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Maerchen Fuer Kinder

Titel: Maerchen Fuer Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Christian Andersen
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Vögel dort oben!« sagten die Rosen, »sie wollen jetzt auch anfangen zu singen! – Sie verstehen es noch nicht recht, aber es wird schon kommen! – Was das für ein großes Vergnügen sein muß! Es ist recht ergötzlich, solche lustige Nachbarn zu haben!«
    Gleichzeitig kamen zwei Pferde im Galopp an, sie sollten getränkt werden; ein Bauernknabe saß auf dem einen, und er hatte alle seine Kleider, seinen schwarzen, großen und breiten Hut ausgenommen, abgelegt. Der Knabe pfiff gerade, als wenn er ein kleiner Vogel wäre, und ritt dann in die tiefste Stelle des Teiches; und als er zum Rosenstock herüber kam, riß er eine der Rosen ab und steckte sie auf den Hut, so glaubte er recht geputzt zu sein, und ritt dann damit fort. Die andern Rosen blickten ihrer Schwester nach und fragten einander: »Wohin reist sie?«, aber das wußte keine.
    »Ich möchte wohl in die Welt hinaus!« sagte die eine Rose zur andern; »aber hier zu Hause in unserm eigenen Grünen ist es auch schön! Am Tage scheint die Sonne warm und nachts glänzt der Himmel noch schöner; das können wir durch die vielen, kleinen Löcher sehen, die darin sind!«
    Das waren die Sterne, von denen sie glaubten, jeder sei ein Loch; die Rosen wußten es nicht besser!
    »Wir beleben ringsum das Haus,« sagte die Sperlingsmutter, »und Schwalbennester bringen Glück, sagen die Leute, deshalb freuen sie sich, uns zu haben. Aber jene Nachbarn dort, so ein ganzer Rosenstrauch an der Mauer hinauf, verursacht Feuchtigkeit. Ich hoffe, er wird wohl fortgeschafft werden, dann kann doch Korn da wachsen. Rosen sind nur zum Ansehen und daran zu riechen, oder höchstens sie auf den Hut zu stecken. Jedes Jahr, das weiß ich von meiner Mutter, fallen sie ab, die Bauerfrau legt sie mit Salz ein, sie bekommen einen französischen Namen, den ich nicht aussprechen kann, und um den ich mich auch nicht kümmere; und dann werden sie aufs Feuer gestreut, wenn es gut riechen soll. Sieh! das ist nun ihr Lebenslauf! Sie sind zu nichts als für Augen und Nase da. Nun wißt Ihr es!«
    Als es Abend wurde und die Mücken in der warmen Luft tanzten, wo die Wolken schön rot waren, kam die Nachtigall und sang den Rosen vor, daß das Schöne dem Sonnenschein in dieser Welt gleiche, und das Schöne ewig lebe. Die Rosen aber glaubten, daß die Nachtigall sich selbst besinge, und das konnte man ja auch denken. Es fiel ihnen gar nicht ein, daß sie es waren, denen der Gesang galt, sie freuten sich aber darüber und sannen nach, ob nicht alle die jungen Sperlinge auch zu Nachtigallen werden könnten.
    »Ich verstand sehr wohl, was der Vogel sang!« sagten die jungen Sperlinge; »da war nur ein Wort, welches ich mir nicht erklären kann: Was ist das Schöne?«
    »Das ist nichts,« sagte die Sperlingsmutter, »das ist nur so ein Schein. Oben auf dem Rittergute, wo die Tauben ihr eigenes Haus haben und jeden Tag Erbsen und Korn in den Hof gestreut bekommen – ich habe mit ihnen gegessen und dazu sollt Ihr auch gelangen: Sage mir, mit wem Du umgehst, und ich werde Dir sagen, wer Du bist – dort oben auf dem Herrengute halten sie zwei Vögel mit grünen Hälsen und einem Kamm auf dem Kopfe; ihr Schweif kann sich ausbreiten, als wäre er ein großes Rad, und er hat alle Farben, sodaß einem die Augen schmerzen, Pfaue werden sie genannt, und sie sind das Schöne! Sie sollten ein wenig gerupft werden, dann würden sie nicht anders aussehen, als die andern. Ich würde sie gebissen haben, wenn sie nicht so groß gewesen wären!«
    »Ich will sie beißen!« sagte der kleinste der jungen Sperlinge, und er hatte noch keine Federn.
    Im Bauernhofe wohnten zwei junge Leute, die liebten sich sehr, waren recht fleißig und flink, und es sah niedlich bei ihnen aus. Am Sonntagmorgen kam die junge Frau heraus, nahm eine ganze Hand voll der schönsten Rosen, stellte sie in ein Wasserglas und setzte dieses mitten auf den Schrank.
    »Nun sehe ich, daß es Sonntag ist!« sagte der Mann, küßte seine liebe Frau, und dann setzten sie sich nieder, lasen einen Psalm, hielten einander bei den Händen, und die Sonne schien zu den Fenstern hinein auf die frischen Rosen und auf die jungen Leute.
    »Dieser Anblick langweilt mich!« sagte die Sperlingsmutter, welche aus dem Neste gerade in die Stube hineinsah; und dann flog sie davon.
    Dasselbe that sie am folgenden Sonntage, denn jeden Sonntag wurden frische Rosen in das Glas gestellt, und immer blühte die Rosenhecke gleich schön. Die jungen Sperlinge, welche jetzt Federn

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