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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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auf des Hofes Raum,

      Wohl unter dem Maßholderbaum;

     
    und bei diesen Worten warf er ihr die seidenen Schuhe gerade vor die Füße, als wenn sie dieselben anziehen sollte.

     
      Tireli, tireli, seht mich,

      Was für ein schöner Vogel bin ich!

     
    Da zog Marlenchen die Schuhe an, und es ward ihr immer leichter um das Herz. Sie tanzte und sprang zurück in das Haus, und rief: »Das war einmal ein herrlicher Vogel! seht, diese Schuhe hat er mir gegeben.«

     
    Aber die Mutter schrie: »Nein, ich halte es nicht länger aus hier in der Stube, die Luft ist mir zu enge; ich muß hinaus, daß ich nicht ersticke!« Und damit sprang sie auf von dem Boden, und stürzte sich durch die Thüre auf den Hof; die Haare aber standen ihr zu Berge, wie Feuerflammen.

     
    Als sie aber kaum auf den Hof trat – bratsch! da warf ihr der Vogel den Mühlstein auf den Kopf, daß sie zerquetscht zusammenfiel, wie ein Brei. Das hörten der Mann und Marlenchen, und sie liefen hinaus.

     
    Da ging Feuer und Dampf auf von der Stelle, und als sich das verzog, stand der kleine Bruder wieder lebendig da, und nahm seinen Vater und seine Schwester bei der Hand, und sie gingen vergnügt zurück in das Haus, und erzählten sich Alles.

     

     
10. Das Feld mit Hagebuchen.

     

     
    ◉ Die Hagebuchen.

     

     
    Thomas, der älteste Sohn eines wohlhabenden Pächters, streifte an einem Sonntage zur Herbstzeit durch die Felder, und ging eben an der Sonnenseite einer Hecke daher, als er plötzlich ein klapperndes Geräusch nicht weit von sich in der Hecke hörte.

     
    »Ei der Tausend!« sagte er, »das ist ja wunderbar, noch so spät im Jahre die Schmatze singen zu hören!« Er schlich auf den Zehen herbei, ob er die Ursache des Geräusches zu Gesichte bekommen könnte, und er sich in seiner Vermuthung nicht geirrt habe.

     
    Das Geklapper hörte auf, aber als Thomas scharf durch das Buschwerk sah, so erblickte er in einer Ecke des Zauns einen braunen Krug, der etwa sechs Maaß Flüssigkeit halten konnte, und nahe dabei ein winziges, altes Männchen, mit gekremptem Hut auf dem Kopfe, und ledernem Schürzchen, das vorn herabhing. Es schleppte einen kleinen hölzernen Stuhl herbei, stieg darauf, tauchte ein kleines Eimerchen in den Krug, und zog es voll wieder heraus, stellte es neben den Stuhl, und setzte sich dann bei dem Krug, und fing an zu arbeiten, indem es auf einen kleinen Schuh, wie er gerade für sein Füßchen paßte, einen Fleck aufschlug.

     
    »Warte,« sprach Thomas zu sich selbst; »warte, dich will ich fangen, und dann sollst du mir deine Schätze zeigen; wenn ich geschickt zu Werke gehe, so bin ich ein gemachter Mann.«

     
    Er schlich sich jetzt herbei, und richtete die Augen auf ihn, wie eine Katze auf die Maus, oder wie man liest, daß die Klapperschlange thut, wenn sie die Vögel festbannen will. So kam er ganz nahe zu ihm. »Gott segne Eure Arbeit, Nachbar!« sagte Thomas.

     
    Der Kleine richtete den Kopf in die Höhe: »Ich danke Euch schönstens,« antwortete er.

     
    »Mich wundert, daß Ihr an dem heiligen Tage arbeitet,« sagte Thomas.

     
    »Das ist meine Sorge, nicht Eure!«

     
    »Freilich,« sprach Thomas, »aber Ihr seyd ja wohl so gut, und sagt mir, was Ihr da in der Kanne habt?«

     
    »Herzlich gern,« antwortete der Kleine, »es ist gutes Bier.«

     
    »Bier!« rief Thomas. »Blitz und Hagel! wie seyd Ihr dazu gekommen?«

     
    »Wie ich dazu gekommen bin? Gebraut habe ich es. Und wovon denkt Ihr, daß ich es gemacht habe?«

     
    »Das mag der Kuckuck wissen!« sprach Thomas,   »ich denke, aus Malz, woraus sonst?«

     
    »Ihr irrt, ich mache es aus Heide.«

     
    »Aus Heide!« rief Thomas, indem er in ein lautes Lachen ausbrach. »Ihr denkt doch nicht, daß ich ein solcher Narr wäre, das zu glauben?«

     
    »Wie es Euch beliebt,« antwortete er; »doch, was ich Euch sage, ist wahr.«

     
    »Nun, ich will's glauben!« sagte Thomas. »Gebt mir doch einmal zu versuchen von Euerm Bier.«

     
    »Ich will Euch etwas sagen, junger Mann!« antwortete hierauf das Zwerglein. »Es würde Euch besser ziemen, Euers Vaters Haushalt zu besorgen, als bescheidene und ruhige Leute mit Euern dummen Fragen zu quälen. Eben jetzt, während Ihr Eure Zeit in Müßiggang zubringt, sind die Kühe in den Hafer gerathen, und haben die Frucht ganz nieder getreten.«

     
    Thomas erschrak über diese Nachricht so sehr, daß er eben im Begriff war, sich umzuwenden, als er sich noch besann. Und da er

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