Maerchenhochzeit in Granada
auch ständig darauf aus gewesen, „einflussreiche Leute" kennen zu lernen.
„Es wäre sehr nett, wenn du mich ihm vorstellen würdest", bat Jose. „Bitte, Maggie, um unserer alten Freundschaft willen."
Maggie musste lächeln. „Also gut. Ich werde mein Bestes tun. Aber vergiss nicht, dass ich für diese Leute Senora Cortez bin."
„Ich werde Roderigo nicht erwähnen", versprach er.
Als sie kurze Zeit später zusammen das Geschäft betraten, drehte Catalina sich gerade in ihrem Brautkleid um sich selbst.
„Ist es nicht perfekt, Maggie?" rief sie. „Bin ich nicht schön?"
„Ja", bestätigte Maggie nachsichtig. „Catalina, das ist Jose, ein alter Freund von mir."
Catalina machte einen übertriebenen Hof knicks, und Jose deutete eine Verbeugung an.
„Er wird mich heute Abend nach dem Essen besuchen", fügte Maggie hinzu.
„Nein, Sie müssen früher kommen." Catalina machte einen Schmollmund. „Sie müssen mit uns essen, dann wird es nicht so langweilig mit den ganzen alten Tanten."
Jose nahm die Einladung dankend an, und sie verabschiedeten sich voneinander. Maggie hatte leichte Gewissensbisse, doch der Abend wurde netter, als sie erwartet hatte.
Jose benahm sich tadellos. Den älteren Damen gegenüber war er sehr höflich, und die Ratschläge der älteren Herren hörte er sich interessiert an. Maggie stellte ihn Don Sebastian vor, der ihm allerdings nur höflich zunickte und sich dann abwandte. Jose wartete geduldig ab und wurde schließlich belohnt, als Sebastian sich für eine Viertelstunde mit ihm in sein Arbeitszimmer zurückzog. Als er sich zum Abschied herzlich bei ihr bedankte, wusste sie, dass es gut gelaufen war.
In dieser Nacht ging Maggie wieder in den Garten, nahm diesmal aber einen anderen Weg.
Langsam schlenderte sie im Mondschein zwischen den Blumen entlang. Die Vögel riefen leise, und wo immer sie auch war, sah sie eine überwältigende Schönheit.
Schließlich sagte sie sich, dass sie ins Haus gehen musste, falls Sebastian kommen sollte. Sie wollte eine Begegnung wie am Vorabend vermeiden. Trotzdem zögerte sie.
„Gefällt es Ihnen jetzt hier, nachdem Sie sich etwas eingewöhnt haben?" ließ sich eine Stimme aus dem Dunkeln vernehmen, und seine Silhouette tauchte zwischen den Bäumen auf. Er trug dieselben Sachen wie beim Abendessen, doch sein Rüschenhemd war bis zur Taille geöffnet. Seine behaarte Brust hob und senkte sich, als wäre er gelaufen.
„Ich glaube, es ist der schö nste Platz auf Erden", gestand Maggie.
Sebastian hatte zwei Weingläser in Händen, von denen er ihr eins reichte. Offenbar hatte er geahnt, dass er sie hier antreffen würde. „Was haben Sie für einen Eindruck von Catalina?
Ist sie glücklich?"
„Jetzt ja, weil sie von schönen Dingen umgeben ist und an ihrem großen Tag im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen wird. Aber danach?"
„Danach werde ich sie verwöhnen, und es wird ihr an nichts mangeln. Es kann natürlich sein, dass ihr die geistige Herausforderung fehlt..."
„Wir sind schon übereingekommen, dass Catalina keine Intellektuelle ist", bemerkte sie trocken.
„Sie wird zufrieden sein, solange sie genug Geld zum Einkaufen und Freundinnen zum Tratschen hat", meinte er nachsichtig.
„Und was ist mit Ihne n?" fragte sie. „Wie werden Sie mit einer Frau zurechtkommen, mit der Sie sich nicht austauschen können?"
Sebastian zuckte die Schultern. „Ich tausche mich mit Männern aus, nicht mit Frauen."
„Das darf doch wohl nicht wahr sein!" rief sie.
„Sie erwarten zu viel von der Ehe. Keine Beziehung kann alle Bedürfnisse abdecken. Ich werde Catalina beschützen, ihr Kinder schenken und ihre Leidenschaft stillen."
„Sind Sie sicher, dass Sie das können?" erkundigte Maggie sich scharf.
Erneut zuckte er die Schultern. „Bisher hat sich niemand beschwert."
„Das reicht. Ich will von Ihren Eroberungen nichts wissen. Don Sebastian, der Mann, dessen Aufmerksamkeit jeder erregen will..."
„Wie Ihr Freund heute Abend", bemerkte er leise.
„Ja. Er hätte sich fast überschlagen, als ich ihm erzählt habe, dass ich Sie kenne."
„Ich wusste gar nicht, dass Sie so viel über mich reden, Margarita - oder an mich denken."
„Versuchen Sie ja nicht, mir eine Falle zu stellen."
„Die Fallen stellen Sie sich selbst. Warum verachten Sie mich eigentlich so?"
„Weil ... weil Catalina mir Leid tut. Sie wollen nach Ihren Maßstäben ein guter Ehemann sein, aber Catalina wird zu dieser Ehe gezwungen und hat keine Chance, etwas
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