Maerchenhochzeit in Granada
Straße hoch und kamen schließlich an ein schmiedeeisernes Tor, das sich automatisch öffnete. Dann ging es noch ein Stück weiter bergauf, und sie waren da. Die Flügeltür stand offen, und ein Mann und eine Frau mittleren Alters, offenbar der Verwalter und die Haushälterin, kamen auf sie zu, um sie zu begrüßen. Hinter ihnen erschienen einige weitere Hausangestellte.
Nachdem sie ausgestiegen waren, legte Sebastian den Arm um Catalina, bevor sie die Angestellten begrüßten, und machte anschließend Maggie mit allen bekannt.
Die Haushälterin führte Catalina in ein prunkvolles Zimmer. Catalina tanzte fröhlich herum, dann nahm sie ihre Hand und brachte Maggie in ein anderes Zimmer, das fast genauso luxuriös war.
„Das ist dein Zimmer", erklärte sie.
„Das?" wiederholte Maggie, überwältigt vom Anblick der roten Fliesen, der Wände mit den Mosaiken und dem großen Himmelbett. Dieser Raum war nicht nur schön, sondern auch geschichtsträchtig und besaß eine gewisse Magie. In die Außenwand waren zwei hohe Bögen eingelassen, und dazwischen befanden sich Türen, die auf einen Balkon führten.
Benommen ließ Maggie sich von Catalina auf den Balkon führen, vom dem aus man einen herrlichen Blick aufs Tal hatte. In der Ferne lag Granada mit der beeindruckenden Alhambra, die nun, im Dunkeln, angestrahlt wurde.
Als Maggie in den Hof unten sah, fiel ihr etwas auf.
„Dieses Haus ist wie eine kleinere Version der Alhambra", sagte sie leise. Sie hatte den prunkvollen Maurenpalast mehrmals besichtigt, und die Ähnlichkeit zwischen den beiden Gebäuden war frappierend.
„Das ist gewollt", erwiderte Catalina. „Man sagt, dass der Sultan Yusuf I. es im Stil seines Palasts für seine Lieblingskonkubine erbauen ließ. Die anderen lebten im Harem, und er versteckte sie hier. Er wurde von einem anderen Mann ermordet, der sie auch liebte. Als sie davon erfuhr, kaum sie auf diesen Balkon und blieb hier, bis sie vor Kummer starb. Ihr Geist soll immer noch in diesen Räumen spuken."
„Das ist Unsinn", ließ sich plötzlich Sebastian vernehmen. Er war so leise auf den Balkon gekommen, dass keine von ihnen ihn gehört hatte. „Warum hätte ein Mann fünfzehn Meilen wegen einer Frau zurücklegen sollen, wenn er zum Harem nur wenige Minuten brauchte?"
Er wirkte so selbstsicher und herablassend, dass Maggie bei seinem Anblick wütend wurde.
Allerdings musste sie zugeben, dass er sehr gut in diese Umgebung passte.
„Wenn er sie sehr geliebt hat, wollte er sie vielleicht von den anderen Frauen trennen", bemerkte sie. „Sie können das natür lich nicht nachvollziehen, Senor."
„Ganz und gar nicht", konterte er trocken.
„Oh, du bist so unromantisch!" schimpfte Catalina. „Ich finde die Vorstellung toll, dass der Sultan in der Alhambra an einem Fenster gestanden und den Namen seiner Geliebten gerufen hat. Warum lachst du, Maggie? Das ist überhaupt nicht komisch."
„Tut mir Leid", brachte Maggie hervor. „Aber du hast gesagt, er hätte sie hier versteckt. Dann hat er wohl kaum ihren Namen gerufen."
„Sie sind so unromantisch!" ahmte Sebastian Catalina nach, lächelte dabei jedoch jungenhaft. „Sultan Yusuf wurde übrigens nicht von einem eifersüchtigen Rivalen ermordet, sondern von einem Verrückten. Und hier spukt es auch nicht, Senora, also keine Angst."
„Ich habe keine Angst", entgegnete sie forsch. „Ich glaube nicht an Geister. Jedenfalls nicht an solche."
Die letzten Worte hatte sie mehr zu sich selbst gesagt, und sie erntete dafür einen fragenden Blick.
„Ihr habt beide kein Herz", erklärte Catalina ärgerlich.
Sebastian trat zur Seite und bedeutete ihnen hineinzugehen. „Entschuldigen Sie die Störung, Ladys. Senora Cortez, willkommen in meinem Haus. Ich hoffe, Sie fühlen sich hier wohl." Er lächelte sie an.
Sebastian sollte lieber nicht zu oft lächeln, dachte sie. Es war zu gefährlich.
4. KAPITEL
In der Mitte von Sebastians Anwesen befand sich der Patio de los Päjaros, der Vogelgarten, ein abgeschlossener Garten mit einem Teich und einem sanft plätschernden Brunnen. Kunstvoll gemeißelte-Vögel aus Stein waren unter den Bäumen, zwischen den Büschen und neben dem Teich gruppiert.
Hinter den Bäumen und Büschen befanden sich reich verzierte Bögen, deren gedrehte Säulen eigentlich viel zu dünn wirkten. Alles wirkte sehr harmonisch und stimmungsvoll.
Der Mond stand hoch am Himmel, als Maggie in die milde Nachtluft trat und tief einatmete.
Allerdings war es hier oben etwas
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