Märchen unter dem Wüsenhimmel
verheiratet bin.“
Dora seufzte. „Ich kenne nicht alle Details, aber ich weiß genug, um zu verstehen, wie du dich fühlst. Khalil hat mich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen geheiratet, und ich habe sehr lange gebraucht, um unsere Ehe zu akzeptieren. Aber schließlich habe ich ihn gezähmt – oder er hat mich wilder gemacht.“ Sie lächelte. „Wie auch immer, wir sind sehr glücklich.“
Heather beugte sich vor und berührte Lianas Arm. „Die Männer Khan sind nicht einfach, aber sie sind der Mühe wert.“
„Ihr redet beide, als würde ich bleiben.“
„Woher weißt du, dass du es nicht tust?“, hakte Dora nach.
„Ich kenne ihn nicht. Er kennt mich nicht. Ich habe immer noch keine Ahnung, warum er mich überhaupt geheiratet hat. Wir haben nichts gemeinsam. Ich weiß nicht, wie sich eine Prinzessin geben muss. Ich bin die Erste in meiner Familie, die überhaupt das College besucht hat. Wie soll ich verhindern, dass ich mich und Malik lächerlich mache? Warum sollte das Volk von El Bahar mich akzeptieren?“
„Gute Fragen“, sagte Heather ruhig. „Das klingt, als hättest du viel nachgedacht.“
Dora nickte. „Aber du hast die wichtigste Frage ausgelassen, Liana. Willst du Malik wirklich verlassen? Ich will nicht leugnen, dass er kein Recht hatte, dich zu dieser Ehe zu überlisten. Aber es ist eine wundervolle Gelegenheit. Du solltest dir ganz sicher sein, dass du an diesem Leben nicht interessiert bist,bevor du ihm den Rücken kehrst.“
„Sie hat recht“, sagte Heather. „Warum nutzt du nicht diesen einen Monat, um Malik kennenzulernen und mehr über El Bahar zu erfahren? Du musst dich doch nicht heute entscheiden. Was hast du schon zu verlieren?“
„Du lässt es so einfach klingen.“
„Vielleicht ist es das ja.“
„Momentan reden wir kaum miteinander“, gestand Liana ein. „Wie soll ich ihn da besser kennenlernen?“
„Heute Abend findet ein Staatsbankett statt“, verkündete Dora. „Hast du vor, daran teilzunehmen?“
Liana schüttelte den Kopf. „Ich wusste gar nichts davon.“
„Als frisch gebackene Frau des Kronprinzen solltest du teilnehmen“, wandte Heather ein.
„Offensichtlich ist Malik anderer Meinung“, widersprach Liana gekränkt. „Er hat mir kein Wort gesagt.“
„Hatte er denn Gelegenheit dazu?“, konterte Dora.
„Eigentlich nicht“, gestand Liana ein. „Wäre mir die Teilnahme denn erlaubt?“
„Aber natürlich bist du willkommen.“
Liana presste die Lippen zusammen. Wenn sie ihren Ehemann kennenlernen wollte, musste sie sich bemühen, seine Welt zu verstehen. In ihrer Vorstellung war die Teilnahme an einem formellen Staatsbankett in etwa so reizvoll wie eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt, aber es würde ihr einen Einblick in das Leben einer Prinzessin gewähren. „Ich möchte schon hingehen, aber ich habe nichts anzuziehen.“
Dora lächelte. „Das ist das geringste Problem. Heather und ich haben Dutzende von Kleidern, von denen viele noch nie getragen wurden.“ Nachdenklich tippte sie sich mit dem Zeigefinger an die Lippen. „Du bist etwas größer als ich, aber ich habe ein Kleid, das mir zu lang ist. Ich habe es noch nicht ändern lassen, weil der Schnitt mir nicht so gut steht.“ Sie klopftesich auf die Hüften. „Wer wie ich birnenförmig gebaut ist, muss darauf achten, dass die Kleidung die Hüften überspielt. Deine Figur ist ausgeglichener.“
Liana wollte schon darauf hinweisen, dass sie zwanzig Pfund zu viel wog, aber sie erachtete es als sinnlos. Entweder passte Doras Kleid oder nicht.
„Wenn es nicht passen sollte, finden wir garantiert etwas anderes“, sagte Heather ermutigend. „Dann schminken wir dich und stecken dir die Haare hoch, und du wirst dich wirklich wie eine Prinzessin fühlen.“
Liana bezweifelte es, aber vielleicht gelang es ihr wider Erwarten, für einen Abend lang eine Prinzessin zu spielen.
12. KAPITEL
L iana blickte in den Spiegel und sah eine Frau, die ihr sehr ähnelte, aber eine andere Person zu sein schien. Vielleicht lag es am Kleid oder am Make-up oder an den funkelnden Diamanten in ihrem Haar. Jedenfalls sah sie tatsächlich wie eine Prinzessin aus.
Der herzförmige Ausschnitt des bodenlangen Gewands, das Dora ihr geliehen hatte, enthüllte sanft den Ansatz ihrer Brüste. Der blaue Samt umschmeichelte ihren Körper, hob die Vorzüge hervor und verdeckte die Nachteile.
Heather hatte ihr die Haare zu einem eleganten Knoten hochgesteckt und ihr ein mit echten Diamanten besetztes
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