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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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und schrieen Alle auf ein Mal: »Hier sind wir! Hier sind wir vor der Thüre!«

     
    Da lief die Mutter hin, und öffnete die Thür, und ließ sie herein. »Ach, meine lieben Kindlein,« sagte sie mit Freudenthränen, »wie froh bin ich, daß ihr wieder da seyd.« Und Vater und Mutter herzten und drückten die Kinder, und dankten Gott, daß sie Alle wieder ohne Schaden da waren, und ließen sie an den Tisch sich setzen, und sich satt essen: denn es war noch genug da.

     
    Als aber die zehn Thaler in der theuern Zeit bald zu Ende gingen, da ging auch die Freude der armen Leute zu Ende, und die alte Noth brach wieder in's Haus ein, und die alte Angst wieder in's Aelternherz. Vater und Mutter hielten daher wieder heimlichen Rath, was nun zu thun sey, und sie fanden keinen andern, als den, die Kinder abermals in den Wald zu führen, aber viel tiefer hinein, als das erste Mal.

     
    Obschon sie dies ganz heimlich mit einander besprachen, so entging es doch dem kleinen Däumling nicht, und er dachte, er wolle sich und die Brüder mit den Kieseln schon zum zweiten Male nach Hause helfen. Aber leider gelang es ihm nicht, denn als er am Morgen ganz frühe aufstand, um sich weiße Steinchen zu suchen, da fand er die Hausthür fest verschlossen, und wußte nicht, was er nun thun sollte. Indeß besann er sich auf ein anderes Hülfsmittel. Ehe der Vater die Kinder in den Wald führte, gab die Mutter an jedes ein großes Stück Brot, und Däumling dachte nun, sich seines Brotes dies Mal so zu bedienen, wie neulich der kleinen Steine. Er krümelte es deswegen still auf den Weg hin, und dachte: Nun wollen wir doch wieder nach Hause kommen.

     
    Aber es gelang nicht. Denn als der Vater sie heimlich verlassen, und Däumling nun vergnügt die Brüder den Weg zurückführen wollte, waren keine Brotkrümchen mehr zu sehen, denn die Vögel hatten sie aufgefressen. Ach, da wurden sie Alle sehr betrübt, und weinten und schrieen gar erbärmlich, und verirrten sich in ihrer Angst immer tiefer und tiefer in den Wald hinein. Dazu wurde es Nacht; es brach ein Sturm mit gewaltigem Heulen, Brausen und großem Platzregen los, und das Geheul gieriger Wölfe glaubten sie auch schon zu hören. – Jetzt wußte Däumling keinen andern Rath, als auf einen Baum zu klettern, um nachzusehen, ob sich nicht irgend wo eine Wohnung entdecken ließ. Er war auch wirklich so glücklich, in weiter Ferne tief im Walde einen schwachen Lichtschimmer zu erspähen. Nun stieg er herab, und ging mit seinen Brüdern auf die Gegend zu, wo das Licht geschienen hatte, und nach langem, mühsamen Umhertappen in der Finsterniß sahen sie es endlich wieder durch die Nacht schimmern, kamen mit vieler Mühe und Noth an das Haus, in welchem das Licht war, und klopften an. Ein altes Mütterchen öffnete die Thüre und fragte, was sie wollten. Da jammerten sie, und klagten alle Noth und Angst, die sie ausgestanden hatten, und baten um ein Nachtlager. »Ach,« sagte die Frau, indem sie weinend und bedauernd die armen Jungen betrachtete, »ach, wie beklage ich euch! Wißt, hier ist das Haus des Popanzes, der alle Kinder, die er erwischt, auffrißt, weil sie sein liebster Leckerbissen sind. Wo soll ich euch also hinstecken, ohne daß er euch auswittere, weil er Menschenfleisch auf viele Schritte weit riecht.«

     
    »Ach, liebe Mutter!« wimmerte der kleine Däumling, der für die andern das Wort führte, »was sollen wir denn nun anfangen? denn draußen werden wir auch von hungrigen Wölfen zerrissen. Sollte denn der Popanz gar nicht zu erweichen seyn? Ach, lieber Gott, helft uns doch; wir können ja auch nicht mehr weiter!«

     
    Weil nun die Frau des Popanzes gut und mitleidig war, und die Kinder sie dauerten, so entschloß sie sich, dieselben bis zum nächsten Morgen vor ihrem Manne zu verbergen, und nahm sie in's Haus, und ließ sie am Feuer, an welchem ein ganzer Hammel zum Abendbrote des Popanzes gebraten wurde, sich erwärmen und trocknen.

     
    Kaum waren sie trocken, und hatten den schärfsten Hunger etwas gestillt, so wurde auch schon an die Hausthüre gedonnert. Das war der Popanz! Die Frau steckte hastig die Kinder unter ein großes Bette, und machte die Thüre auf.

     
    »Wo ist das Essen? Und ist der Wein abgezogen?« Das war seine erste Frage, als er in die Stube trat. Die Frau bejahete es, worauf er sich an den Tisch setzte, und den ganzen Hammel auffraß, obschon er noch ziemlich roh und blutig war, was ihm aber nur um so besser schmeckte.

     
    »Frau,« sagte

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