Märchenprinz Sucht Aschenputtel
die Möglichkeit, dass sie ihn einfach nicht mochte. Und was dann?
Tate schüttelte über sich selbst den Kopf. Er hatte seinen besten Freund im Krieg verloren. Hatte selbst ein schreckliches Jahr im Nahen Osten verbracht. War nach Hause gekommen, um festzustellen, dass alles, was ihm früher wichtig gewesen war, keine große Bedeutung mehr für ihn hatte.
Und jetzt machte er sich den ganzen Tag lang darüber Gedanken, was die Tochter der Haushälterin von ihm dachte?
Ja, es stimmte wohl. Genau das beschäftigte ihn, auch wenn er nicht verstand, warum. Jedenfalls nahm Tanya in seinem Leben immer mehr Raum ein …
„Okay, okay, ich hab’s kapiert. Die McCords sind großzügig, spendabel und ums Allgemeinwohl besorgt. Sie haben unzählige Einrichtungen finanziert, die den Bürgern von Dallas zugutekommen.“
Als Tate auf den Parkplatz des Planetariums einbog – das nach den McCords benannt war –, konnte sich Tanya den leichten Sarkasmus nicht mehr verkneifen.
Tate hatte sie um eins angerufen und Bescheid gesagt, dass er wieder zu Hause sei. Um zwei hatten sie sich auf den Weg gemacht. Sie hatten den Zoo besucht, wo die McCords eine neue Voliere gestiftet hatten. Dann das Krankenhaus, wo ein neuer OP von ihnen bezahlt worden war. Anschließend das Museum, wo sie gerade einen neuen Flügel anbauen ließen.
Sie waren auch bei zwei Wohlfahrtsheimen vorbeigefahren – eins für Familien, eins für Frauen und Kinder. Und danach hatten sie noch unzählige kleinere gemeinnützige Einrichtungen angesteuert, die die McCords unterstützten.
Jetzt war es schon fast neun, und sie parkten vor dem Planetarium.
„Hier essen wir“, verkündete Tate.
„Ich glaube nicht, dass mir jetzt nach Gummibärchen ist“, erwiderte sie. „Außerdem sieht es aus, als hätten sie geschlossen. Da, es steht sogar dran.“
Doch Tate stellte trotzdem den Motor ab. Er lächelte nur geheimnisvoll und stieg auch aus.
Welche Überraschung hatte er sich jetzt schon wieder ausgedacht?
Vorsichtshalber blieb Tanya sitzen und sah zu, wie er von außen ihre Tür öffnete. „Inzwischen habe ich ein vollständiges Bild von den guten Taten der McCords“, betonte sie und tippte auf ihren Notizblock. „Ich muss nicht auch noch sehen, dass ihr der Stadt den Sternenhimmel schenkt. Aber ich setze das Planetarium mit auf die Liste, versprochen.“
Er sagte nichts, sondern bedeutete ihr nur, auszusteigen.
Seufzend gehorchte sie. Hoffentlich betrachtete er die Snacks, die im Planetarium angeboten wurden, nicht als Abendessen. Sie war so aufgeregt gewesen, den Nachmittag mit ihm zu verbringen, dass sie das Mittagessen hatte ausfallen lassen. Mittlerweile hatte sie großen Hunger.
Als sie ausgestiegen war, schloss Tate den Wagen ab und führte sie zum Eingang. Dort klopfte er dreimal kurz an die verschlossene Tür, die daraufhin von einem Mann geöffnet wurde, der Tate offenbar kannte.
„Schön, Sie zu sehen, Dr. McCord.“
„Ganz meinerseits, Andrew.“
Als sie eingetreten waren, schloss Andrew wieder hinter ihnen ab.
„Ist alles fertig?“, fragte Tate ihn.
„Jawohl, Sir. Sie können gleich hineingehen.“
Der Mann deutete auf die großen Doppeltüren zum Zuschauerraum.
Als Tate und Tanya eintraten, war auf der beeindruckenden Kuppel bereits ein Sternenhimmel zu sehen.
„Paris bei Vollmond“, sagte Tate und deutete auf die Silhouette des Eiffelturms am Horizont.
Hinter ihnen schloss Andrew die Türen, sodass sie im Licht des Mondes und der Pariser Straßenlaternen, die ebenfalls am Horizont zu erkennen waren, unter dem Sternenzelt standen. Die Illusion war perfekt.
Tate führte sie zu einem Bistrotisch mit zwei Stühlen, der im breiten Gang hinter den Stuhlreichen stand. Er war mit Leinen, Silber und Porzellan gedeckt, die Kerzen im Leuchter brannten schon, und ein Strauß mit weißen Rosen verbreitete betörenden Duft. Im Hintergrund begann leise Musik zu spielen.
„Wow“, sagte Tanya überwältigt.
Tate stellte sich neben sie.
„Es gibt französischen Wein, Baguette und französischen Käse als Vorspeise“, erklärte er und deutete auf die kunstvoll dekorierte Vorspeisenplatte.
Auf einem kleineren Tisch in der Nähe standen unter silbernen Hauben weitere Speisen.
„Danach haben wir in Kräuterkruste gebratenes Filet, grünen Salat mit Senfvinaigrette, Flageoletbohnen mit Kerbel und zum Nachtisch Mousse au Chocolat.“
„Dann lass uns damit anfangen“, sagte Tanya lachend.
„Mit der Schokolade?“
„Nur ein Witz.
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