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Märchen von den Hügeln

Titel: Märchen von den Hügeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waltraut Lewin & Miriam Magraf
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Dame«, versuchte Dodo zu säuseln. Aber das scharfe »Wieso?« Iguanadonnas machte ihn mit Nachdruck darauf aufmerksam, daß sie sich nicht abspeisen ließ. Er wich aus: »Es handelt sich um ein viel zu abscheuliches Geschöpf.«
    »Gefährlich«, bestätigte Lindo.
    »Das wäre . . .?« fragte Iguanadonna.
    »Ein Drache«, gestand Dodo endlich.
    Ein Feuerstrahl schoß irgendwoher. Die Jäger schrien auf. Es roch nach Qualm und verkohlter Kleidung.
    Dodo wischte sich Ruß und versengte Haarspitzen aus dem Gesicht. Lindo hatte sich fallen lassen und hielt jammernd seinen Arm. Neben ihm hockte Iguanadonna und löste vorsichtig die Fetzen des verbrannten Ärmels von seiner Schulter. »Es war etwas stark«, murmelte sie.
    »Was war das?« wimmerte Dodo und ging in die Knie, den Blick verstört gen Himmel gerichtet.
    »Wetterleuchten«, antwortete die Dame kühl. »Seien Sie nicht so schreckhaft! Ihren Freund hat es stärker erwischt.«
    »Drachenjagden! Einmal und nie wieder!« knurrte Lindo.
    »Ein sehr vernünftiger Entschluß«, pflichtete ihm Iguanadonna bei und wiegte bedenklich den Kopf angesichts der Verbrennungen, die an Lindos Arm zutage traten.
    »Brandsalbe«, schlug Dodo zaghaft vor.
    »Quatsch!« fuhr ihn Donna an. »Ich habe Besseres, muß es nur schnell holen. Warten Sie hier auf mich!« Damit verschwand sie durch die Pforte.
    »Bloß weg hier!« stöhnte Dodo.
    »Mit Ihnen gehe ich keinen Schritt mehr«, entgegnete Lindo trotzig. »Wer weiß, ob ich sonst nicht demnächst in Gefahr gerate zu ertrinken!«
    »Nun kommen Sie schon, ehe es zu spät ist!«
    »Wieso zu spät?«
    »Ehe sie zurückkehrt«, drängte Dodo. »Sie ist mir unheimlich.«
    »So? Mir nicht. Ich bleibe.«
    »Nein.« Dodo stand auf und betrachtete den verletzten Gefährten. »Ich werde gehen und Hilfe holen ... oder Brandsalbe.« Er zögerte einen Moment und entschwand dann entschlossenen Schritts im Gehölz.
    »Ich habe mir beinahe gedacht, daß er dich im Stich läßt«, sagte Donna, während sie Lindos Arm verband.
    Er atmete den Geruch, der von dem mit Balsam getränkten Tuch ausging. »Athelas«, sagte er. »Ein altes Heilkraut. Woher kennst du es, da nur die Alten noch davon wissen?«
    »Woher kennst du es?«
    Lindo fragte nicht weiter, denn er wußte nicht, ob er seine halbelbische Abkunft verraten sollte, die ihn für diese und jene Kunst der Elben, so auch für ihre Heilkunst besonders gelehrig gemacht hatte.
    Donna reichte ihm eine Flasche, die warmes Getränk enthielt. Er kostete und spürte bald, wie der Schmerz aus dem verletzten Arm wich und sich eine angenehme Wärme im ganzen Körper ausbreitete. »Miruvor, der Heiltrank der Elben!« rief er überrascht aus.
    Donna kniete vor ihm, und ihre Augen glänzten. »Bist du ein Elb?«
    »Nur zur Hälfte«, entgegnete er. »Und du? Wenn du eine vom Schönen Volk wärst, hätte ich es eher gemerkt, obschon der Umgang dir geläufig scheint. Jedoch du bist zu kühl.«
    »Zu heiß«, gab Donna zurück und lächelte beschämt. »Ich bin ein Drache.«
    Währenddessen durchquerte Dodo den Grund und stieg zur anderen Seite der Hügel empor. Es war sehr still hier oben, nur der Wind ging leise raschelnd durch die Baumkronen. Unten breitete sich funkelnd die Stadt, als hielte sie dem Sternenhimmel einen Spiegel vor. Dodo blickte über das Tal. Er fühlte gleichermaßen Erleichterung und Beklemmung. Zwar war er allen Unheimlichkeiten entflohen, doch hatte er Lindo im Stich gelassen. Er konnte sich nicht entscheiden, was er tun sollte. Zurückzukehren gebot ihm sein Gewissen, heimzugehen sein Verstand. Andererseits hielt er die Ausrede mit der Brandsalbe doch für etwas schäbig, und schließlich war er es gewesen, der Lindo in die Sache hineingezogen hatte.
    So in Gedanken verloren, bemerkte er erst, als der Boden unter seinen Füßen stark abzufallen begann, daß er die feste Straße verlassen hatte und sich auf einem terrassenförmig abgestuften Hang befand. Zu seiner Linken wuchsen mannshohe Gerten, säuberlich in Reihen gezogen und gestützt von einem kunstvollen Geflecht aus Holz und Bast. Dodo betrachtete die Pflanzen näher und stellte fest, daß es sich um Weinstöcke handelte. Die Trauben waren zu dieser Jahreszeit noch nicht reif. Trotzdem konnte sich Dodo der Versuchung nicht erwehren und kostete eine fingerkuppengroße Beere. Sie schmeckte sauer.
    »Was pflückst du den Wein, der noch zu jung ist?« fragte plötzlich jemand.
    Dodo erschrak und wandte sich in die Richtung, aus der

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