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Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition)

Titel: Mafia AG: Camorra, Cosa Nostra und 'Ndrangheta erobern Norditalien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Tizian
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Dass Cosco um die Zustimmung des Paten Nicoscia nachsuchte, verrät einiges. Es bedeutet, dass er Nicoscia als einflussreichen Mann der ’Ndrangheta ansieht, von der wiederum der Petilia-Clan abhängt, dem Cosco angehört. Die Clans aus Petilia stehen zudem den Grande Aracris nahe. »2007, vor meiner letzten Verhaftung hatte ich zweimal die Gelegenheit, Carlo Cosco zu begegnen. Das erste Mal in Reggio Emilia im Club
Amnesia
, wo er sich zusammen mit seinem Cousin Rosario ›Capizzeddu‹, dem Inhaber einer großen Baufirma in Reggio Emilia, amüsierte. Und das zweite Mal in Colorno bei Parma, im Nachtclub
Bataclan
, wo er sich in Begleitung von Luca Megna und anderen Männern aus Papanice, einem Ortsteil von Crotone, befand.« Rosario »Capizzeddu«, Cousin von Carlo Cosco, war zu dieser Zeit Inhaber einer Baufirma, die 2008 in Konkurs ging. Gegenwärtig ist er gemeinsam mit einer Frau aus Petilia Policastro Anteilseigner und Hauptverwalter einer Gesellschaft zur »Begutachtung und Verwertung von Immobilien im eigenen Besitz« sowie einer Baufirma in Reggio Emilia. »Capizzeddu« wurde nicht angeklagt und hat von Petilia Policastro aus seine wirtschaftliche Basis in der Emilia weiter konsolidiert.
    Die Abteilung für organisierte Kriminalität der Finanzpolizeidirektion Mailand erwähnt im Zusammenhang mit Mafia-Aktivitäten auch einen bekannten Namen unter den Kooperativen der Emilia, die
Unieco
. Diese ist einer der größten Betriebe dieser Art, geboren aus den vornehmen Prinzipien der Solidarität und der Gleichheit. »Saubere« Unternehmen, die auf ihren Baustellen gefährliche Gäste dulden. Legalität und Illegalität gehen ineinander über. Sie umarmen sich. Eine tödliche Geste für den freien Markt. In den Worten von Maurizio Luraghi, einem Mailänder Unternehmer, der für Verbindung zur Mafia in einem weniger schweren Fall verurteilt wurde und Verbindungen zum Clan der Barbaro-Papalias unterhalten haben soll, wäre es durchaus möglich, das »System« sichtbar zu machen, das die gesamte Zulieferung der Bauwirtschaft in der Region beherrscht.
    Luraghi wurde von der
Unieco
ausgewählt, um die Erdarbeiten auf den Baustellen in der Lombardei auszuführen. In Buccinasco, im tiefsten Hinterland Mailands, Herrschaftsgebiet der Clans Barbaro-Papalia-Perre, ziehen Luraghi und die
Unieco
auch gemeinsam Gebäude hoch. Im Bericht der OK-Abteilung von Mailand heißt es: »Wie von Luraghi bestätigt, generiert die
Lavori Stradali
den größten Teil ihres Umsatzes aus den Arbeiten, die sie für die
Unieco
ausführt, einer Gesellschaft, die schon seit zwanzig Jahren existiert. In einem Gespräch wurde der Umstand hervorgehoben, dass es für einige Auftraggeber zur Gewohnheit geworden sei – speziell auch für die
Unieco
–, alle ausgeschriebenen Arbeiten an Firmen zu vergeben, die der kriminellen Umtriebe beschuldigt werden, der diese Untersuchung gewidmet ist. Prototypisch hierfür ist die Firma von Maurizio Luraghi.«
    Aufgrund dieses Berichts begannen jene Ermittlungen, die 2008 zur Operation »Cerberus« führten. Der
Unieco
war ein ganzes Kapitel in dem Bericht gewidmet, doch letztlich betraf die Ausarbeitung der OK-Abteilung von Mailand nicht die Kooperative aus Reggio Emilia (die auch einen Sitz in Modena unterhält). Der Unternehmer Luraghi, als Opfer von Schutzgelderpressungen mehrfach zu Gast bei der berühmten Talkrunde »Anno Zero« des italienischen Fernsehsenders RaiDue, war, wie aus dem Bericht und den Verurteilungen in zwei Instanzen hervorgeht, ein Vertrauter des Barbaro-Clans. Die abgehörten Finanziers betonten, dass allein das Gespräch mit Luraghi einer Vereinbarung über die auszuführenden Arbeiten mit dem Mafia-Clan gleichkomme. Demzufolge gebe es keine Notwendigkeit mehr, jemanden einzuschüchtern oder Baufahrzeuge anzuzünden.
    Das bestätigte der lombardische Unternehmer, als er während einer abgehörten Unterhaltung die Bereitschaft der
Unieco
zugab, Arbeiten teilweise ohne Kostenvoranschlag zu vergeben, »oder auch höhere Summen für die Arbeiten zu bezahlen, als ursprünglich ausgemacht worden waren«. Doch Luraghi verriet noch mehr. Er betonte, dass er einige Mitarbeiter der
Unieco
»gesponsert« habe. Er sei daher der Mann, dem die
Unieco
vollstes Vertrauen schenke, und die Kooperative sei über die Anwesenheit von ’Ndrangheta-Firmen auf den Baustellen von Luraghi genau im Bilde.
    Luraghi kennt natürlich die wirtschaftliche Bedeutung der
Unieco
ganz genau. »Was ist doch

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