Märchenprinz Sucht Aschenputtel
Haushälterin von dir hält?“
„Mir ist wichtig, was du von mir hältst.“
Dann beugte er sich vor, und es war klar, dass er sie küssen wollte. Doch auf halbem Weg hielt er inne, wartete, gab Tanya die Gelegenheit, den Kopf wegzudrehen.
Und das hätte sie auch tun sollen, das wusste sie. Schließlich hatte sie ihm am Abend vorher ausdrücklich gesagt, dass er sie nicht küssen durfte.
Aber in den letzten Tagen hatte sie so viele Blicke hinter seine äußere Schale aus Charme, Arroganz und Reichtum geworfen, hatte den verletzlichen und sensiblen Mann dahinter gesehen. Und nun stand er vor ihr, sein attraktives Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt, und wollte sie küssen.
Und sie wollte es auch.
Also sagte sie nicht Nein. Sie drehte auch nicht den Kopf weg, sondern hob nur leicht das Kinn …
Das war deutlich genug für ihn.
Tate beugte sich weiter vor und gab ihr einen Kuss, der weder kurz noch flüchtig war. Er küsste sie lange und ausgiebig, mit leicht geöffneten Lippen. So lange, dass Tanya den Kuss schließlich erwiderte. Sie konnte einfach nicht anders …
Als er sich von ihr löste, richtete er sich zu seiner vollen Größe auf und lächelte. „Bis morgen Abend.“
Tanya nickte nur und sah ihm nach, als er ging. Sie war noch immer überwältigt, dass er ihr ein so persönliches Geständnis gemacht hatte. Und dass es der verletzliche, sensible Tate war, nicht der weltgewandte McCord, der sie geküsst hatte …
„Du bist doch nicht Cinderella, Tanya.“
„Das weiß ich auch, Mom.“ Tanya stand vor dem Spiegel und bürstete sich die Haare. Hatte sie ihrer Mutter zu viel erzählt? Aber schließlich musste sie JoBeth darauf vorbereiten, dass sie am Freitag mit Tate zu einem Ball gehen würde. Und dass sie gleich gemeinsam ein Kleid für diesen Anlass aussuchen wollten.
Von dem Kuss hatte sie natürlich nichts erwähnt.
„Du bist nicht Cinderella, und Tate ist kein Prinz, der dich auf sein Schloss entführen wird, wo ihr dann glücklich bis zum Ende aller Tage lebt. Natürlich wirst du irgendwann einen Mann finden, mit dem du glücklich bist. Aber ich wünsche mir eben, dass es jemand Besseres ist als ein McCord.“
Überrascht ließ Tanya die Bürste sinken. „Besser als ein McCord?“, echote sie, während sie sich das Haar zu einem Knoten aufsteckte und ein paar lockige Strähnen herauszupfte. „Ich dachte immer, du lässt auf die McCords nichts kommen.“
„Tu ich auch nicht. Aber so viel Geld und Einfluss kann auch belasten – wie Tate im Moment gerade feststellt. Das Leben der McCords ist kompliziert, und sie sind keine einfachen Menschen. Deshalb suchen sie manchmal außerhalb ihrer Kreise nach Abwechslung, aber das hält dann nur kurze Zeit. Ich arbeite jetzt lange genug hier und habe Augen im Kopf. Da weiß ich genau, wie das läuft. Am Ende kehren sie immer zu ihren Wurzeln zurück und entscheiden sich für die Menschen, mit denen sie schon immer zu tun hatten.“
„Das ist mir klar“, sagte Tanya. „Und ich gehe zu dem Ball, damit ich mich persönlich davon überzeugen kann, wie es in diesen Kreisen zugeht. Ich muss Tate das Kleid kaufen lassen, weil mein Sender für diese Art von Ausgaben kein Budget hat. Aber nach dem Ball werde ich es ihm zurückgeben. Und ich werde mich von der ganzen Sache nicht beeindrucken lassen, das verspreche ich.“
Sehr überzeugt sah JoBeth nicht aus. Sie stand im Türrahmen und beobachtete Tanya dabei, wie sie ihr schwarz-weißes Sommerkleid überstreifte. Es hatte kurze Ärmel und einen leicht erreichbaren Reißverschluss, und nur deshalb hatte sie es gewählt. Und nicht etwa, weil es einen tiefen Ausschnitt hatte und ihre Kurven betonte.
„Lass dich weder von der Veranstaltung noch von Tate beeindrucken“, warnte JoBeth. „Es ist gefährlich, wenn du anfängst, dir zu wünschen, eine von ihnen zu sein …“
„Jeder in Dallas wünscht sich ein Leben wie sie, deshalb wird auch ständig über sie berichtet.“
„Ja, aber es ist noch gefährlicher, wenn du anfängst, dich für einen von ihnen zu interessieren …“
„Keine Angst – ich bin doch vernünftig“, beteuerte Tanya. Sie trug einen Hauch Rouge auf, tuschte sich die Wimpern zum zweiten Mal und legte etwas Lipgloss auf.
Als sie fertig war, griff sie nach ihrer Handtasche und ging auf ihre Mutter zu. Würde JoBeth sie durchlassen? Noch immer blockierte sie die Tür.
„Es ist doch nur ein Job“, erklärte sie. „Ich arbeite an einem Bericht. Wenn ich das Material
Weitere Kostenlose Bücher