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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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gehen auf das Schloß zum Tanz bei dem Prinzen.«

     
    Aschenbrödel gab sich alle Mühe, und putzte sie, so gut sie konnte. Aber immer konnte sie es nicht recht machen, sondern bekam Schelte und Stöße, und als sie fertig waren, fragten sie spöttisch: »Aschenbrödel, willst du nicht mit zum Tanze?« – »Ach, wie dürfte ich mich da sehen lassen«, antwortete sie traurig, »ich habe ja keine Kleider.« – »Ja, das wäre mir recht,« sagte hierauf die Aelteste, »wenn du da aufträtest. Wir müßten uns schämen, wenn die Leute hörten, daß du unsere Schwester wärest. Du gehörst in die Küche, und damit dir unterdessen die Zeit nicht lang währe, will ich dir Arbeit geben.« – Und hiermit schüttete sie einen Haufen Linsen auf den Feuerheerd mit den Worten: »Wenn wir nach Hause kommen, müssen die gelesen seyn, sonst kriegst du deine Strafe.«

     
    Damit fuhren sie auf das Schloß; Aschenbrödel aber stand, und sah ihnen nach, und als sie nichts mehr sehen konnte, ging sie traurig in die Küche an ihre Linsen. Als sie sah, daß es ein so großer Haufe war, so seufzte sie: »Ach, daran muß ich lesen bis Mitternacht, und darf die Augen nicht zufallen lassen. O wenn das meine Mutter wüßte!« Da steckte sie ihr Lämpchen an, kniete nieder vor dem Heerd, fing an die Linsen zu verlesen, und weinte bitterlich.  

     
    Auf einmal flogen zwei schneeweiße Täubchen durch das Fenster in die Küche, setzten sich neben die Linsen auf den Heerd, nickten mit dem Köpfchen, und sagten: »Aschenbrödelchen, sollen wir dir helfen?« – »Ja!« antwortete sie,

     
      »Die schlechten in's Kröpfchen,

      Die guten in's Töpfchen!«

     
    Und pick, pick, pick, pick, fingen sie an, und fraßen die schlechten weg, und ließen die guten liegen, und in einer Viertelstunde waren die Linsen so rein, daß auch keine unreife oder wurmstichige darunter war, und Aschenbrödel konnte sie alle in's Töpfchen streichen. Darauf sagten die Täubchen: »Willst du nicht deine Schwestern tanzen sehen? So komm, und mische dich unter die Zuschauer.«

     
    Da ging sie hin nach dem Schlosse, und sah durch die Fenster, und wurde ganz verblendet durch den hellen Schein, den die vielen tausend Lichter von den goldenen und krystallenen Kron- und Armleuchtern umherwarfen, und von den schönen Kleidern, womit die Tänzerinnen geschmückt waren, unter denen sie auch ihre Schwestern erkannte.

     
    Als sie sich nun satt gesehen hatte, schlich sie sich heimlich und ungesehen wieder nach Hause, und legte sich mit schwerem Herzen nieder neben dem Feuerheerd, und schlief da ein in der Asche.

     
    Am andern Morgen kamen die zwei Schwestern in die Küche, und als sie sahen, daß Aschenbrödel die Linsen ganz rein gelesen, war es ihnen nicht einmal recht: denn sie hätten gern Ursache gefunden, sie zu schelten, und da sie das nicht konnten, fingen sie an, von dem Tanzfeste zu erzählen, und sagten: »Aschenbrödel, die Lust hättest du sehen sollen! Der Prinz, der allerschönste von der Welt, hat uns zum Tanze geführt, und eine von uns wird seine Gemahlinn werden.« – »Ich habe es gesehen,« antwortete Aschenbrödel. – »Wie bist du dazu gekommen?« fragten die Schwestern. Da erzählte sie, wie sie unter den Zuschauern gestanden habe. Das gönnten sie ihr aber auch nicht, und nahmen sich vor, ihr künftig so viel Arbeit zu geben, daß sie nicht viel Zeit hätte, zuzusehen.

     
    Jetzt aber mußte Aschenbrödel sie wieder kämmen, schnüren und putzen, und als sie damit fertig war, schüttete ihr die Aelteste einen ganzen Sack Erbsen auf den Heerd, und sprach: »Da, lies die guten und die schlechten aus einander, so daß auch nicht eine schlimme dabei bleibt, sonst schütte ich sie dir morgen in die Asche, und du mußt hungern, bis du sie alle ausgesucht hast!« Damit fuhr die Mutter mit ihren Töchtern wieder auf das Schloß.

     
    Aschenbrödel aber setzte sich wieder an den Heerd, und weinte: »Wie werd' ich fertig werden? Wenn das meine selige Mutter wüßte!« Mit einem Male flogen die weißen Täubchen wieder herein, setzten sich freundlich auf den Heerd, und fragten: »Sollen wir dir helfen?« – »Ja,« antwortete das Mädchen,

     
      »Die schlechten in's Kröpfchen,

      Die guten in's Töpfchen!«

     
    Und nun ging's pick, pick, pick, pick, so geschwind, als wären zwölf Hände da. Im Umsehen waren die Erbsen verlesen, und da hieß es: »Aschenbrödelchen, willst du mit auf das Schloß zum Tanze?« – »Ei, wie könnt' ich,«

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