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Märchenmord

Märchenmord

Titel: Märchenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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machte eine Handbewegung zu r Seite . »Ich bin umgekippt? «
    »Oui.«
    Nicht weit von ihr hatten sich Neugierige versammelt. Monsieur Saïd stand mit einer riesigen Kühlbox zwischen ihne n und verteilte Getränke. Eine Frau schluchzte und der alt e Mann mit den grauen Haaren schimpfte laut. Unwillkürlic h schaute sich Gina nach einem rothaarigen Mädchen um. Hatt e sie nur geträumt? Ihr Blick suchte die Fenster im vierten Stock , deren Umrisse hinter den Rauchschwaden nur noch zu erahnen waren. Allmählich kehrte die Erinnerung zurück. Eine s wurde Gina in diesem Moment klar. Es lohnte sich nicht, i n Ohnmacht zu fallen. Die Welt veränderte sich dadurch kei n bisschen . »Was ist mit dem Mädchen? Haben sie es gefunden? « Noah hob die Schultern. »Ich weiß nichts. « »Sie ist tot, oder? « »Keine Ahnung. « »Wo ist dieser Kommissar? « Noah deutete Richtung Haustür, wo Maurice Ravel mit eine m der Feuerwehrleute sprach . Gina schob sich aus dem Rollstuhl und rannte auf den Kommissar zu. Je näher sie dem Gebäude kam, desto heißer wurde es , desto mehr kratzte der Rauch in ihren Lungen. Wieder beka m sie kaum Luft. Maurice Ravel hielt sie an der Schulter fest . »Du kannst hier nicht durch. « »Was ist mit ihr? Was ist mit dem Mädchen? « »Ich muss dir zunächst einige Fragen stellen.« Monsieur Rave l zog einen Notizblock aus der hinteren Tasche seiner Jeans . »Fragen, was für Fragen denn? « »Wie heißt du? «
    »Mann, das ist doch scheißegal, wie ich heiße. Was ist mit de m Mädchen? « »Dein Name?« Ein Blick aus stahlblauen Augen traf sie und dieser war beharrlich . »Gina Kron. « »Du bist keine Französin, oder? Du sprichst mit Akzent. « »Ich bin in Paris geboren. « Er runzelte verwundert die Stirn: »Ich dachte… « »Ich bin in Deutschland aufgewachsen«, fuhr Gina fort. »Abe r das spielt doch jetzt keine Rolle. Sagen Sie mir lieber, was lo s ist. Was ist mit ihr? « »Wo sind deine Eltern ? Am liebsten hätte Gina gesagt: Ich habe keine Eltern mehr, abe r die Augen von Kommissar Ravel waren Stahlnägel, die sie fixierten. »Meine Mutter ist in irgendeinem Restaurant, aber ic h weiß ihre Handynummer nicht. « »Dieser junge Mann erzählt immerzu etwas von einem Mädchen. « Gina sah sich suchend nach Noah um, doch er war verschwunden . »Ja. « »Was für ein Mädchen? « Gina wagte den Blick nicht nach oben zu richten, wo das Mädchen im blauen Kleid gestanden hatte . »Ich habe sie am Fenster gesehen. « »Wo? « »In der Wohnung.« Sie deutete auf die zerborstenen Fenster . »Dort wo es gebrannt hat. « »Wann hast du sie gesehen? « »Kurz …«, Gina stockte, »kurz bevor das Feuer ausgebroche n ist. « »Und wo warst du? «
    »In dem Haus auf der anderen Seite.« Gina wandte sich um und deutete nach oben. »Auch im vierten Stock. Wir standen uns genau gegenüber.« »Dann hast du gesehen, wie das Feuer ausbrach?« Gina schüttelte den Kopf. »Nein, aber…«Sie brach ab. »Und da war noch jemand.« »Noch jemand?« Der Kommissar runzelte die Stirn, als ob er ihr nicht glaubte. Gina atmete tief durch: »Bevor der Brand ausgebrochen ist, war ein Mann bei dem Mädchen. Sie haben sich gestritten und dann…« Gina begann zu erzählen, was sie gesehen hatte. Alles. Wie das Mädchen auf die Straße gestarrt hatte, als erwarte sie jemanden. Von dem Mann, der um die Ecke gekommen war und später in der Wohnung auftauchte. Es sprudelte nur so aus Gina heraus. Sie hatte nicht gewusst, dass sie immer noch fließend Französisch sprechen konnte. Immer wieder hatte ihre Mutter sie damit genervt, dass sie mit ihr in ihrer Muttersprache reden solle. Doch wenn diese Französisch sprach, hatte Gina stets Deutsch geantwortet. Seit dem Tod der Großmutter. Sie wandte sich an Monsieur Ravel. »Das Mädchen muss dort oben in der Wohnung liegen. Ich glaube …«, sie stockte, »sie ist tot.« »Tot?«, wiederholte er und sie las in seinen Augen den Zweifel. »Dieser Mann…« Ginas Stimme wurde plötzlich heiser. »Er hatte ein Messer in der Hand.« »Ein Messer?« »Ja.« Gina brachte nur ein Flüstern heraus. Sie wusste, dass es unglaublich klang. Der Polizist schwieg einen Moment ungläubig und fragte Gina dann mit zusammengezogenen Brauen: »Und du konntest diesen Mann sehen? Von gegenüber? Obwohl es bereits dunkel war…?« Maurice Ravel schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich.« »Ist es nicht«, Gina hatte das Bedürfnis, den Kommissar anzuschreien. »Er stand mitten im Raum…«

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