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Märchenwald – Mörderwald

Märchenwald – Mörderwald

Titel: Märchenwald – Mörderwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Asche verteilt hatte. Die graue Masse fiel auf dem Erdboden nicht auf.
    Während der Lord weiterhin in seiner Andacht versunken blieb, tat sich etwas auf dem Boden. Es sah für den Betrachter aus, als würde er sich bewegen, aber das stimmte nicht, was der Förster bei genauerem Hinsehen feststellte.
    Hier bewegte sich das, was auf dem Boden lag, und zwar die Asche. Die Reste kräuselten sich zusammen, als würden unsichtbare Finger durch sie hindurchgleiten. Aber es blieb nicht nur dabei, es war auch ein leises Zischen zu hören, als sich der Untergrund öffnete. Plötzlich erschienen mehrere Risse und kleine Spalten. Laub zog sich zusammen. Es fing an zu knistern, und wie von Geisterhand geführt, glitt die Asche in den Boden hinein.
    Der Förster sagte nichts. Er war einfach zu perplex, um einen Kommentar abzugeben. Er konnte nur staunen und spürte, dass sich die Haut auf seinem Rücken zusammenzog. Es war ein kaltes Gefühl, das ihn erwischt hatte. Was er hier sah, das war mehr als ein Phänomen, das konnte es nicht geben, weil es die Naturgesetze auf den Kopf stellte. Die Asche hätte auf dem Boden liegen bleiben müssen, doch jetzt verschwand sie in den Spalten.
    Auch der Geruch in der unmittelbaren Umgebung hatte sich verändert. Etwas, das den Förster an Säure erinnerte, drang in seine Nase, und es hielt ihn nicht mehr an seinem Platz.
    Er ging um den Baum herum, und er tat es mit langsamen Schritten, den Blick dabei zu Boden gerichtet.
    Lord Britton hatte die Asche seiner Schwester im Kreis verteilt. Das war auch okay gewesen. Nicht okay dagegen war gewesen, dass sich der Boden geöffnet hatte, um die Asche zu verschlingen.
    Peter Benson musste einige Male schlucken. Der Kloß verschwand trotzdem nicht aus seinem Hals. Aber er hatte seine Runde beendet und blieb wieder neben dem Adligen stehen.
    Er wollte ihn ansprechen, aber er sah sehr schnell, dass es nicht nötig war. Der Lord hatte sein Gebet beendet, und jetzt war ihm ebenfalls aufgefallen, dass etwas nicht stimmte.
    »Mr. Benson...?«
    »Ja?«
    »Sie sehen, was ich sehe?«
    »Sicher.«
    »Und was sagen Sie dazu?«
    »Ich habe keine Erklärung. Tut mir Leid. Da bin ich überfragt. Es ist völlig unerklärlich, wie so etwas geschehen kann. Das habe ich noch nie erlebt, Sir.«
    »Aber es ist die Asche meiner Schwester gewesen, das schwöre ich. Verdammt noch mal, was läuft hier ab? Die Asche löst den Boden auf, als wäre sie Säure.« Er senkte seinen Blick und seine Stimme wurde zu einem Flüstern. »Das ist völlig unnatürlich. Das ist nicht zu erklären. Aber der Wald ist doch normal – oder?«
    Benson hob die Schultern.
    »Sagen Sie was!«, forderte der Lord.
    Der Förster strich über sein Gesicht. Dann leuchtete er im Halbkreis über den Boden hinweg. Genau dort, wo Britton die Asche verteilt hatte, war sie in den Untergrund eingedrungen. Sie hatte ihren Weg durch die von ihr geschaffenen schmalen Risse gefunden und war schließlich im Untergrund versickert.
    »Damit habe ich nicht gerechnet, Sir.«
    »Aber es ist Ihr Wald, Mr. Benson. Oder Ihr Gebiet. Sie sind dafür verantwortlich.«
    »Schon. Nur kann ich nicht jedes Phänomen kennen. Vor allen Dingen dann nicht, wenn ich keinen normalen Grund für ein derartiges Vorgehen sehe. Das will mir nicht in den Kopf, wenn Sie verstehen.«
    »Nein, ich verstehe überhaupt nichts. Ich weiß nur, dass ich die Asche meiner Schwester hier im Wald verstreuen wollte und nun erleben muss, dass sie von der Erde aufgesaugt wird.«
    »Tut mir Leid, Sir, aber ich kann Ihnen da wirklich nicht helfen.«
    Der Lord legte eine Pause ein. Er betrachtete misstrauisch nicht nur den Boden, sondern auch den Stamm der Linde. Zumindest was von ihm zu sehen war.
    Er sah nichts Ungewöhnliches. Ein normaler Baum.
    Lord Britton hätte eigentlich von hier verschwinden können, doch das tat er nicht. Etwas hielt ihn hier zurück. Den Baum behielt er fest im Blick, als er einen Schritt auf den Stamm zuging. Er tat es wie in Trance, und nur er wusste, dass er einen gewissen Befehl erhalten hatte, sich dorthin zu bewegen.
    Er blieb so nahe am Stamm stehen, dass er die raue Rinde berühren konnte, und in seinem Kopf vernahm er wieder die Botschaft. Es war eine fremde und doch bekannte Stimme, die ihn zu dieser Haltung gezwungen hatte. Er bewegte sich noch näher auf den Baum zu. Dann tat er etwas Ungewöhnliches, zumindest für den zuschauenden Förster.
    Britton legte sein linkes Ohr gegen den Stamm, nahm dabei eine angespannte

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