Märchenprinz Sucht Aschenputtel
ausmacht, aber im Moment geht es mir um etwas anderes. Für mich ist das ein großer Unterschied, weil ich jetzt nicht mehr so tun muss, als wäre ich mit jemandem zusammen, wo ich in Wirklichkeit Single bin.“
„Weil du nicht gut Geheimnisse bewahren kannst?“
„Weil ich etwas tun wollte, was ich nicht tun konnte“, erwiderte er, beugte sich vor und küsste Tanya ganz leicht auf den Mund.
Sie hatte nicht mal Zeit, die Augen zu schließen, so schnell war es vorbei. Trotzdem schlug ihr Herz schneller, und ihre Lippen kribbelten.
Sie schaffte es, energisch den Kopf zu schütteln. „Das kannst du immer noch nicht tun, ob du nun verlobt bist oder nicht“, erklärte sie mit Nachdruck.
„Warum nicht?“ Er lächelte, als nähme er ihren Einwand nicht ernst.
„Weil meine Mutter für euch arbeitet.“
„Ich weiß, das ist keine ideale Situation, aber …“
„Kein Aber.“ Erstaunlich, dass sie so entschlossen klingen konnte, wo sie sich innerlich hin- und hergerissen fühlte. Denn eigentlich wollte sie nichts lieber, als dass er sie noch einmal küsste …
Sein Lächeln wurde breiter, und er sah einfach unwiderstehlich aus. „Ich mag Herausforderungen.“
„Ich bin aber keine Herausforderung, sondern die Tochter der Haushälterin.“
Daraufhin nickte er zwar, doch es sah nicht so aus, als ob ihn ihre unterschiedliche soziale Stellung in irgendeiner Weise beeindruckte. Statt darauf einzugehen, sagte er nur: „Ich rufe dich morgen an, wenn ich mit der Visite fertig bin. Halt dir den Nachmittag und Abend frei.“
„Um Material für meinen Bericht zu sammeln. Mehr nicht“, sagte sie warnend.
„Wir werden die ganze Zeit arbeiten“, bestätigte er ernst.
„Na gut.“
„Bis dann.“
Sie nickte und sah ihm hinterher, als er ging. Es war schwer, sich dabei nicht zu wünschen, dass er sie noch einmal geküsst hätte. Intensiver. Leidenschaftlicher. Dass er die Arme um sie geschlungen hätte, dass sie seinen Körper an ihrem gespürt hätte.
Er ist nicht mehr verlobt.
Der Gedanke war verführerisch, doch Tanya verscheuchte ihn.
Ob verlobt oder nicht, sie durfte sich nicht mit Tate McCord einlassen.
Denn immerhin bestand die große Chance, dass er über kurz oder lang doch wieder bei Katie landete.
Und als Lückenbüßerin war sie sich einfach zu schade.
6. KAPITEL
Als Tate am Mittwoch von der Visite wieder nach Hause fuhr, dachte er über Tanyas seltsame Reaktion vom Vorabend nach.
Was war da nur passiert? Wieso war sie fast so verärgert über die Neuigkeit wie seine Familie? Stand sie als Frau automatisch auf Katies Seite?
Was seine Familie über ihn dachte, kümmerte ihn wenig. Doch bei Tanya war das etwas anderes. Es störte ihn, wenn sie eine schlechte Meinung von ihm hatte.
Da war neu für ihn.
Bisher hatte er sich im Leben wenig Gedanken darüber gemacht, wie er auf andere Leute wirkte. Selbst auf einflussreiche Menschen – ganz zu schweigen von den Angestellten oder den Angehörigen der Angestellten, von denen er die meisten gar nicht kannte.
Und jetzt grübelte er darüber nach, dass die Tochter der Haushälterin ihn möglicherweise für einen Idioten halten könnte.
Die Tochter der Haushälterin – das war gestern Tanyas Argument gewesen, warum er sie nicht küssen durfte. Ihm war zwar dasselbe eingetrichtert worden – mit den Angestellten freundet man sich nicht an –, aber vielleicht hatte sie das ja nur als Entschuldigung benutzt? Vielleicht hielt sie einfach nicht so viel von ihm und wollte deshalb nicht vom ihm geküsst werden?
Der Gedanke war schwer zu ertragen. Ihre Bemerkung, er wäre in Watte gepackt aufgewachsen, hatte Tate auch schon gezeigt, dass Tanya keine hohe Meinung von ihm hatte.
Aber jetzt störte ihn das noch mehr. Er musste mit ihr darüber reden – auch wenn das bedeutete, dass die Tochter der Haushälterin dabei Details über seine Beziehung zu Katie erfuhr.
Warum Tanyas Meinung ihm so wichtig war, konnte er selbst nicht sagen. Er wusste ja noch gar nicht, ob sich eine Beziehung zwischen ihnen entwickeln würde.
Den Kuss letzte Nacht hatte er jedenfalls schon lange gewollt und sich nur zurückgehalten, weil er offiziell noch mit Katie verlobt gewesen war. Allerdings hatte die kurze Berührung sein Verlangen nicht gestillt, sondern eher noch angeheizt.
Aber das erlaubte Tanya ihm nicht. Und wenn es daran lag, dass sie ihn wegen der Trennung von Katie für einen Idioten hielt, musste er möglichst bald etwas dagegen tun.
Immerhin bestand auch
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