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Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Titel: Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Tizian
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»Pflegeeinrichtungen für ältere Menschen oder für Menschen mit eingeschränkten psychisch-physisch-sozialen Fähigkeiten«. Die Gesellschaft wird mittlerweile von Francos Sohn Andrea d’Onofrio, Jahrgang 1981, geführt, der auch das Altenheim »Madonna delle Grazie« in Cintano bei Turin verwaltet. Eine Einrichtung, die bis 2011 mit Zustimmung der Turiner Gesundheitsbehörde betrieben wurde. Ein nicht unwichtiger Aspekt, wenn man bedenkt, dass vor dem Treffen mit Porchietto Luca Catalano seinen Onkel darum bat, auch Franco d’Onofrio einzuladen, der dann, falls er käme, Porchietto »wegen der Sache« fragen könne. Um was es ging, ist bis heute ungeklärt. Aber wie Staatsanwalt Caselli während einer Pressekonferenz bekannt gab, werden die entsprechenden Ermittlungen fortgesetzt und könnten die Polit-Szene von Piemont nachhaltig erschüttern.
    Auch die weiteren Ermittlungen im Gesundheitsbereich Piemonts zogen umfassende Konsequenzen nach sich. Zum Kreis der Verdächtigen zählte damals die ehemalige Regionalrätin für das Gesundheitswesen, Caterina Ferrero. Sie stand im Zentrum von zwei getrennten Ermittlungen, die sich aber von Tag zu Tag näher aufeinanderzubewegten. Den ermittelnden Staatsanwälten zufolge soll sich Ferrero »im Tausch gegen Wahlkampfunterstützung zu Gefälligkeiten bereit erklärt haben«. Gerichtsfeste Beweise für Kontakte zwischen der ’Ndrangheta und Ferrero gibt es bislang nicht.
    Ferrero, »Miss Beliebtheit« der vergangenen Regionalwahlen, ist die Schwiegertochter von Nevio Coral. Bei dem ehemaligen Bürgermeister von Leini (bei Turin) handelt es sich um einen erfolgreichen Unternehmer, gegen den wegen »externer Mitwirkung bei einer mafiösen Vereinigung« während der Operation gegen die ’Ndrangheta-Clans im Piemont ermittelt worden war. Coral hat die Wahlkampagne der Schwiegertochter persönlich unterstützt. Aber nicht nur durch ihn geriet Ferrero in den Ruch der Nähe zur ’Ndrangheta. Dazu trug auch Piero Gambarino bei, seine rechte Hand, der den Ermittlern zufolge Kontakte zu Achille Berardi und Valerio Ieardi unterhalten soll. Beide waren Teilhaber der
Sport nel Canavese
, von der auch Gambarino einen großen Teil kontrollierte. Und es gab noch weitere interessante Teilhaberverbindungen. Das Restaurant des Sportkomplexes, das sich im Besitz der
Sport nel Canavese
befand, wurde an die
Lancia Ristorazione
verpachtet, die ebenfalls von Gambarino kontrolliert und von einer jungen Rumänin als Strohfrau geleitet wurde. Sie fungierte zudem als Mitgesellschafterin des Vorbestraften Renato Spanò in der
Sigma Costruzioni
. Spanò, gegen den nicht ermittelt wurde, ist ein guter Freund von Nino Occhiuto, dem Boss der sogenannten
Bastarda
in Piemont, einem autonomen und nicht vom
Crimine
autorisierten Ableger der ’Ndrangheta. Zugunsten der
Bastarda
versuchte Spanò auch, einen Unternehmer davon zu überzeugen, die erlittene Erpressung nicht anzuzeigen, wie aus dem entsprechenden Haftbefehl hervorgeht.
    Caterina Ferrero hatte schon seit einiger Zeit das Interesse der Clans auf sich gezogen. »In den nächsten zehn Tagen werden sie entscheiden, ob sie ihre Kandidatur – und wenn ja, wie – unterstützen. Danach müssen wir uns mal treffen, um Klartext zu reden«, sagte Vittorio Bartesaghi zu Adolfo Crea, einer führenden Gestalt im ’Ndrangheta-Koordinierungskomitee von Turin. Sie unterhielten sich über Ferrero, damals Regionalrätin für öffentliche Arbeiten und Kandidatin für die Provinzregierung, und währenddessen diskutierten Crea und der »Architekt seines Vertrauens«, Batesaghi, eine mögliche Beeinflussung »der Ausschreibung für die Arbeiten an öffentlichen Gebäuden. Bestimmte Politiker sollten sie dabei unterstützen, ihren Angaben nach zählte zu diesen auch Caterina Ferrero.«
    Aber Nevio Coral ist mit Abstand der umtriebigste Mafioso der ’Ndrangheta. »Können wir uns demnächst mal treffen? Mein Sohn Ivano ist der Bürgermeister von Leini. Er kandidiert gerade für die Regionalwahlen.« Die Bitte des ehemaligen Bürgermeisters von Leini richtet sich an Vincenzo Argirò, Mitglied des
Crimine
von Turin im Rang eines
Quartino
. »Hab ich mir notiert, Herr Doktor, ich melde mich bei Ihnen«, antwortet der Pate, der bereits über alles informiert ist. Das Abendessen hatte fast drei Stunden gedauert. Daran teilgenommen hatte auch Nevio Coral, der über seine Zeit als Bürgermeister schwadronierte. Die, die er Unternehmer nennt, belehrt er darüber, dass sich

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