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Märchen unter dem Wüsenhimmel

Märchen unter dem Wüsenhimmel

Titel: Märchen unter dem Wüsenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Mallery
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beschleunigen.“
    „Wenn Sie meinen“, sagte Liana zweifelnd. Sie gestattete den beiden Männern, Besitz von ihrem Gepäck zu ergreifen und zu dem Zollbeamten vorauszugehen.
    „Wieso wolltest du denn nicht zu dem Schalter gehen?“, wollte Bethany wissen. „Hättest du lieber hier Schlange gestanden?“
    „Okay, okay, ich wollte nur vorsichtig sein.“
    Sie warteten, während der uniformierte Beamte ihre Pässe prüfte. Liana blickte sich um und stellte überrascht fest, dass sie die Einzigen an diesem Schalter waren. Sie wandte sich an denkleinen Mann. „Ich verstehe das nicht. Warum ich und niemand sonst?“
    „Weil ich es angeordnet habe.“
    Auf Anhieb erkannte Liana die tiefe, sonore Stimme. Noch bevor sie sich zu dem Mann umdrehte, stellten sich ihre Nackenhaare auf. Sie war müde, hungrig und vierundzwanzig Stunden lang mit ihrer neunjährigen Tochter um die halbe Welt gereist. Sie war nicht in der Stimmung, als Spielball behandelt zu werden – nicht einmal von ihrem eigenen Körper.
    Doch all ihr Widerstand vermochte nicht die Woge der Hitze oder das Zittern in ihren Gliedern zu vertreiben. Sie hob den Blick, geradewegs zu dem hübschen Gesicht von Malik Khan, Kronprinz von El Bahar.
    Er verbeugte sich tief. „Wir sind uns noch nicht offiziell vorgestellt worden. Ich bin Prinz Malik, und Sie sind …?“ Er griff nach ihrem Pass.
    „Liana Archer. Das ist meine Tochter, Bethany.“
    „Hi.“ Bethany strahlte ihn an. „Leben Sie in einem richtigen Palast?“
    „Natürlich. Mit meinen beiden Brüdern und deren Frauen. Viele Prinzen und Prinzessinnen. Ach ja, und mit meinem Vater, dem König von El Bahar.“
    „Und Sie haben ganz viel Gold und eigene Pferde, und alle Leute verbeugen sich dauernd vor Ihnen?“
    Malik grinste. „Nicht so viel Gold, wie wir gern hätten, und die Leute verbeugen sich nicht mehr so oft. Es wäre sehr schwierig für sie, ihre Arbeit zu verrichten, wenn sie sich ständig verbeugen würden.“ Er gab dem Zöllner ein Zeichen, der hastig ihre Pässe abstempelte und sie passieren ließ, ohne ihr Gepäck auch nur eines Blickes zu würdigen. „Willkommen in El Ba har.“
    Liana war immer noch sprachlos über das Wiedersehen, ganz zu schweigen von ihrer unangebrachten körperlichen Reaktionauf seine Nähe. Sie war zu erschöpft, um zu ergründen, was mit ihr nicht stimmte. Daher beschloss sie, es zu ignorieren. Der Prinz war sehr groß. Er überragte sie um einiges, obwohl sie selbst nicht gerade klein geraten war. Oder verlieh sein Kopfschmuck ihm vielleicht die Illusion von Größe? Sie musterte ihn und befand, dass seine Kleidung zwar seine Stärke unterstreichen mochte, aber nichts hinzufügte, was nicht vorhanden war. Nein, Prinz Malik war groß, stark und Furcht einflößend. Aber vielleicht waren alle Prinzen so. Sie konnte es nicht beurteilen, da sie kaum in königlichen Kreisen verkehrte.
    „Warum haben Sie das getan?“, erkundigte sie sich, als sie schließlich ihre Stimme wiederfand.
    Malik zuckte die Achseln. „Ich wollte mich dafür entschuldigen, dass wir Ihnen und Ihrer Tochter im Flugzeug Angst eingejagt haben. Ich versichere Ihnen, dass es nicht unsere Absicht war.“
    Sie versuchte zu ignorieren, dass seine Augen ihr bis in die Seele zu blicken schienen, indem sie ihn kritisch musterte. Wenn sie etwas an ihm auszusetzen fand, wirkte er vielleicht nicht mehr so einschüchternd.
    Zu ihrem Pech war sein Äußeres jedoch makellos. Er besaß weit auseinander stehende Augen und eine gerade Nase. Gebräunte Haut spannte sich über hohen Wangenknochen. Sein Mund war fest und ein bisschen streng, aber von Lachfältchen umrahmt. Er war die Art Mann, dessen Porträt auf einer Briefmarke gut ausgesehen hätte.
    „Also, Liana Archer, warum sind Sie in meinem Land?“, erkundigte er sich.
    „Ich bin die neue Lehrerin an der Amerikanischen Schule.“ Sie blickte über die Schulter zurück. Der Zöllner, der kleine Mann und der Sicherheitsbeamte befanden sich immer noch in Hörweite. Keiner von ihnen lauschte unverhohlen, aber Lianabezweifelte nicht, dass sie jedes Wort verfolgten.
    Malik verzog das Gesicht. „Das sind Sie nicht.“
    „Wie bitte?“
    „Sie sind keine Lehrerin.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Lehrerinnen sind alt und hässlich. Warum sind Sie also wirklich hier, und wo ist Ihr Mann?“
    Liana war davor gewarnt worden, dass El Bahar zwar moderner gesinnt war als die meisten Länder des Nahen Ostens, aber bestimmte Vorstellungen noch

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