laufen muß, ich werde Euch einen Bürgen für die Blinden suchen, wenn Ihr das Geld nicht missen könnt.“
    Das fette Gesicht des Wirtes wurde vor Ärger feuerrot, und er schlich wortlos hinaus, um die Blinden in die Stube zu holen.
    Eulenspiegel aber ging zu dem Hause eines reichen Priesters. „Guten Abend, lieber Pfarrer“, grüßte er. „Der Wirt am Tor hat den Verstand verloren! Wollt Ihr nicht kommen und ihm beistehen?“
    Der Priester saß gerade beim Abendbrot und ließ sich nicht stören. „Da ist am ersten Tage wenig zu machen“, sprach er endlich. „Ich werde übermorgen kommen und ihm helfen.“
    „Dank! Vielen Dank“, sagte Eulenspiegel und lief in die Herberge zurück. Damit der Wirt ihm aber glaubte, ging er noch einmal mit dessen Frau zum Pfarrhof.
    „Ich werde übermorgen kommen und deinem Manne helfen“, rief der Priester ungeduldig, als er die beiden erblickte.
    Die Frau meinte, er wolle kommen und die Zeche bezahlen. Sic gab sich zufrieden, erzählte es ihrem Manne, und der ließ die Blinden weiterwandern. Auch Eulenspiegel verließ die Herberge und ritt von dannen.
    Nach drei Tagen schickte der Wirt seine Frau zum Priester und forderte die zwölf Gulden.
    „Macht Euch keine Sorgen, liebe Frau“, meinte der. „Solche Kranken pflegen immer Geld zu verlangen, das ihnen nicht zusteht. Der böse Geist ist schuld daran.“
    „Das ist kein böser Geist“, sagte die Frau. „Sie sollen ihm die Kost bezahlen.“ Doch der Pfarrer blieb dabei, daß der Wirt den Verstand verloren habe und deshalb von ihm zwölf Gulden fordere.
    Endlich wurde die Frau ärgerlich. „So pflegen Schelme und Lügner zu sprechen, die ihre Schuld nicht bezahlen wollen“, rief sie und eilte nach Hause. Als der Mann vernahm, was der Priester gesagt hatte, wurde er so wütend, daß er einen Spieß ergriff und fluchend und lärmend durch die Straßen lief.
    „Ich will mein Geld!“ brüllte er vor dem Pfarrhof.
    Der Priester rief, zitternd vor Angst, die Nachbarn zu Hilfe und murmelte ein über das andere Mal: „Der böse Geist hat ihm den Verstand geraubt. Der böse Geist hat ihm den Verstand geraubt.“
    Zum Schluß mußte der Wirt ohne die zwölf Gulden nach Hause gehen. Doch da er allzu habgierig war, schrie er immer, wenn er den Priester traf: „Ich will mein Geld!“ Und der Priester murmelte: „Der böse Geist hat ihm den Verstand geraubt.“
    Das währte so lange, bis alle Leute in der Stadt glaubten, der Wirt habe wirklich den Verstand verloren, und darum seine Herberge mieden. Auch unter den Fremden sprach sich die Geschichte herum, und der geldgierige Mann konnte die Gulden und Pfennige bald nicht mehr zusammenscheffeln. Schließlich wollte niemand mehr bei ihm einkehren, und er mußte seine Herberge schließen.

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