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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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erwiederte das gute Mädchen ganz betrübt, »in meinen schmutzigen Kleidern?« – »Geh' nur zu dem Bäumlein auf deiner Mutter Grabe, und rüttle und schüttle daran, und wünsche dir schöne Kleider. Aber komm vor Mitternacht wieder.«

     
    Da ging Aschenbrödel hinaus, und schüttelte das Bäumchen, und sprach:

     
      »Bäumlein, rüttl' und schüttle dich,

      Wirf schöne Kleider herab für mich!«

     
    Und kaum, daß sie dies gesagt hatte, so lag das schönste seidene Kleid vor ihr, mit Silberkanten und Perlen besetzt, dazu die kostbarsten Schuhe und seidene Strümpfe, und Alles, was sonst dazu gehört.

     
    Aschenbrödel trug Alles nach Hause, und wusch sich, und zog sich an; da war sie so schön, wie eine Rose, die der Thau gewaschen hat. Und als sie vor die Hausthür trat, so stand da ein prächtiger Wagen mit sechs weißen Pferden bespannt, und Kutscher und Bediente dabei mit Tressenkleidern und Federbüschen, die hoben sie hinein, und so fuhr sie fort nach dem Schlosse des Königs.

     
    Der Prinz aber, als der Wagen vor der Thüre hielt, meinte, es käme eine vornehme, fremde Prinzessinn. D'rum ging er ihr entgegen, und führte sie in den Tanzsaal. Und als da der Glanz der viel tausend Lichter auf sie fiel, so staunten Alle sie an wegen ihrer Schönheit und ihrer kostbaren Kleider. Auch ihre Schwestern sahen sie, und beneideten sie, erkannten sie aber nicht, daß es Aschenbrödel wäre, sondern meinten, die säße zu Hause am Feuerheerde, und verläse die Erbsen.

     
    Der Prinz aber tanzte viel mit Aschenbrödel, und man merkte wohl, daß sie ihm von Allen, welche da waren, am besten gefiel. Als aber Mitternacht kam, ehe es zwölf schlug, da neigte sie sich, und so viel auch der Prinz bat, so wollte sie doch nicht länger bleiben, darum begleitete er sie an den Wagen, und sie fuhr davon, und so viel er forschte und nachfragte, so konnte ihm doch niemand sagen, wer sie wäre und woher sie gekommen?

     
    Als Aschenbrödel zu Hause war, ging sie wieder zu dem Bäumlein auf der Mutter Grabe, und sprach:

     
      »Bäumlein, rüttl' und schüttle dich,

      Heb' die Kleider auf für mich!«

     
    Da nahm der Baum die Kleider wieder, und Aschenbrödel hatte ihr altes Aschenkleid an; damit ging sie zurück, machte sich das Gesicht staubig, und legte sich in die Asche schlafen.

     
    Am Morgen darauf kamen die Schwestern, sahen verdrießlich aus, und sagten nichts. Da fragte Aschenbrödel, ob sie den Abend eben so vergnügt gewesen wären, als den ersten? »Nein,« gaben sie zur Antwort. »Da war eine fremde Prinzessinn, mit der hat der Prinz fast in einem fort getanzt, es hat sie aber niemand gekannt, oder gewußt, woher sie gekommen.« –

     
    »Ist es vielleicht die gewesen in dem prächtigen Wagen mit den sechs Schimmeln?« fragte Aschenbrödel. »Woher weißt du das?« sagten die Schwestern. – »Nun, ich stand in der Thür, und sah sie vorbeifahren!« erwiederte Aschenbrödel. Da sagte die Aelteste, und sah dabei Aschenbrödel grimmig an: »In Zukunft bleibe bei deiner Arbeit; was brauchst du in der Thüre zu stehen?«

     
    Aschenbrödel mußte nun zum dritten Male die Schwestern putzen, und zum Lohn schütteten sie ihr einen dreimal größeren Haufen Erbsen auf den Heerd, und da hieß es: »Die sollst du verlesen, und daß du dich nicht unterstehst, von der Arbeit wegzugehen!«

     
    Aschenbrödel gedachte: Wenn nur meine Tauben nicht ausbleiben! und dabei schlug ihr das Herz nicht wenig. Die Tauben aber kamen, wie an dem vorigen Abend, und fragten: »Sollen wir dir helfen?« – »Ja!« sagte Aschenbrödel,

     
      »Die schlechten in's Kröpfchen,

      Die guten in's Töpfchen!«

     
    Da machten sich die Täubchen rasch heran mit ihren Schnäbeln, und ehe man es sich versah, war der große Haufe Erbsen verlesen. Da sagten sie zu dem Mädchen: »Gehe hin, und schüttle das Bäumchen, das wird dir heute noch schönere Kleider herunterwerfen; gehe zum Tanz auf das Schloß, aber siehe dich vor, daß du ja vor Mitternacht zurückkommst!« Aschenbrödel trat hin zu dem Bäumchen, und sprach:

     
      »Bäumlein, rüttl' und schüttle dich,

      Wirf schöne Kleider herab für mich!«

     
    Da fiel ein Kleid herab, noch viel herrlicher und prächtiger, als das vorige. Wo jenes Silber und Perlen hatte, hatte dieses Gold und Diamanten, und dabei Halsband, Strümpf' und Schuhe, Alles, wie es dazu gehört. Und als Aschenbrödel damit angezogen war, so glänzte sie recht, wie die Sonne am Mittage.

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