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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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Überzeugung förderte, sie bringe der Familie Respekt ein. Wegen der Reputation, die sie sich aufgebaut hatte, musste die Familie zuweilen zu Gewalt greifen. Die Leute wussten, wenn man es sich mit einem verdarb, verdarb man es sich mit allen; also versuchte es kaum einer. Wer es doch tat, versuchte es anschließend nie wieder.
    Für Mum und mich änderte sich einiges: keine Ganztagesreise mehr nach Italien, denn ab 1984 buchte Großmutter Flüge für uns und schickte einen Wagen, mit dem wir vom Flughafen abgeholt wurden. Als der Morgen kam, an dem uns ein Taxi nach Manchester bringen sollte, hatte ich schon gepackt und wartete an der Haustür, noch ehe Mums Wecker klingelte.
    In Mailand staunte Mum darüber, wie gut es der Familie ging. Onkel Franco holte uns in einem brandneuen BMW ab und brachte uns zu Großmutter. Als Erstes nahm uns Großmutter zum Einkaufen mit. Wir bekamen so viele Sachen, Kleidung und Schuhe, dass wir zusätzliche Koffer kaufen mussten, um alles nach Hause zu transportieren. Ich bekam Geld und Kleider von Tante Angela. Die konnte es nicht ausstehen, wenn wir kamen, weil Großmutter mir alle ihre Kleider gab. Wir zwei waren wie Schwestern; wir kabbelten uns und schrien uns an, aber wir freuten uns auch aufeinander.
    Großmutter wollte, dass ich besonders schön bei meinem zweiten Besuch bei Dad im Gefängnis aussah. Als würden wir uns für die Kirche fein machen. In der Nacht davor konnte ich vor lauter Vorfreude kaum schlafen. Für mich war das alles wie ein Traum. Mum lag neben mir, und auch sie war hellwach. Mein Traum war ihr Albtraum.
    In aller Herrgottsfrühe waren wir startklar, es war wie eine militärische Operation. Großmutter war natürlich der General. Um sechs Uhr früh machten wir uns auf die fünfundsiebzigminütige Fahrt von Mailand ins Gefängnis von Parma. Großmutter hatte einen alten, loyalen Freund der Familie als Fahrer engagiert. Sie bezahlte das Benzin und genoss seine Gesellschaft. Immer wieder lächelte er mir zu. Zwei Pistolen hatte er dabei, eine davon steckte in einer Halterung am Knöchel.
    Bei jedem einzelnen Delikatessengeschäft, das auf unserem Weg lag, und bei einigen Bauernhöfen ließ Großmutter anhalten, um für Dad das Allerbeste einzukaufen. Sie stellte auch Menüs aus den gelieferten Lebensmitteln zusammen und sagte dem Küchenchef im Gefängnis, was er kochen sollte. Dad aß besser als die Politiker in Rom.
    Großmutter brachte ihm saubere Bettwäsche und neue Kleidung. Wie ein römischer Kaiser lebte er, jeder seiner Wünsche war Befehl. Jedes Wochenende wurde er in das Haus eines Politikers zu einem piekfeinen Essen eingeladen. Beim ersten Dinner erkundigte sich die Frau des Politikers, wer ihr Gast denn sei, und Dad wurde als »leitender Assistent« vorgestellt.
    Die Fünf-Sterne-Hotel-Behandlung bekam ihm gut. Er schien mir kräftiger zu sein, als er mich in die Arme nahm. Doch obwohl er zugenommen hatte, hing sein Designer-Anzug immer noch lose an ihm. Die Wärter hatten einen Bereich des Besucherraumes abgeteilt, und wir konnten uns dort frei bewegen. Als wir uns setzten, gab er mir ein Silberarmband.
    Dads VIP-Behandlung, der Großbildfernseher in seiner Zelle, duschen können, so oft er wollte – das war alles Ergebnis von Großmutters Bestechungen. Die Familien der Wärter erhielten regelmäßig Geschenke, allerlei gestohlene Waren. Es war auch immer klar, wer Drogen wollte. Dad achtete darauf, dass es im Gefängnis keinen Ärger gab. Alle waren glücklich. Vor allem ich.
    Wir fuhren auch wieder nach Kalabrien. Die Fahrt dauerte zehn Stunden, aber es machte Spaß, weil Tante Angela und ein paar andere Teenager aus der Familie dabei waren, Cousins, Tanten und Onkel sowie Alessandra, die Freundin meines Onkels Filippo.
    Mum hatte die Aufsicht über uns, zusammen mit Tante Milina, aber diese wollte uns nie rauslassen. Nie durften wir ohne Begleitung aus dem Haus. Wir verströmten den Reiz des Neuen und waren ständig von Jungs umlagert. Ich war groß und blond, und sie umschwirrten mich wie die Fliegen. Aber kaum nannte ich meinen Nachnamen, rannten sie weg. Jedenfalls die meisten.
    Nur die Tapferen blieben. Und die bekamen Prügel, nur dafür, dass sie mit uns sprachen. Wir fanden das unfair. Wir wollten spazieren gehen, uns mit den Jungs aus dem Ort treffen, aber dazu kam es nicht. Wir waren ans Haus gefesselt, außer bei unseren Ausflügen an den Strand und zurück in Begleitung unserer Anstandsdame. Tante Milina ging uns allmählich auf

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