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Märchen unter dem Wüsenhimmel

Märchen unter dem Wüsenhimmel

Titel: Märchen unter dem Wüsenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Mallery
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damit sie nicht wie er mit einem leeren Herzen aufwuchsen.
    Nach zwei Tagen in ihrer Suite hatte Liana das Gefühl, verrückt zu werden. Sie war es gewohnt, von früh bis spät beschäftigt zu sein. Doch nun gab es nichts für sie zu tun. Bethany war den ganzen Tag in der Schule. In der Suite durfte sie keinen Finger rühren, um die Dienerschaft nicht zu beleidigen. Sie hatte keine Freunde und niemanden zu Unterhaltung. Außerdem spürtesie, dass die getrennten Quartiere Anlass zu Tratsch und Spekulationen gaben.
    Einerseits fühlte sie sich schuldig, weil die Leute auf Grund ihres Verhaltens schlecht von Malik denken könnten. Doch sie rief sich in Erinnerung, was er ihr angetan hatte, und schwor sich, nicht nachzugeben.
    Trotz unablässiger Grübelei hatte sie weder eine Erklärung für sein Verhalten noch einen Ausweg aus ihrer unhaltbaren Situation gefunden. Sie hatte zu viele Fragen und zu wenige Informationen.
    „Ich brauche Antworten“, murmelte sie vor sich hin. Kurz entschlossen verließ sie die Suite und machte sich auf den Weg zum Büroflügel des Palastes.
    Nachdem sie sich zweimal verlaufen hatte, fand sie sich vor einem eindrucksvollen Schreibtisch wieder, an dem ein Mann mit kurzen blonden Haaren saß. Er war blass und schmächtig, tat aber sehr wichtig. Eine scheinbare Ewigkeit lang fuhr er fort, seinen Computer zu füttern, bevor er endlich aufblickte. „Ja?“
    „Ich möchte zu Prinz Malik“, erwiderte sie und bemühte sich, nicht so eingeschüchtert und fehl am Platze zu wirken, wie sie sich fühlte.
    „Das mag sein, aber es ist nicht möglich. Prinz Malik ist völlig ausgebucht.“ Er schlug drei Tasten auf der Tastatur an. „Ich könnte Ihnen für Ende des Monats einen Termin geben. Wäre Ihnen das genehm?“
    Die Wahrheit traf Liana wie ein Blitzschlag. Sie hatte nicht nur einen wohlhabenden oder erfolgreichen Mann geheiratet, sondern einen richtigen Prinzen, den künftigen Herrscher eines richtigen Landes.
    „Nun? Möchten Sie den Termin oder nicht?“
    Sie blinzelte und schüttelte den Kopf. „Nein. Danke.“ Hastig verließ sie den Raum und eilte durch die Korridore, vorbei an Springbrunnen und Statuen und anderen kostbaren Kunstobjekten. Als sie sich vor der goldenen Tür zum Harem wiederfand, trat sie ein, ohne zu wissen, was sie dort wollte.
    Dora, die mit Heather auf einem Sofa saß und sich unterhielt, blickte auf und lächelte. „Du siehst so verstört aus. Was immer passiert ist, wir können helfen. Bitte, setz dich zu uns.“ Sie deutete auf das Teeservice auf dem niedrigen Tisch. „Wir haben Rihana mit einer Einladung zu dir geschickt, aber du warst nicht in deiner Suite.“
    Liana setzte sich neben Heather und schenkte beiden ein zittriges Lächeln. „Ich war am anderen Ende des Palastes. Ich wollte mit Malik reden, aber sein Sekretär hat mir gesagt, dass ich einen Termin brauche.“
    Heather krauste die Nase. „Ich kann Zachary nicht ausstehen. Er ist mir zu eingebildet. Aber er soll sehr tüchtig sein. Zumindest sagt Jamal das.“
    „Ich mag ihn auch nicht besonders“, stimmte Dora zu und reichte Liana eine Tasse Tee. „Sag ihm das nächste Mal, wer du bist. Ich nehme an, dass er es nicht weiß. Sonst hätte er dich sofort eingelassen.“
    Liana nickte, während sie sich bewusst machte, dass sie mit zwei Prinzessinnen im Harem des Palastes von El Bahar englischen Tee trank. Sie fühlte sich wie Alice im Wunderland.
    „Woran denkst du gerade?“, wollte Dora wissen. „Du hast einen höchst seltsamen Gesichtsausdruck.“
    „Dass ich ein Niemand aus einer Kleinstadt bin, die keiner kennt, und hier mit zwei Prinzessinnen sitze und einen Prinzen geheiratet habe.“
    Dora wischte die Bemerkung mit einer Handbewegung fort. „Lass dich von dieser königlichen Sache bloß nicht zu sehr beeindrucken. Ich war Chefsekretärin, bis ich Khalil kennenlernte. Heather dagegen hat ein Schweizer Mädchenpensionat besucht, was einer Prinzessinnenschule sehr nahe kommt, wenn du mich fragst.“
    „Ich habe nicht gefragt“, entgegnete Heather trocken. „Lass dich nicht unterkriegen, Liana. Ich weiß, dass du dich erst daran gewöhnen musst, im Palast zu wohnen und mit Malik verheiratet zu sein, aber es ist nicht so furchtbar. Lass dir so viel Zeit, wie du brauchst.“
    Liana musterte die beiden Frauen, die sehr attraktiv und sehr vornehm gekleidet waren und offensichtlich nichts mit ihr gemeinsam hatten. „Ich weiß nicht mal, wie es dazu gekommen ist, dass ich mit einem Prinzen

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