Maerchenhochzeit in Granada
Sie mit ihm waren."
Plötzlich spürte Maggie Gefahr. Sie hatte es die ganze Zeit ge merkt, bisher aber verdrängt.
Schnell wich sie einen Schritt zurück. „Sie verschwenden Ihre Zeit, Don Sebastian. Ich spreche mit Catalina nicht über meinen Mann, und ich werde auch mit Ihnen nicht über ihn sprechen."
„Und trotzdem sind Sie nach Andalusien gekommen, um ihn zu finden - oder um ihn endlich loszuwerden."
Bis zur Hochzeit war nicht mehr viel Zeit, und das Wichtigste für Catalina war ein Besuch bei Senora Diego, einer Schneiderin in Granada, die unter anderem Brautkleider nähte. Der Chauffeur brachte sie am nächsten Morgen hin, und unterwegs stellte Maggie amüsiert fest, dass Catalina bei der Aussicht auf einen Einkaufsbummel wieder guter Dinge war.
Nachdem Catalina ein Kleid nach dem anderen anprobiert hatte, einigten sie sich auf ein Modell aus Spitze, das ihre Vorzüge optimal zur Geltung brachte. Es war ein bisschen zu groß, konnte jedoch sofort geändert werden. Erschöpft sank Catalina auf ein Sofa und griff in die Schale mit Keksen.
„Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich dich für eine Stunde allein lasse?" fragte Maggie.
Catalina bedeutete ihr kauend zu gehen, und Maggie verließ das Geschäft. Erschrocken hatte sie festgestellt, dass die Schneiderei nur wenige Straßen von Roderigos ehemaliger Firma entfernt war. Es war die Gelegenheit, mit einem Teil der Vergangenheit abzuschließen. Nur noch zwei Straßen weiter, und dann ...
Im letzten Moment hätte Maggie es sich fast noch anders überlegt, doch schließlich stand sie vor dem Haus.
Es sah jetzt wesentlich gepflegter aus als damals. Der jetzige Besitzer schien ein erfolgreicher Geschäftsmann zu sein. Auf dem Schild über der Tür stand der Name Jose Ruiz. Er kam ihr irgendwie bekannt vor.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet, und ein sehr attraktiver junger Mann kam heraus. Als er Maggie sah, strahlte er übers ganze Gesicht.
„Maggie!" rief er und kam mit ausgestreckten Händen auf sie zu. „Erinnerst du dich noch an mich?"
In dem Moment erkannte sie ihn als Roderigos Cousin. „Jose!" erwiderte sie erfreut.
„Zuerst habe ich dich gar nicht erkannt."
„Damals war ich ein Junge, jetzt bin ich ein Mann", erklärte er stolz.
Inzwischen musste er dreiundzwanzig sein. Er war kräftiger geworden, hatte breitere Schultern und reifere Züge. Doch seine Augen funkelten noch genauso wie damals.
„Es ist so schön, dich wieder zu sehen", fuhr er fort. „Ich habe nie vergessen, wie nett du zu mir warst." Er umfasste ihren Arm. „Lass uns in ein Cafe gehen."
Sobald sie im Caf6 saßen, sagte Jose: „Ich dachte, du würdest nie nach Granada zurückkommen."
„Ich bin auch nur durch Zufall hier."
Als Maggie ihm von ihrem Job erzä hlte, blickte er sie erstaunt an. „Ich habe natürlich von Don Sebastian gehört. Er ist eine Persönlichkeit."
„Hm. Ich glaube nicht, dass er dir sympathischer wäre als mir."
Er wirkte verblüfft. „Sympathisch? Er besitzt Autorität und Macht und hat große Ländereien - Orangen-und Zitronenhaine und Weinberge. Niemand wagt es, einen Mann wie ihn zu mögen oder nicht zu mögen. Man hofft nur, dass man sich nicht seine Missbilligung zuzieht."
„Er ist ein Mann wie jeder andere. Ich habe mir seine Missbilligung zugezogen, aber das beruht auf Gegenseitigkeit."
Jose betrachtete sie fasziniert. „Hast du es ihm gesagt?"
„Natürlich."
„Wie mutig von dir!"
„Erzähl mir von dir. Was machst du in dem Haus?"
„Ich habe Roderigos Mietvertrag übernommen und eine eigene Firma gegründet. Ich exportiere Obst und importiere kleine Luxusgüter."
„Das hat Roderigo auch gemacht, wenn er überhaupt gearbeitet hat."
Er wirkte unbehaglich. „Wir reden nicht von ihm. Zum Glück heiße ich Ruiz, und meine Geschäftsmethoden sind anders als seine."
„Ich trage seinen Namen auch nicht mehr." Maggie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.
„Ich muss zurück. Catalina wundert sich bestimmt schon, wo ich stecke."
„Ist sie Don Sebastians Verlobte?"
„Ja. Sie probiert gerade Brautkleider an."
Der Geschäftsmann in ihm schien die Oberhand zu gewinnen. „Ich komme mit."
Sie lächelte. „Die Luxusgüter, die du importierst - haben sie etwas mit Hochzeiten zu tun?"
„Viele schon. Aber ich hatte mehr daran gedacht, Don Sebastian vorgestellt zu werden. Er hat viel Einfluss im andalusischen Parlament."
Maggie nickte. Sie wusste, wie wichtig die richtigen Kontakte in Andalusien waren. Roderigo war
Weitere Kostenlose Bücher