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Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Titel: Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Tizian
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war er Direktor des Gemeindekonsortiums
Reti e Impianti Sud Canavese
aus Ciriè bei Turin und bis 2009 ordentliches Aufsichtsratsmitglied der
Asa Acque
. Beides sind öffentliche Einrichtungen aus dem Bereich der Wasserversorgung, in deren Aufsichtsräten Bürgermeister der Mitgliedsgemeinden sitzen.
    Battaglia und Catalano führen »echte Wirtschaftsverhandlungen, um sich die Stimmen der Kalabresen zu sichern«. Dass Battaglia und Macrì sich der kriminellen Prominenz von Catalano bewusst waren, steht den Ermittlern zufolge außer Zweifel. Aber sie kennen auch die Namen der anderen Wahlkandidaten, die die Mafia-Organisation unterstützen wird. Sie nennen den Namen von Porchietto im Zusammenhang mit dem Neffen des Paten Catalano. »Sag deinem Neffen, er soll Claudia [Porchietto] anrufen, und frag sie, wer Fabrizio [Bertot] ist.«
    »Große Baustellen, große Gebäude«, führt Bertot in seiner »Wahlrede« vor der versammelten Mafia-Prominenz im
Café Italia
aus, »alle diese Dinge werden vom europäischen Parlament beschlossen.« Dann kommt er auf eine Sache zu sprechen, die sein Assistent noch nicht mitgeteilt hatte: »Ich werde weiter Bürgermeister von Rivarolo [bei Turin] bleiben.« Er erläutert, was das für die Mafiosi heißt: »Ich werde weiter für euch erreichbar bleiben. Giovanni [Iaria von der Mafia-Zelle Cuorgnè bei Turin] und Nino [Battaglia] wissen ja, wie ich kontaktiert werden kann. Ich bleibe zwar weiter Bürgermeister von Rivarolo, aber ich werde nach Brüssel gehen, dort ein Büro haben und die Kontakte knüpfen, die man braucht, um dafür sorgen zu können, dass man all das, was man machen möchte, auch machen kann.« Am Ende der Veranstaltung applaudiert das »Netzwerk der Kalabresen«. Mit stehenden Ovationen.
    Doch Bertot schafft es nicht ganz. Bei den Wahlen reicht seine Stimmenanzahl nicht aus. Er kommentiert gegenüber dem Chefredakteur der Tageszeitung
Cronaca Qui
, was ihm hierzu Salvatore Fiorino, ein Politiker der neuen PSI mitgeteilt habe: »Alle Kalabresen in Turin, die einigermaßen bei Verstand sind, haben für dich gestimmt.« »Das alles zeigt, in welchem Grad die Angehörigen der ’Ndrangheta im Stande sind, den Wählerwillen zu beeinflussen. Mit Einschüchterungen, Drohungen und dem Gebot der
Omertà
. Klassische Mittel des organisierten Verbrechens. Und um eine solche Beeinflussungsfähigkeit zu rechtfertigen, benötigen sie weder Titel noch professionelle Positionen.« Die ’Ndrangheta in Piemont ist den Ermittlern zufolge in der Lage, »die nahezu totale Kontrolle einer bestimmten Gegend zu übernehmen«.
    Zwischen Ende Januar und Ende Februar 2011 trifft sich Salvatore »Giorgio« Demasi, Boss der Mafia-Zelle von Rivoli im Rang eines
Padrino
, mit verschiedenen hochrangigen Politikern. Don »Giorgio« ist mit Antonia Romeo verheiratet, Tochter des verstorbenen Sebastiano »U Staccu« Romeo. Zu den Politikern, die Demasi trifft, zählen der Abgeordnete Gaetano Porcino, der Beigeordnete für das Bildungswesen der Gemeinde Alpignano, Carmelo Tromby von der IdV, der Regionalrat Antonino Boeti und der Abgeordnete Domenico Luca von der PD. Luca hat zugegeben, dass er Demasi seit dreißig Jahren kennt, aber niemals sei er auf den Gedanken gekommen, dieser könne Pate einer kriminellen Organisation sein, so wie es in den Gerichtsakten steht.
    »Ist dir bekannt, dass wir in Turin Vorwahlen haben?«, fragt der Parlamentarier den Boss. »Aber sicher doch. Sag mir zur Abwechslung mal was, dass mich wirklich interessiert«, ist die Antwort von Demasi. »Okay, ich werde Fassino unterstützen«, teilt Luca mit und fügt hinzu: »Ich wollte dich fragen, ob du eventuell … immerhin ist der Kampf gegen Gariglio [den Herausforderer von Fassino] ziemlich hart.« Am Tag der Vorwahlen ruft der Mafia-Boss Luca an. Beide sind der Meinung, dass die Partie nur zugunsten von Fassino ausgehen kann. Und das, »obwohl sich Pino [Mangone] reingehängt«, »ziemlich viel Arbeit gemacht« und »ebenfalls intensiv um die Kalabresen geworben hat«.
    Demasi bemüht sich auch um den Posten des Bürgermeisters von Ciriè. Man bat ihn um Hilfe für die Wahlkampagne des scheidenden Bürgermeisters Francesco Brizio Falletti, Präsident der Firma
Gruppo Torinese Trasporti
(GTT). »Ich plane gerade ein Abendessen für Brizio. Er ist ein Freund von mir. Ich habe ihm gesagt, dass ich für ihn ein Dinner mit Landsleuten organisiere. Ein paar Kalabresen werden auch da sein.« Der das Demasi mitteilt, ist Vincenzo

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