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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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war und Dinge tat, von denen ich keine Ahnung hatte.
    Tante Rita, die ihre eigenen Sorgen mit ihrer täglichen Dosis Amphetamine betäubte, gab mir einige ihrer goldenen Regeln mit auf den Weg: »Finde dich damit ab, Herzchen. So ist nun mal unser Leben. Stell keine Fragen, denn am besten weißt du nichts.«
    Doch ich wollte alles wissen. Zu dieser Zeit war Bruno ständig voll mit Kokain. Seine Eltern hatten auf der Basis eines Vertrages mit dem staatlichen Schulwesen einen brandneuen Lieferwagen für die Bäckerei gekauft. An dem Tag, als er geliefert wurde, drehte Bruno komplett durch, schnappte sich den Wagen und machte sich mit zwanzig Kumpeln an Bord auf den Weg. Zwanzig! Weit kam er nicht, ehe er den Wagen um einen Laternenmast wickelte. Totalschaden. Ein paar Jungs mussten ins Krankenhaus, aber Bruno sprang aus dem Auto und humpelte davon.
    Seine Eltern hatten nicht gewusst, dass er den Wagen geklaut hatte, und meldeten ihn als gestohlen. Diese Leute schufteten so schwer; jeden Cent, den sie verdienten, erkämpften sie sich. Doch Bruno war rücksichtslos, hatte keinen Respekt vor seiner Familie und deren harter Arbeit, aber in diesem Punkt war ich blind. Ich war verliebt. In meinen Augen konnte er nichts falsch machen. Ich dachte, er sei eben nur ein bisschen wild. Die Art junger Mann, der gern mal einen trinkt, Drogen nahm und immer wieder in Schlägereien verwickelt war.
    Doch bald sollte ich zwei Beweise unglaublicher Gewalt miterleben. In beiden Fällen wäre es beinahe zu einem Mord gekommen. Und in beiden Fällen war ich der Grund.
    Rita schlug vor, dass Bruno und ich mit ihr und ihrem vierzehnjährigen Sohn Massimo für ein paar Tage auf einen Campingplatz nach Rimini kommen sollten. Ich hielt das für eine gute Gelegenheit, abseits von Brunos Freunden und auch abseits vom Ärger mit meiner Familie Zeit mit ihm zu verbringen, also stimmten wir zu.
    Kaum hatten wir uns auf dem Campingplatz häuslich eingerichtet, gingen wir auf den Jahrmarkt. Wir amüsierten uns großartig mit den ganzen Fahrgeschäften, als ein Typ auf mich zukam und mich um Feuer bat. Ich sagte bedauernd, dass ich nicht rauchte, da flippte er total aus: »Na schön, dann verpiss dich!«
    Da mischte sich Massimo ein und schrie: »Wie redest du denn mit ihr? Entschuldige dich.«
    Der Typ lachte Massimo, der ja noch ein ganz junger Bursche war, einfach aus und ging weg.
    »Ich hole Bruno«, rief Massimo.
    »Tu das nicht!«, bat ich. »Bruno dreht durch, und dann müssen wir verschwinden. Es ist doch auch nicht groß was passiert.«
    Ich ging zu den Toiletten. Massimo wirkte wie ein ganz gewöhnlicher Teenager, aber er konnte knallhart sein und dealte auf der Familienpiazza schon mit Drogen. Er wollte die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Er ging zu Bruno. Als ich zurückkam, hatte sich bei einer Treppe eine große Menschenmenge versammelt. Bruno schlug den Kopf des Typen an die Metallpfosten zu beiden Seiten der Treppe und brüllte: »Arschloch! Arschloch!«
    Der Junge schrie ihn an, er solle aufhören, aber er bekam nur zur Antwort: »Arschloch, beschissenes Arschloch!« Und sein Schädel krachte gegen das Geländer. Wieder und wieder. Ich hörte die dumpfen Schläge.
    Ich dachte, Bruno würde ihn umbringen. Diesen weggetretenen Blick hatte ich vorher noch nie bei ihm gesehen. Die Menschenmenge hatte er völlig ausgeschlossen.
    Schließlich wurde sein Opfer ohnmächtig und sank in einer großen Blutlache in sich zusammen.
    Bruno rannte weg, Massimo und ich jagten hinter ihm her.
    Ich schrie: »Du hättest den Typen fast umgebracht!«
    »Ich weiß. Deshalb müssen wir ja weg. Sofort! Wir müssen hier raus.«
    Als wir zum Wohnwagen zurückkamen, teilte Bruno Tante Rita mit, dass wir fortmüssten. Rita war dreißig Jahre alt, hatte genug Aufruhr miterlebt und brauchte nicht weiter zu fragen. Wir hörten das Kreischen der Polizei- und Krankenwagensirenen, aber wir waren verschwunden, ehe wir Blaulicht aufflackern sahen.
    Ich hätte Angst haben sollen. Ich hätte zu Tode erschrocken sein sollen. Aber das war ich nicht. Der Typ war grob zu mir gewesen, und auch wenn er es nicht verdiente, derart übel verprügelt zu werden, war ich doch stolz darauf, dass Bruno mich beschützen wollte. Ich hatte das Gefühl, dass mir mit Bruno an meiner Seite keiner wehtun könnte. Ich fiel ihm in die Arme und schlief ein, während wir nach Mailand zurückfuhren. Wo noch mehr Ärger auf uns wartete.
    In diesem August war es heiß und schwül, und wie

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