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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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nie wieder so undankbar zu seyn, und seine gute liebe Pathe durch keinen Ungehorsam je wieder zu betrüben.

     
    »Nun, ich will dir verzeihen,« erwiederte die Fee, »wenn du nur Wort hältst, und dich besserst.«

     
    Als Tomy dies nochmals fest versichert hatte, holte die Fee die geraubte Puppe aus dem Hause des Menschenfressers, und verwandelte sie in ein allerliebstes sechsjähriges Mädchen, das sie Tochter Herzblatt nannte. Sie erzog sie mit dem kleinen Tomy, der sie sehr lieb hatte, und mit ihr spielte, so daß beide recht vergnügt und glücklich lebten. Als aber das hübsche Mädchen achtzehn Jahre alt war, ließ die Fee Beide zu sich kommen, und sagte: »Nun hört, Kinderchen; da ihr euch Beide so gut seyd, und immer so einträchtig und friedlich mit einander gespielt und gelebt habt, so wünsche ich, daß ihr euch heirathet, und als Mann und Frau euch gegenseitig beglücket.« Damit waren Herzblatt und Tomy sehr zufrieden, und die Fee hielt ihnen eine Hochzeit, wie man seit hundert Jahren keine gesehen hatte.

     
    Tomy hatte sein junges, schönes Weibchen außerordentlich lieb. In seinem ganzen Leben aber vergaß er nie die Gefahr, in die er einst durch sie, oder vielmehr durch seine Schwatzhaftigkeit und seinen Leichtsinn gerathen war.

     

     
26. Dornröschen.

     

     
    Eine Königinn hätte so gern, ach so gern ein Kind gehabt, und bekam doch keins, so sehr sie sich auch eins wünschte. Da wurde sie traurig, und weinte und seufzte: »Was hilft uns nun unser schönes Königreich, da wir es keinem eigenen Kinde hinterlassen können?«

     
    Als sie so einmal an einem klaren Bache unter schönen Bäumen hinging, und sah große und kleine Fische im hellen Wasser spielen und sich jagen, und sah die Vögelein ihre Jungen füttern, die über das Nest herauskuckten und pipten, da sagte sie recht traurig: »Ach, die Vöglein haben ihre Kinderchen, und die Fische auch, aber ich – ich habe kein Kind!«

     
    »Sollst eins haben! Sollst eins haben!« rief ein Vöglein vom Baume herab.

     
    »Eine Tochter! Eine Tochter!« rief ein Krebs, der den Kopf aus dem Wasser heraussteckte.

     
    »Ueber's Jahr! Ueber's Jahr!« rief eine Stimme, die sich nicht sehen ließ. Da wurde die Königinn recht froh, und alle Leute im Schlosse freueten sich mit ihr.

     
    Und als das Jahr um war, bekam die Königinn eine Tochter, die nannten sie Röslein. Der König aber stellte ein großes Kindtaufen an, und bat alle Feen, die es im Lande gab, – und das waren sieben, – zu Gevattern, damit eine jede dem Kinde etwas zum Angebinde geben möchte, wie es damals Sitte war, und die kleine Prinzessinn dadurch alle mögliche Vollkommenheiten erhalte.

     
    Als nun die Taufe vorbei war, begaben sich die Gäste in das Schloß des Königs, wo man ein glänzendes Fest zu Ehren der Feen angeordnet hatte. Für jede dieser mächtigen Wesen hatte der König bei ihrem Platze an der Tafel einen goldenen Teller und goldene Messer, Gabel und Löffel, mit Diamanten und Rubinen besetzt, hinlegen lassen.

     
    Als man sich nun aber eben zur Tafel setzte, siehe! da öffnete sich die Thüre noch einmal, und eine alte Fee trat herein, die man vergessen hatte einzuladen, weil sie schon seit länger als funfzig Jahren aus dem Thurme, in welchem sie wohnte, nicht herausgekommen war, weswegen man glaubte, sie sey todt oder gar verzaubert. Zwar ließ der König, sie freundlich bewillkommend, ihr sogleich einen Platz an der Tafel einräumen; aber einen goldenen Teller, und ein goldenes Besteck, wie den andern Feen, konnte er ihr nicht geben, weil gerade nur sieben goldene Teller und Bestecke gemacht worden waren. Daher setzte man ihr drei silberne Teller hin, und die Königinn holte einen Strauß von Diamanten, und legte denselben vor ihre Teller. Die Fee schien hiermit nicht zufrieden zu seyn, denn sie hielt sich fälschlich für zurückgesetzt, und sagte dann recht unwillig und verdrießlich: »Ihr habt mich verachtet, weil Ihr mich nicht einmal eingeladen habt; ich verachte nun auch Euch und Eure Speisen und Diamanten, – ich brauche sie nicht; aber ich sage Euch, ehe Eure Tochter funfzehn Jahre alt seyn wird, soll sie sich mit einer Spindel in die Hand stechen, und todt hinfallen.« Damit entfernte sie sich, ohne weiter Abschied zu nehmen.

     
    Mit Erschrecken hatten Alle den unheilvollen Ausspruch der bösen Fee vernommen, und der König und die Königinn fingen laut an zu weinen und zu klagen. »Beruhigt Euch,« sagte eine junge Fee, die dem

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