Märchenprinz Sucht Aschenputtel
Na ja …“
Er lächelte. „Wenn du möchtest, machen wir das.“
„Nein. Aber was sind das für Bohnen?“ Sie kam sich unkultiviert vor, weil sie noch nie davon gehört hatte.
Tate beugte sich vertraulich zu ihr und sagte: „Ich habe das beste französische Restaurant in der Stadt angerufen, sie gefragt, was sie empfehlen, und es auswendig gelernt. Ich kannte die Bohnen vorher auch nicht. Offenbar ist es eine hellgrüne Sorte.“
Sofort fühlte Tanya sich besser – sogar ausgezeichnet. Sie war beeindruckt, welche Mühe er sich gemacht hatte. „Soll ich hierüber auch berichten?“, fragte sie.
„Über das Planetarium? Nein, das Abendessen ist nur für uns.“
„Es gibt kein ‚uns‘“, erwiderte sie spontan, obwohl ihr der Gedanke gefiel.
„Na ja, wir sitzen hier gemeinsam, haben Hunger, und es gibt etwas zu essen. Wir haben gerade acht Stunden am Stück schwer gearbeitet, und jetzt genießen wir unser Essen. Das ist schon alles.“
Doch es sah nach sehr viel mehr aus. Die Szene war durch und durch romantisch – wie man sie für ein ganz besonderes Date arrangiert hätte. Schon allein deshalb musste Tanya Einspruch erheben. „Du willst doch wohl hiermit nicht meine journalistische Unbestechlichkeit testen, oder?“
„Nein, darum geht es mir nicht.“
„Worum denn dann?“
Wieder lächelte er geheimnisvoll. „Um ein gutes Abendessen nach einem langen Tag“, beharrte er und rückte ihr den Stuhl zurecht.
Noch immer war sie nicht sicher, was er im Schilde führte, aber inzwischen war sie so hungrig, dass sie die Einladung unmöglich ausschlagen konnte. Und so setzte sie sich und breitete die Serviette über den Schoß, während Tate gegenüber Platz nahm. „Ehrlich gesagt könnte das hier ein schlechtes Licht auf dich werfen“, bemerkte sie, als er ihnen beiden Wein einschenkte.
„Wieso?“
„Na ja, erst zeigst du mir den ganzen Tag, wie selbstlos die McCords der Stadt dienen, und dann lässt du das Planetarium für den Abend schließen, weil du es selbst brauchst. Denk doch nur, wie viele arme Kinder jetzt nicht lernen, wo der Orion steht, und deshalb in der Schule schlechte Noten kriegen.“
„Mittwochs ist das Planetarium immer geschlossen. Ich bezahle Andrew die Überstunden und habe ihm Karten für ein ausverkauftes Konzert besorgt, das er mit seiner Tochter sehen will. Niemand kommt zu Schaden.“
„Also wolltest du mich heute davon überzeugen, dass du einfach vollkommen bist. Die McCords haben keine Fehler“, stichelte sie gutmütig.
„Niemand ist vollkommen. Aber ich weiß, dass Leute wie wir oft oberflächlich wirken, und ich wollte dir zeigen, dass dieser Eindruck täuscht.“
Er schwieg für einen Moment und fuhr dann fort: „Na ja, früher war ich schon etwas oberflächlich. Jetzt bin ich es nicht mehr, das hoffe ich zumindest, und es war mir wichtig zu zeigen, dass die McCords als Familie es auch nicht sind.“
„Bist du deshalb Arzt geworden? Um etwas Bedeutendes zu tun?“
„Nein, ich fürchte, den Entschluss habe ich eher aus egoistischen Gründen getroffen.“
„Wie das?“
„Ich hatte damals keinesfalls vor, kranken Menschen zu helfen oder etwas Gutes zu tun. Teilweise habe ich mich von Buzz mitziehen lassen. Er hatte sich für ein Medizinstudium eingeschrieben, weil er Militärarzt werden wollte – und ich dachte mir, ich probiere es auch mal, sodass wir auf dasselbe College gehen und einen draufmachen können.“
„Du dachtest, du kommst beim Medizinstudium zum Feiern?“
„Für Buzz und mich war das ganze Leben eine Party. Der zweite Grund war, dass ich auf keinen Fall bei McCord Jewelers einsteigen, sondern mir etwas Eigenes suchen wollte. So wurde ich Arzt. Und habe dann noch die Facharztausbildung zum Chirurgen drangehängt, weil man da am wenigsten mit den Patienten zu tun hat. Man kommt in den OP, erledigt seinen Job und geht wieder.“
„Das gibst du offen zu?“, fragte Tanya überrascht.
„Heute denke ich anders darüber, sonst würde ich es wohl nicht tun.“
Nachdem sie die Vorspeise aufgegessen hatten, servierte Tate den Hauptgang.
„Dann bereust du es also nicht, dass du Arzt geworden bist?“
„Nein. Im Gegenteil, ohne meinen Beruf hätte ich die letzten anderthalb Jahre kaum ausgehalten. Nur dafür lohnte es sich noch, morgens aufzustehen. Dass ich wenigstens anderen Menschen helfen kann.“
Tanya schossen zwei Fragen durch den Kopf, doch die erste hatte mit Buzz zu tun, und sie sah deutlich, wie sehr schon allein
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