Märchen unter dem Wüsenhimmel
wie sie finden wird. Da er eine zweite Frau nicht ständigen Vergleichen aussetzen will, bei denen sie den Kürzeren ziehen würde, bleibt er lieber Witwer.“ Er lächelte. „Außerdem hat er bereits drei gesunde Söhne, sodass keine Notwendigkeit für eine zweite Ehe besteht.“
„Er muss sie sehr geliebt haben.“
„Sie war seine Welt.“ Er drückte ihre Hand. „Mein Vater ist ein Mann, der von ganzem Herzen liebt, aber nur einmal im Leben.“
Heather wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie wollte fragen, ob es in der Familie lag. Liebte auch Jamal nur einmal, und war Yasmin diese eine große Liebe? Wenn ja, dann waren sämtliche Bemühungen vergebens.
„Woran denkst du?“, erkundigte er sich.
„An deine verstorbene Frau“, erwiderte sie wahrheitsgemäß. Dann fiel ihr ein, dass sie als Honey von seiner Vergangenheit nichts wissen durfte. „Ich meine, ich habe in einem Artikel gelesen, dass du verheiratet warst.“
„Yasmin ist tabu für dich, junge Dame.“
„Warum?“
„Weil deine Vergangenheit für mich auch tabu ist. Ich bezweifle, dass du über intime Dinge redest, oder?“
„Natürlich nicht.“
„Du willst mir also nicht von deinen Dutzenden von Liebhabern erzählen?“, hakte er in neckendem Ton nach.
„Dutzende ist leicht übertrieben.“
„Es waren also weniger als fünfzig?“
Sie lachte. „Eindeutig weniger.“
„Weniger als zwanzig?“
„Natürlich.“
Anerkennend musterte er sie. „Ich würde gern glauben, dass es weniger als zehn waren, aber du bist so schön. Die Männermüssen dir nachstellen, wohin du auch immer gehst.“
„Du wärst überrascht“, entgegnete sie.
Er stand auf und zog sie mit sich hoch. „Aber jetzt bist du hier – in meiner Gewalt sozusagen. Ich habe plötzlich den Drang, dafür zu sorgen, dass du mir nie entkommst.“
Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und ihr Herz pochte heftig. Ihr fiel keine Erwiderung ein. Daher ließ sie sich in die Arme schließen. Sie konnte es kaum erwarten, dass er sie erneut so leidenschaftlich küsste wie zuvor.
Nun, als sie ihm so nahe stand und in sein markantes Gesicht blickte, konnte sie sich nicht mehr erklären, warum sie sich davor gefürchtet hatte, mit einem Mann intim zu werden.
„Woran denkst du jetzt?“, fragte er, während er die Lippen auf ihre senkte.
„Nichts Wichtiges“, murmelte sie und erwiderte kühn seinen Kuss.
„Es muss wichtig gewesen sein, denn du bist rot geworden.“
„Ich werde niemals rot. Es muss an dem Licht hier liegen.“
„Lügnerin. Aber wenn du mir nicht sagen willst, woran du gedacht hast, möchtest du vielleicht hören, was ich denke.“
Er hauchte sanfte, feuchte Küsse auf ihren Hals und ihr Dekolleté bis hinab zu dem Tal zwischen ihren Brüsten. Ihr stockte der Atem, und sie vergaß beinahe, so gelassen zu bleiben, wie es ihrer Rolle als erfahrener Geliebte entsprach.
„Willst du es wissen?“, hakte er nach.
„Wie bitte?“
Er lachte. „Willst du wissen, was ich denke?“
„Oh. Ja, sicher.“
„Ich habe schon seit Jahren einen Traum, der mir noch nie erfüllt wurde.“
Sie richtete sich auf. „Noch nie?“
„Nein. Es klingt wahrscheinlich etwas albern für eineweltoffene Person wie dich.“
„Das bezweifle ich. Sag es mir.“
Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich möchte gern sehen, wie du für mich den Tanz der sieben Schleier vollführst.“
Sie blinzelte. „Den Tanz der sieben Schleier? Wie in den Kinofilmen?“
Er liebkoste ihr Ohrläppchen. „Genau.“
„Ist die Frau dabei zum Schluss nicht nackt?“
„Ja. Und dann liebt sie sich mit dem gut aussehenden Scheich.“ Er richtete sich auf und lächelte. „Du wärst eine wundervolle Tänzerin.“
„Du möchtest, dass ich für dich tanze?“
„Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.“
Sie wollte ihm jeden Traum erfüllen – vor allem, wenn Yasmin ihn nicht erfüllt hatte. „Kein Problem. Lass mir nur ein paar Tage Zeit, um ein Kostüm zu besorgen und die Schritte zu lernen.“
Er drückte sie an sich. „Ich wusste, dass du diejenige bist.“ Er küsste sie flüchtig, ließ sie dann los. „Ich melde mich wieder“, versprach er, und schon war er fort.
10. KAPITEL
D as kann nicht dein Ernst sein“, meinte Fatima erstaunt, während sie mit sehr geschickten Händen langstielige Lilien in einer roten Vase anordnete. „Es ist mein Ernst“, beharrte sie. „Ich muss wissen, wo ich die Schleier kaufen kann, und ich brauche ein Video, um den
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