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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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Zigarette rauchen und die Lokalzeitung lesen. Er ahnte nichts von meiner sensationellen Neuigkeit, dass ich nämlich meinen Vater besuchen würde.
    »Marisa!«
    Mum übertrieb nun wirklich; der Wagen war eine halbe Stunde zu früh dran, kein Grund zur Panik. Aber sie war ein Nervenbündel. Vor einer Woche schon hatte sie gepackt. Ich konnte ihr deswegen kaum böse sein. Auch für sie war es ein großer Tag. Ein Tag, den sie fürchtete. Seit einiger Zeit hatte sie schon mit so etwas gerechnet, aber das machte es auch nicht besser.
    Nach vierundzwanzig Stunden Zugfahrt holte uns Onkel Francesco vom Mailänder Hauptbahnhof ab und brachte uns zu Großmutter. Es gab allerlei Umarmungen und Küsse und Geschrei und Chaos in der Wohnung, so wie früher. Dann wurde der vertraute Fiat 500 aus Zigarettenschmuggelzeiten herausgeholt; Großmutter hatte eine Vertraute dazu gebracht, uns nach Parma zu fahren.
    Die ganze Nacht hatte ich mich im Bett hin und her gewälzt und die Augen nicht zugekriegt, aber als es Zeit zum Aufstehen war, wollte ich nur noch schlafen. Was da passierte, befremdete mich jetzt sehr. Ich kam mir vor wie in einem Traum, einer Halluzination. Was immer es war, ich wollte gar nicht daraus aufwachen.
    Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete. Wir fuhren früh los, denn Großmutter hatte auf dem Weg einige Besorgungen zu erledigen. Wir hielten unterwegs an einem Delikatessenladen und kauften Hummer, Filetsteak, frische Eier und Brot, Weich- und Hartkäse, ein paar Schinken, Kaffeebohnen, etliche Flaschen Weiß- und Rotwein, San-Pellegrino-Mineralwasser. Wir packten den Wagen voll mit teuren Delikatessen, auch Amarettini-Kekse fehlten nicht. Es sah aus, als wollten wir ein luxuriöses Picknick veranstalten.
    Ich fühlte mich ganz eingeschüchtert, als ich das Gefängnis mit seinen riesigen grauen Mauern, den Eisentoren und den winzigen vergitterten Fenstern sah. Und ich stellte mich auf eine lange Wartezeit ein, bevor ich Dad sehen würde, denn eine Reihe von Leuten wartete bereits auf Einlass. Aber Großmutter fegte lässig an allen vorbei, während die Wärter die Durchsuchung der anderen Besucher unterbrachen, um ihr zuzunicken. Einem steckte sie ein dickes Bündel in die Jackentasche. Er deutete zum Besucherraum, in dessen Mitte ein langer Marmortisch mit Bänken zu beiden Seiten stand. Die Angehörigen setzten sich auf die eine Seite, dann kamen nach und nach die Häftlinge herein. Sie trugen blaue Overalls und weiße Turnschuhe. Sie sahen aus wie Gefängnisklone.
    »Werde ich meinen Dad erkennen?«, fragte ich Mum.
    Großmutter lachte. »Ach, Marisa, das wirst du ganz gewiss, mach dir da mal keine Sorgen.«
    Und so war es auch. Dad betrat den Raum und plauderte lässig mit einem der Wärter. Seine Erscheinung war makellos. Er trug einen blauen Maßanzug, ein weißes Hemd und schwarze Schuhe, die so glänzten, dass sich sein Gesicht darin spiegelte. Seine Frisur saß wie frisch vom Friseur, sorgfältig gekämmt und mit Gel geglättet. Er sah aus, als sei er von einer Filmleinwand herabgestiegen.
    Als er zum Tisch kam, wo wir saßen, beachtete er Großmutter und Mum gar nicht, sondern nahm mich in seine Arme und zog mich dicht an sich heran. Ich legte ihm die Arme um den Hals und hielt ihn fest. Ich sah eine Träne in seinem Augenwinkel, als er mir ins Ohr flüsterte: » Spiacente [tut mir leid].«
    Dann ließ er mich herab. Ich hielt über die Breite des Tisches seine Hand fest und konnte die Augen nicht von ihm lassen.
    »Ich hab dich so lieb, Marisa. Ich habe dich mehr vermisst als sonst jemand. Bald bin ich wieder draußen, und dann sehen wir uns ganz oft. In Zukunft wird alles anders werden. Dafür werde ich sorgen.«
    Als er so ruhig mit mir sprach, fielen alle Enttäuschungen von mir ab. Ich war im Himmel.
    Er nahm Großmutter die Lebensmittel und den Wein ab, dann unterhielten sie sich übers Geschäft, und ich hörte nicht weiter zu. Ich hatte gelernt, diskret zu sein; mit manchen Dingen wird man geboren.
    Mum war alles andere als zufrieden mit der Situation. Sie freute sich für mich, aber nicht über das, was die Zukunft bringen würde. Ich mochte sie kaum ansehen, weil ich so glücklich war und wusste, sie war es nicht. Sie gab ihr Bestes, aber ich sah deutlich, wie verzweifelt sie war. Im Gegensatz zu Dad, der sich so darüber zu freuen schien, mich zu sehen, und offenbar nachholen wollte, was wir in all den Jahren versäumt hatten. Er sah einen Glanz in meinen Augen, der ihm gefiel. Als die

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