Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Märchenwald – Mörderwald

Märchenwald – Mörderwald

Titel: Märchenwald – Mörderwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
und lauschende Haltung ein, um all das zu erfahren, was ihm der Baum sagte.
    Sekunden behielt er die Haltung bei. Dann drang ein seltsamer Laut aus seinem Mund. Mit einer knappen Handbewegung winkte er den Förster zu sich heran.
    »Was ist denn?«
    »Lauschen Sie!«
    »Wieso?«
    »Machen Sie es so wie ich!«
    Peter Benson tat es. Er sah zwar keinen Grund, aber er legte sein Ohr trotzdem gegen die raue Rinde.
    Beide Männer hatten sich gegenseitig die Gesichter zugewandt. Zuerst tat sich nichts. Benson sah nur den gespannten Ausdruck in den Zügen des Adligen. Er selbst merkte nichts Ungewöhnliches, abgesehen von der kratzigen Rinde.
    Bis alles anders wurde.
    Zuerst klangen ungewöhnliche Töne durch seinen Kopf. Er konnte sie nicht recht einordnen. Es war so etwas wie ein Singen oder Klingen aus einer anderen Ebene. Aber es blieb nicht so, denn der Förster verspürte plötzlich den Wunsch, weiterhin zuzuhören. Diese ungewöhnliche Melodie musste einen Ursprung haben.
    Aber woher stammte sie?
    So lauschte er weiter, und es war gut, dass er so gehandelt hatte, denn es kam zu einer Veränderung. Das Singen hörte auf. Es war von einer Stimme abgegeben worden, daran gab es für den Förster keinen Zweifel. Und diese Frauenstimme meldete sich nun mit Worten, um den Lauschenden etwas zu erklären.
    »Danke, ich bin so glücklich. Jetzt fühle ich mich wohl. Das ist einfach wunderbar...«
    Stille!
    Der Förster spürte die Gänsehaut auf seinem Rücken. Er hätte am liebsten etwas gesagt, um sich durch die Worte zu befreien, doch er brachte nichts hervor. Er konnte nur warten und schauen, mit offenen Augen und auch offenem Mund.
    »Danke, danke, dass du mir den Gefallen getan hast, Henry. Ich bin dir wirklich dankbar...«
    Ein Schrei löste sich von den Lippen des Lords, als er sich von der Baumrinde abstieß, stehen blieb, den Kopf schüttelte und die Hände ballte.
    »Wissen Sie, was das bedeutet, Benson?«
    »Nein.«
    »Das war die Stimme meiner toten Schwester, verdammt noch mal!«
    ***
    Der Förster hatte alles gehört, und er wunderte sich darüber, wie wenig überrascht er war. Irgendwie hatte er damit gerechnet, obwohl er es sich nicht vorstellen konnte.
    »Sagen Sie doch was, Benson!«
    »Ja, ja, da ist schon eine Stimme gewesen. Ich habe sie auch gehört. Sie drang wohl aus dem Baum.«
    »Richtig.«
    »Ich habe keine Ahnung, Sir.«
    »Aber ich, Benson, ich habe eine Ahnung. Ich weiß auch Bescheid, denn ich habe mich nicht verhört. Es war meine Schwester. Oder deren Stimme. Genau – die Stimme einer Toten.« Der Lord nickte vor sich hin. »Genau das muss man erst mal begreifen.«
    Der Förster sagte nichts. Er gab sich selbst gegenüber zu, dass ihm nicht wohl in seiner Haut war. Ihm fielen wieder die alten Geschichten ein, die man sich über dieses Waldstück erzählte.
    Es gab Menschen, die behaupteten, dass es verhext war. Andere wiederum waren der Meinung, dass dieser Wald in weiter Vergangenheit einmal ein Hort unheimlicher Gestalten gewesen war.
    Riesen und Menschen hatten hier nebeneinander existiert. Boten aus einer anderen Welt hatten sich niedergelassen, um die Menschen auf ihre Seite zu ziehen und sie in Angst und Schrecken zu versetzen.
    Auch heute noch gab es Personen, die den Wald fürchteten, und Peter Benson musste wieder daran denken, dass seine Tochter in den Wald gegangen und nicht mehr zurückgekehrt war.
    Es war damals der blanke Horror gewesen. Die Polizei hatte den Wald durchkämmt, aber keine Leiche gefunden. Die Bensons jedoch waren nach wie vor davon überzeugt, dass Alina noch lebte. Sie hatten die Hoffnung nie aufgegeben, deshalb waren sie auch nicht weggezogen. Besonders Marisa war davon überzeugt, dass Alina sich irgendwann wieder melden würde.
    Der Lord merkte, dass sein Gegenüber gedanklich nicht mehr bei der Sache war, und fragte: »Was geht jetzt durch Ihren Kopf?«
    »Ich denke an meine Tochter.«
    »Bitte? Wieso das denn?«
    »Wir haben Alina verloren.«
    »Tot?«
    »Das wissen wir nicht.«
    Henry Britton schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Sie müssen doch wissen, ob Ihre Tochter...«
    »Nein, das wissen wir eben nicht. Sie ging damals in den Wald und kehrte nicht mehr zurück.«
    Lord Britton konnte nicht anders. Er musste lachen. Dabei schüttelte er den Kopf. »Ich kann das nicht begreifen, ehrlich nicht. Man geht in den Wald und kehrt nicht mehr zurück.«
    »So war es.«
    »Und dann?«
    »Alina wurde nicht gefunden. Sie können sich vorstellen, dass

Weitere Kostenlose Bücher