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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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Bleivergiftung dem Tode nahe war, und er trug nicht mal einen Schlafanzug.
    Sex war Dads Allheilmittel. Er war ganz hingerissen von einer der Schwestern, und für einen Mann in kritischem Gesundheitszustand stürzte er sich in eine leidenschaftliche Affäre. Schwester Leggy – ja, sie hatte tatsächlich lange Beine – und ihr Mann konnten keine Kinder bekommen, stattdessen wurde sie schwanger von Dad. Die Ehe hielt dem stand, denn sie gab vor, der Junge sei von ihrem Mann. Dad war ihr aber wichtig genug, dass sie ihm ein Foto des Babys schickte, das sie Alessandro genannt hatten, und ihm mitteilte: »Das ist dein Sohn.«
    Ich habe also einen Halbbruder, den ich nie gesehen habe und der nicht weiß, wer wir sind. Wahrscheinlich gibt es noch mehr Kinder; die Aufmerksamkeit einer Frau auf sich zu lenken, war Dad noch nie schwergefallen. Manchmal waren es auch zwei Frauen zur selben Zeit.
    Ich war die ganze Zeit wütend, aber ich weiß nicht, auf was. Meine Lebensumstände, meine Umgebung – oder Mum? In der Schule war ich ziemlich gut, trotz der üblichen Ablenkungen, der Verliebtheiten, des Interesses an Mode, und so beschloss ich, Betriebswirtschaft zu studieren. Doch von diesen Dingen schweiften meine Gedanken immer wieder ab, immer dachte ich an Dad und Großmutter und den Rest der Familie in Mailand. Ich hatte den Glanz und das aufregende Leben genossen, ich war Teil davon gewesen. Doch nun war ich es nicht mehr.
    Ich war siebzehn, und meine Stimmungsschwankungen und mein ständiges Hadern mit irgendeiner Ungerechtigkeit waren nicht gerade eine große Hilfe in meiner Beziehung zu Mum. Sie tat, was sie konnte, um uns ein schönes Heim zu bereiten – aber in England. Und ich redete die ganze Zeit nur von der Familie in Italien. Es wurde zwar nicht ständig gestritten, aber wir hatten schon viele hitzige Debatten. Unser Leben gestaltete sich schwierig. Jede Siebzehnjährige weiß, dass sie Recht hat. Und jede Mutter weiß das auch. Es ist ein Spiel, in dem keiner gewinnen kann.
    Als die Osterferien 1987 kamen, hatte ich sechs Monate College und, wie es mir schien, ein Jahrhundert Mutter-Tochter-Kämpfe hinter mir. Wir waren beide mit unserer Kraft am Ende, als ich Tante Angela in Mailand anrief, um mich nach Neuigkeiten und dem jüngsten Klatsch und Tratsch zu erkundigen. Am Telefon brach es aus mir heraus – der Frust, das langweilige Leben in England, mein Wunsch, Dad zu sehen, einfach alles.
    Sie verstand. »Komm zu uns, Marisa! Dann kannst du deinen Vater jeden Tag sehen.«
    Ich hatte Ferien, ich hatte etwas Geld gespart, und Mum hatte nicht länger die Kraft, mit mir darüber zu streiten. Wir vereinbarten, dass ich einen Monat bleiben würde, bis zum Ende der Ferien. Mum war lieb, half mir, die Reise zu organisieren, half mir sogar zu packen, doch in ihrem Gesicht las ich Resignation. Wie die Mutter, so die Tochter? Vor ihren Augen wiederholte sich das Leben.
    Seit gut einem Jahr war ich nicht mehr bei meiner Familie gewesen, und ohne Großmutter hatte ich die Familie überhaupt noch nie gesehen. Onkel Guglielmo, der mich am Flughafen abholte, war draußen der Organisator von Dad, der alles vom Krankenhaus aus überwachte und leitete. Bloß weil Dad und Großmutter im Gefängnis saßen, konnte nichts sie davon abhalten, einen der größten Drogenringe in Europa mit den USA als wichtigstem Markt zu führen.
    Ich wollte Dad unbedingt wiedersehen, und Onkel Guglielmo organisierte für mich einen Fahrer, einen jungen Mann namens Bruno, der mich ins Krankenhaus bringen sollte. Anfangs achtete ich nicht auf ihn. Ich sah, wie er mich musterte, von oben bis unten. Ich war jung, hatte eine gute Figur und lange blonde Haare, es war also nicht das erste Mal, dass ich derart beäugt wurde. He, es hätte mich ziemlich gewurmt, hätte er mich nicht beachtet!
    Aber Aufmerksamkeit wünschte ich mir nur von Dad. Es kam mir so vor, als säße er in einem Großunternehmen; er hatte seinen eigenen geräumigen privaten Trakt mit schönen großen Fenstern auf dem zweiten Stock im Krankenhaus. Ich verbrachte den ganzen Tag mit ihm und den nächsten noch dazu und dann noch einen.
    »Ich war so selten da, als du klein warst; das tut mir so leid«, sagte er. »Aber bald bin ich draußen, und alles wird sich ändern. Alles wird besser werden. Ich will, dass du so oft hierherkommst wie möglich. Ich will dich viel öfter in meiner Nähe haben.«
    Ich hatte keine Ahnung vom Umfang dessen, woran Dad und Großmutter beteiligt waren, aber

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