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Märchen unter dem Wüsenhimmel

Märchen unter dem Wüsenhimmel

Titel: Märchen unter dem Wüsenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Mallery
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und zugleich einen angemessenen Ersatz gefunden hatte. Alles in allem war seine Geschäftsreise sehr erfolgreich verlaufen.
    Dora starrte aus dem Fenster von Khalils Privatjet, aber das Gelände tief unten war ihr ebenso fremd wie die Mondoberfläche. Im Gegensatz zu ihrem Schulatlas war es nicht in farbige Felder aufgeteilt, und sie wusste nicht, wo ein Land endete und das andere begann. Hatten sie bereits die Grenze von El Bahar überflogen?
    Die Reise war viel zu lang, dachte sie und versuchte, einen Anfall von Panik zu unterdrücken. Ihr war zu viel Zeit zum Nachdenken geblieben – vor allem, da Khalil sich auf seinem bequemen Sitz ausgestreckt hatte und eingeschlafen war. Nun stand die Landung kurz bevor, und sie wollte ihm unbedingtsagen, dass sie es sich anders überlegt hatte.
    Sie warf ihm einen Blick zu und sah ihn in einen Bericht über Müllverbrennung vertieft. Er hatte während des elfstündigen Fluges überwiegend geschlafen, war dann rechtzeitig zum Frühstück aufgewacht und hatte sich rasiert und ein frisches Hemd angezogen. Sie musterte ihr zerknittertes Kleid und bereute, dass sie nicht daran gedacht hatte, sich ebenfalls etwas zum Umziehen mit in die Kabine zu nehmen.
    Was will ich eigentlich hier? schoss es ihr durch den Kopf. In Panik griff sie zu dem Funktelefon in ihrer Armlehne. Dann hielt sie inne. Wen sollte sie anrufen? Ihren Vater hatte sie seit zwanzig Jahren nicht gesehen, und ihre Mutter war seit fünf Jahren tot. Sie hatte keine anderen Verwandten und keine engen Freunde, denen sie sich hätte anvertrauen können. Was hätte sie außerdem sagen sollen? Dass sie zwei Tage nach ihrer Hochzeit Bedenken hegte und es sie beängstigte, ihre Heimat zu verlassen?
    Seufzend ließ sie die Hand sinken. Sie musste die nächsten Tage überstehen, ohne überstürzt zu handeln. Mit der Zeit fühlte sie sich bestimmt nicht mehr so verloren.
    Erneut blickte sie zu Khalil und stellte fest, dass er immer noch dieselbe Seite las. War er ebenso verwirrt wie sie? Hegte er ebenfalls Bedenken? Sie wollte ihn fragen, doch sie fürchtete die Antwort. Was sollte sie tun, wenn er bejahte?
    Hätte sie in ihrer Hochzeitsnacht nur weniger getrunken! Hätten sie vor der Abreise doch nur noch eine Nacht in New York verbracht und Zeit gehabt, sich zu unterhalten und zu lieben! Dann hätte sie sich gewiss besser gefühlt. Doch stattdessen hatten sie sein Flugzeug bestiegen und wurden von zwei eifrigen Stewards betreut, die ihnen keinen Augenblick der Privatsphäre ließen.
    Druck entstand in ihren Ohren, und sie schluckte instinktiv. Der Sinkflug hatte begonnen. Sie blickte aus dem Fenster undsah, dass sie die weite Wüste hinter sich gelassen hatten. Unter ihnen lag eine große Stadt mit breiten Straßen und Hunderten von Gebäuden, darunter auch moderne Hochhäuser. Jenseits der Stadt sah sie glitzerndes Blau.
    Das Arabische Meer, dachte sie verwundert. War sie wirklich um die halbe Welt gereist?
    „Da ist der Palast“, sagte Khalil und deutete aus dem Fenster. „An der Küste. Man sieht auch die alte Stadtmauer.“
    Direkt am Meer erstreckte sich ein riesiges weißes Gebäude. Dahinter bildete gepflegter Grund ein Flickwerk aus Farben. Die erwähnte Mauer umschloss einen Großteil der Stadt, allerdings nicht die Hochhäuser, die ihr zuvor aufgefallen waren.
    Vorfreude verdrängte die Panik. Aus der Luft sah El Bahar exotisch, aber dennoch einladend aus.
    Der Jet landete sanft und rollte zu einem kleinen Gebäude am entfernten Ende des Rollfelds. Als Dora ausstieg, fiel ihr ein wesentlich größerer Terminal auf.
    „Der ist für den kommerziellen Flugverkehr“, erklärte Khalil. „Dort befinden sich auch Einwanderungsbehörde und Zoll. Auf der anderen Seite befindet sich ein großer Bereich für Speditionen. Sie haben sogar ihre eigenen Startbahnen. Wie du siehst, ist EL Bahar bereit für das neue Millennium.“
    „Sehr eindrucksvoll.“ Sie stieg die schmale Treppe hinab und atmete tief die Luft von El Bahar ein, die angenehm kühl war. Der Duft einer fremdartigen Blume stieg ihr in die Nase, doch sie sah keine Pflanzen. Der Himmel war von einem erstaunlichen Blau und wirkte ungewöhnlich hoch. Sie sagte sich, dass es derselbe Himmel war, den sie ihr Leben lang kannte, aber er wirkte dennoch anders.
    Khalil führte sie zu einer weißen Limousine mit zwei kleinen Flaggen auf der Motorhaube. Das goldene königliche Emblem flatterte in der Brise. Ein uniformierter Chauffeur hielt die Fondtür auf, doch bevor

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