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Märchen von den Hügeln

Titel: Märchen von den Hügeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waltraut Lewin & Miriam Magraf
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blickte hinab auf die Stadt, deren Lichter nach und nach verlöschten, als schlösse sie die Augen zu ruhigem Schlaf.
    Als sich Lindo ein wenig von dem Schreck erholt hatte, den Donnas Offenbarung in ihm auslöste, begann er der Situation Humor abzugewinnen. »Das nenne ich gediegen!« gluckste er. »Ein echter Drache? So einer, wie wir ihn erlegen wollten?«
    »Wohl der«, erwiderte Donna, die sich noch immer ob ihres Ausbruchs schämte.
    »Dann warst du das wohl?« fragte Lindo respektvoll und wies auf seinen verbundenen Arm.
    Donna lispelte: »Ja, verzeih mir!« Im Dunkeln konnte man nicht sehen, daß sie dabei ein wenig errötete.
    »Machst du so was öfter?« erkundigte sich der Halbelb, während er aufstand, Erde und Asche von den Kleidern klopfte und sich sogar entschloß, Donna seine Hand zum Aufstehen zu reichen.
    »Nie wieder«, versicherte die Drächin und fügte nach einer kleinen Pause hinzu: »Es ist mir auch seit langer Zeit wieder zum erstenmal passiert.«
    »Ich mache mir ein wenig Sorgen um meinen Gefährten«, sagte Lindo. »Er ist, wie ich glaube, eine ängstliche Natur. Wer weiß, welche Dummheiten er im Schockzustand begeht! Vielleicht sollten wir ihn suchen?«
    »Im Wald?« Donna schüttelte energisch den Kopf. »Das hätte wenig Sinn. Wir werden die Gegend mit dem Auto abfahren.«
    Natürlich war das keine bessere Variante, aber die temperamentvolle Dame nahm die Gelegenheit wahr, sich wieder einmal ans Lenkrad zu setzen.
    So gingen sie also den Weg zurück durch den Park, auf einen Seitenflügel des Gebäudes zu, in dem sich Darennas Garagen befanden. Der Magier hatte Iguanadonna nach einigem Hin und Her einen ausrangierten Straßenkreuzer zur Benutzung überlassen, unter der Bedingung, daß sie ihn schonend behandle. In der Zeit danach zeigte er einige Toleranz, wenn er über die nach jeder Spazierfahrt wachsende Anzahl der Beulen und Lackschäden hinwegsah.
    Kreischenden Motors verließ der Wagen Darennas Hügelland und jagte den Grund entlang. Lindo krallte sich mit beiden Händen am Sicherheitsgurt fest und kniff die Augen zusammen, wenn ihnen ein Fahrzeug, meist hupend, entgegenkam, weil Donna zwei Drittel der Fahrbahn für ihren Wagen beanspruchte. Lindo wagte einen Blick auf das Tachometer: Es war kaputt.
    »Meinst du nicht, daß du etwas zu schnell fährst?« fragte er zaghaft.
    »Ich fahre immer zu schnell«, entgegnete Donna resolut.
    Der Halbelb glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als ein Sportwagen sie überholte. Donna hatte gerade das Lenkrad losgelassen, um sich eine Zigarette anzuzünden. »Ola!« rief sie aufblickend. »So fährt nur Klinger. Welch seltene Begegnung!« Sogleich nahm sie die Verfolgung des Sportwagens auf.
    Der Motor des Wagens, der vor dreißig Jahren gewiß einmal einer der leistungsfähigsten gewesen war, wimmerte schaurig. Lindo war kreidebleich.
    Klinger schnitt sie mit einer rasanten Linkskurve und entschwand ihren Augen. »Eine Querstraße zu früh!« schnaubte Donna und trat wütend auf die Bremse.
    Der Wagen drehte sich um die eigene Achse, schlingerte von einer Bordsteinkante zur anderen und blieb schließlich bei stark verminderter Fahrt in einem Dickicht aus dünnen Gehölzen und Brombeergestrüpp hängen. Lindo, halb ohnmächtig auf den Beifahrersitz gepreßt, starrte zu Donna, die ihm ein wenig Zigarettenasche von der Schulter pustete.
    »Ich werde aufbrechen«, sagte Valen-Esgal und reichte Dodo die Lederflasche. »Behalte das, es ist ein kostbarer Tropfen.«
    Dodo nahm das Geschenk gern an. »Wohin geht Ihr?«
    »Weit fort, sehr weit, zu meinem Volk. Mein Freund drängt zur Reise.« Valen-Esgal blickte mit nachtscharfen Elbenaugen in die Finsternis. Früher als Dodo hatte er ein sich schnell näherndes Rascheln vernommen und die leichte Erschütterung der Erde unter seinen Fußsohlen gespürt.
    Das Wesen schnaubte und wieherte leise, als es der Elb in seiner eigenen Sprache begrüßte. Es war ein Pferd der leichten, behenden Rasse, wie sie die Elben lieben, groß und dunkel, mit silbrig schimmernder Schweifspitze. Unruhig rieb es den Kopf an der Schulter seines Herrn.
    »Aber wer wird die Stadt behüten, wenn ihr alle geht?« fragte Dodo, der plötzlich fror unter den Sternen.
    »Solche wie Darenna«, erwiderte Valen-Esgal. »In diesen Zeiten mögen sie euch vielleicht mehr nützen als wir.« Er bestieg das Pferd, das freudig tänzelte. »Zudem bleibt euch auf den Hügeln ein Fürst der Erstgeborenen.«
    »Tar-Ciryatan! Wird er bleiben und

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