Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
Vom Netzwerk:
zusammen, und ich konnte nicht geschwind wieder zurück, da ist das Ende von meinem schönen Bart stecken geblieben.« Da lachten die Mädchen. »Ja, ja, ihr habt gut lachen mit euren albernen, glatten Milchgesichtern,« sagte der Zwerg, »pfui, wie garstig seyd ihr! Kommt, und helft mir doch.« Die Kinder zogen nun an den Bart, aber umsonst, er steckte zu fest. »Ich will laufen, und Leute holen!« sprach Rosenroth. »Ei was!« schnarrte der Zwerg; »wer wird gleich Leute herbei rufen, das wäre mir gelegen; wißt ihr keinen bessern Rath?«

     
    »Warte,« sprach Schneeweißchen, »ich will dir helfen!« Da nahm sie ihre Scheere aus der Tasche, und schnitt das Ende des Barts ab. Als der Zwerg sich frei fühlte, griff er nach einem Sack Gold, der unter dem Baume lag, und brummte: »Ihr dummen Gänse, schneidet mir ein Stück von dem prächtigen Barte ab, lohn's euch der Kuckuck!« Bei diesen Worten schwang er den Sack auf seinen Rücken, und ging fort, ohne den Kindern Dank zu sagen, oder sie nur einmal anzusehen.

     
    Ein ander Mal wollten Schneeweischen und Rosenroth ein Paar Fische zum Abendessen mit der Angel fangen. Als sie sich dem Bache näherten, sahen sie, daß etwas, wie eine Heuschrecke, in großen Sprüngen nach dem Wasser zu hüpfte, als wolle es hinein. Sie liefen herzu, und erkannten den Zwerg. »Was hast du vor?« fragte Rosenroth. – »Seht ihr denn nicht? der verwünschte Fisch zieht mich in's Wasser!« – Der Kleine hatte geangelt, und der Wind seinen Bart in die Angelschnur verflochten; da hatte unglücklicher Weise ein großer Fisch angebissen, und der Zwerg war nicht mächtig genug, ihn heraus zu ziehen; sondern der Fisch behielt die Oberhand, und zog den Zwerg zu sich. Zwar hielt sich dieser an allen Halmen und Binsen fest, aber es half nichts, er mußte dem Fische folgen, und einen Sprung nach dem andern machen.

     
    Die guten Kinder kamen noch zu rechter Zeit, und hielten den Kleinen fest: denn ein wenig später, so lag er im Wasser, und es war um ihn geschehen. Sie versuchten, den Bart von der Angelschnur frei zu machen; aber es war nicht möglich, so sehr waren beide in einander verwirrt. Es blieb nichts anders übrig, als daß sie die Scheere wieder hervorholten, und den Bart abschnitten; dabei ging aber ein kleiner Theil desselben verloren. Als der Zwerg das sah, schrie er sie an: »Ihr Lorche! ist das Manier, einem das Gesicht zu schänden? Erst habt ihr mir den Bart unten abgestutzt, jetzt schneidet ihr den schönsten Theil davon weg; ich darf mich ja vor den Meinigen nicht sehen lassen! So wollt' ich, daß ihr laufen müßtet, bis ihr die Schuhsohlen verloren hättet!« Dann griff er nach einem Sack Perlen, der da im Schilfe lag, und schleppte ihn, ohne weiter ein Wort zu sagen, fort, und verschwand hinter einem Stein.

     
    Abermals, nicht lange darnach, schickte die Mutter die beiden Kinder nach der Stadt, um Zwirn und Nadeln, Schnüre und Bänder einzukaufen. Als sie auf einer Haide anlangten, auf welcher hier und da große Felsenstücke lagen, sahen sie einen großen Vogel in der Luft, der langsam in Kreisen sich über ihnen schwang, und dann sich immer tiefer senkte, bis er endlich vor einem Felsen niederstieß. Gleich darauf hörten sie ein ganz erbärmliches Geschrei. Sie liefen herbei, und sahen mit Erstaunen, daß der Adler den wohlbekannten Zwerg gefaßt hatte, welcher eben aus einer Oeffnung im Stein hervorgestiegen war, und daß er ihn forttragen wollte. Die mitleidigen Kinder packten gleich das Männchen fest, und zerrten sich so lange mit dem Adler herum, bis er seine Beute mußte fahren lassen.

     
    Als der Zwerg sich vom ersten Schrecken erholt hatte, sprach er: »Konntet ihr mich auch nicht säuberlicher angreifen! gerissen habt ihr an meinem Röckchen, daß es Löcher bekommen hat an mehr als Einer Stelle.« Da nahm er einen Sack mit Edelsteinen, und schlüpfte wieder in seine Höhle. Die Mädchen waren schon an seinen Undank gewöhnt, setzten ihren Weg schweigend fort, und verrichteten in der Stadt ihre Geschäfte.

     
    Als sie beim Heimkehren wieder auf die Haide kamen, überraschten sie den Zwerg, der wohl gedacht hatte, es würde so spät niemand mehr des Weges gehen. Er hatte sich ein reinliches Plätzchen ausgesucht, und seinen Sack mit Edelsteinen ausgeschüttet. Da lagen sie rings herum, und weil die Abendsonne darüber hin schien, schimmerten sie so prächtig in allen Farben, blau, roth, grün und gelb, daß die Kinder stehen blieben, und sie

Weitere Kostenlose Bücher