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Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Titel: Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Tizian
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abseitige Welt, in der es sich gut verdienen lässt. Und überall dort, wo sich gut Geld verdienen lässt, ist auch die Mafia nicht weit. In diesem Fall tritt sie in Person von Alfonso Perrone in Erscheinung. Seine Männer gehen im
Big Bijou
ein und aus, dem Nachtclub am Rande der Altstadt von Modena. Im Club führen sie sich wie wandelnde Mafioso-Klischees auf. Sie bekommen Champagner gratis, und »Unterhaltung« sowieso.
    Als einmal einer der Kellner einen von ihnen irrtümlich zur Kasse bitten wollte, riefen sie Perrone an und reichten das Handy an den in der Zwischenzeit herbeigerufenen Nachtclubbesitzer weiter. Perrone, am anderen Ende der Leitung, legte sofort los: »Weißt du überhaupt mit wem du sprichst? Wegen so einer … kannst du dir in deinen Arsch stecken, du … lachst du mich gerade aus?« Der Nachtclubbesitzer, der mittlerweile verstanden hatte, wer da am anderen Ende der Leitung war, begann herumzustammeln und entschuldigte sich wortreich. Dank der Intervention von »O Pazzo« war die Sache geklärt und die Clan-Mitglieder konnten ihren Abend im Nachtclub ungestört und unbehelligt von weiteren finanziellen Belästigungen zusammen mit ihren beiden Begleiterinnen fortsetzen.
    »Furchtbare Leute«, sagt Sonja, deren nächste Schicht gleich beginnt, »sie kommen rein, führen sich auf wie die Paschas und lassen die Puppen tanzen. Wir müssen sie oft exklusiv bedienen.« Ihre Mimik verrät, welche Demütigungen sie über sich ergehen lassen musste als Spielzeug für aufgegeilte, überhebliche Mafiosi, zerfressen von der Macht, die sie über die schwächsten Glieder der menschlichen Gesellschaft ausüben.
    Binnen kurzer Zeit war Alfonso Perrone zum Schrecken der aus Süditalien stammenden Unternehmer im Raum Modena geworden. Seine Methoden beschränkten sich nicht auf Drohungen, die im Verborgenen ausgesprochen wurden. Baseballschläger und Totschläger kamen zum Einsatz. Sein Anwalt Paolo Molaro höchstselbst riet ihm, wie er mit einem Unternehmer umspringen sollte, der seinen Schulden nicht nachkam: »Man muss ihm klarmachen, dass das alles bislang noch harmlos war, dass er es auch gern anders haben kann (…). So ein Scheißkerl. Das können wir uns nicht bieten lassen, den sollte man am besten einfach abknallen.« So geben es zumindest die Protokolle der abgehörten Gespräche zwischen Perrone und seinem Rechtsvertreter wieder, Belege für die gefährliche Nähe zwischen manchen Juristen und ihren Mandanten aus den Reihen der Mafia-Paten.
    Perrones Männer hielten wiederholt Rücksprache mit engen Verwandten von Francesco »Sandokan« Schiavone. So trafen sich Mario Temperato und Francesco »U Cicciarello« Schiavone, Cousin ersten Grades von Francesco »Sandokan« Schiavone. Bei diesen regelmäßigen Treffen im Raum Modena waren auch andere Größen des Clans wie Diana, Zagaria oder Schiavone zugegen. Perrone führte für einen bestimmten Zeitraum einen Teil der Geschäfte des Clans in Modena. Damit beauftragt worden war er von der Clan-Spitze. Die Verhaftungen im Zuge der Anti-Mafia-Operation mit dem Decknamen »Medusa«, die auch zwei Wärter des Gefängnisses von Modena betrafen, versetzten der alten Garde um Diana einen harten Schlag. Auf diese Weise kam Perrone ins Spiel, der sich schnell die entsprechende Mannschaft zusammenstellte und von der Clan-Führung schließlich den offiziellen Auftrag erhielt. Dabei wurde er einem anderen Mafia-Boss in der Region unterstellt, Sigismondo di Puorto, der, wie sich zeigte, auf doppelte Weise mit Antonio »O Ninno« Iovine verbandelt war.
    Perrone umgab sich mit Männern, die zu allen Schandtaten bereit waren. Bauunternehmer, die sich der Mafia-Methoden bedienten, um Aufträge zu ergattern und Geld herauszupressen. Das belegen die Ermittlungen der Anti-Mafia-Direktion des Bezirks Bologna. Die Autowerkstatt in der Via Nonantola 82 war die Schaltzentrale, von der aus Perrone und seine Bandenmitglieder jahrelang Angst und Schrecken unter den Unternehmern im Raum Modena verbreiteten. Folterungen fanden dort ebenso statt wie die Planung von Strafexpeditionen. In einer Unterhaltung, die die Fahndertruppe aufzeichnen konnte, kommentiert Perrone eine Ausstrahlung der Sendung »Anno Zero«, zu deren Gästen Roberto Saviano zählte. Er war sich mit den übrigen Anwesenden einig, dass Saviano nur deshalb noch am Leben ist, weil der Clan gerade keinen Krieg mit der Polizei gebrauchen kann, wie er damals losging, nachdem der Pfarrer von Casal di Principe, Giuseppe

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