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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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mich, was mit ihr passierte. Es war wie eine Alarmsirene, auf die aber keiner von uns hören wollte.

8 Romeo
    »Was auch immer dir zustößt,
hat seit Anbeginn der Zeiten auf dich gewartet.«
    Mark Aurel, 172 n. Chr.
    Es schien, als hätte die Geisterbeschwörung noch eine andere Botschaft ausgesandt, denn im Jahr 1986 erlitt das Glück der Familie heftige Rückschläge.
    Es fing mit Großmutters Verhaftung an. Das erschien den Polizisten, die nicht auf ihrer »Gehaltsliste« standen, als sinnvoll. Mailand war mittlerweile ähnlich wie Kolumbien, so viel wurde mit Drogen gehandelt. Die Polizei hielt Dad für kein Problem mehr, da er im Gefängnis saß. Also zogen sie Großmutter aus dem Verkehr, und zwar wegen Drogenhandels und Diebstahls. Viel konnten sie ihr nicht nachweisen, aber sie wurde zu zwei Jahren verurteilt und ins Gefängnis von San Vittore gebracht.
    Ich war am Boden zerstört. Großmutter war mein Schutzengel gewesen, hatte immer alles organisiert, und jetzt saß sie im Gefängnis. Ich dachte schon, ich würde Dad und den Rest der Familie nie mehr wiedersehen.
    Dann erfuhr ich, dass Alessandra umgekommen war, und mir war, als würde alles um mich herum zusammenstürzen. Sie hatte im Auftrag der Familie eine Drogenlieferung nach Amerika gebracht. Sie war der »Lastesel«; sie brauchte nichts weiter zu tun, als das Päckchen abzuliefern. Was wirklich mit ihr passierte, ist und bleibt ein Geheimnis. Wir wissen nur, dass sie eine Überdosis Heroin intus hatte, und wer immer mit ihr zusammen gewesen war, hat sie in einer kleinen Seitenstraße von Manhattan aus dem Auto geworfen. Wie Abfall, zum Sterben liegengelassen. Wir wissen nicht, mit wem sie zusammen war, was sie getan hat oder was passierte. Nur das teilte uns die Polizei mit, dass sie an einer Überdosis Heroin starb.
    In diesem Milliarden-Dollar-Geschäft sah man sie natürlich nur als kleines Opfer. Onkel Filippo war zwar am Boden zerstört, wie auch ihre Familie. Er versuchte auch herauszufinden, was tatsächlich geschehen war, aber großartige Resultate erzielte er nicht. Wäre sie ein Familienmitglied gewesen, hätte man das anders gesehen.
    Ich weiß, es klingt furchtbar, aber weil sie seine Freundin war und kein Mitglied der Familie, wurde Geschäft gegen Vendetta abgewogen, und die Wahl fiel zugunsten des Geschäfts aus. Es klingt brutal, aber so war es nun mal. Die Nachricht von ihrem Tod machte mich sehr traurig, und mir wurde ganz unheimlich zumute, wenn ich an die seltsame Nacht mit der Geisterbeschwörung dachte, als sie Tante Milina eine Todesbotschaft geschickt hatte. War der Schuss nach hinten losgegangen?
    Die Drogen forderten noch mehr Tribut in der Familie. Dads lesbische Schwester Mariella, die eine Affäre mit seiner Freundin gehabt hatte, war stark heroinabhängig und infizierte sich an einer verunreinigten Nadel. Sie starb an Aids. Aber all das beeinträchtigte das Geschäft nicht.
    Da Großmutter im Gefängnis war, machte sich Dad in aller Eile daran, ein neues Hauptquartier zu suchen. Er legte es in die Station für Häftlinge im Krankenhaus von Parma. Ein Arzt hatte Dad eine vierundzwanzigstündige Pflege rund um die Uhr vorgeschrieben, weil er sonst, wie er behauptete, Gefahr lief, an einer Bleivergiftung zu sterben, wegen der Bleireste, die er nach der Schießerei mit dem Jugoslawen im Körper hatte. Es gab keine Wärter, nur den behandelnden Arzt, der Kettenraucher war, ausgestattet mit zollfreien Zigaretten, und den man im Gegenzug für die falschen Papiere, die Dad ins Krankenhaus brachten, reich gemacht hatte. Als sich die Verantwortlichen in der Gefängnisverwaltung erkundigten, wie lange die Genesung in Anspruch nehmen würde, meinte der Arzt, es sei ein Aufenthalt auf unbestimmte Zeit nötig.
    Von diesem Krankenhaus aus organisierte Dad alles und leitete die Geschäfte der Familie wie ein freier Mann. Manchmal besuchten ihn seine Kontaktpersonen und meine Onkel vier- oder fünfmal am Tag, und Sitzungen wurden bis spät in die Nacht hinein abgehalten. Jeden Abend fuhr jemand aus der Familie, meist Tante Rita, nach Parma, belieferte Dad und teilte die notwendigen Bestechungsgelder aus. Sie gingen die Konten durch, kontrollierten die verkauften Drogen und das eingegangene Geld. In Anbetracht des Umfangs der Transaktionen war es vielleicht nur angebracht, dass Dad zu seinen Krankenhausvorstandssitzungen einen blauen Anzug trug. Aber es war auch verrückt. Er befand sich im Krankenhaus, weil er angeblich wegen

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