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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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üblich waren die Straßen verwaist. Tante Angela und ich waren gerade auf dem Rückweg von der Piazza Prealpi zu Tante Ritas Wohnung. Es war 11 Uhr abends, und die Straßenbahn fuhr nicht mehr. Zu Fuß war man etwa zwanzig Minuten unterwegs, keine große Sache in einer warmen Nacht.
    Wir waren ein paar hundert Meter von Tante Ritas Haus entfernt, als mich jemand von hinten packte. Ich dachte, es sei mein Cousin Massimo, der seine Scherze machte – andauernd versuchte er, mir Angst einzujagen.
    »Lass sie los! Lass sie los!«, hörte ich Angela kreischen, und da drehte ich mich um. Da stand ein gespenstischer Mann, ganz in Weiß, weißes Leinenhemd, weiße Hose. Er hatte diese braune Tasche dabei, wie eine Schultasche.
    Ich rief: »Hau ab, du Idiot! Was willst du?« Ich glaubte immer noch nicht, dass ich mir wegen irgendwas Sorgen machen müsste. Ich dachte, der Typ sei ein Dummkopf, kein Killer.
    Im nächsten Moment begriff ich, dass ich einen Irren vor mir hatte. Er schob mir ein Messer mit langer Klinge zwischen die Beine und grölte: »Wenn du dich rührst, steche ich dich ab. Ich jage dir das Messer rein.«
    Er wirkte nicht sonderlich stark, aber das Messer machte mir Angst. Ich dachte: »Mein Gott, dann werde ich nie Kinder bekommen.«
    Aber ich musste ruhig bleiben. Angela war wie gelähmt. Jetzt hielt mir der Mann in Weiß das Messer an den Hals. Er holte seinen Schwanz raus und fasste sich an, dann verlangte er: » Sega, sega [hol mir einen runter].«
    Ich sah ihn an und fragte: »Weißt du, wer ich bin?«
    Seine Augen waren völlig verdreht. Er hatte irgendwas genommen.
    Wieder fragte ich: »Weißt du eigentlich, wer ich bin?«
    In dem Moment ließ er mich los, und ich lief zu Tante Ritas Wohnung.
    Dort war Rita auf Speed und total von Sinnen. Als sie erfuhr, was geschehen war, rannte sie mit einem riesigen Tranchiermesser in die Nacht hinaus. Hätte sie den Mann in Weiß erwischt, hätte sie ihn abgestochen und höchstwahrscheinlich nicht einmal etwas davon mitgekriegt.
    Inzwischen zitterte ich nur noch und weinte. Das hatte ich vorhin nicht getan, ich wusste ja, ich musste mich zusammenreißen. Und der Blödmann? Er ging Richtung Piazza Prealpi und belästigte ein anderes Mädchen. Es waren ein paar Jungs in der Nähe, also zog sich der Kerl zurück. Er kriegte es mit der Angst zu tun und ging in die Bar Motta, gegenüber von Großmutter. Die Jungs blieben draußen. Dann erfuhren sie, dass ich angegriffen worden war. Sie hörten eine Beschreibung von dem Typen und wussten, das konnte nur er sein! Nun standen sie alle da draußen und wollten ihm den Kopf einschlagen. Hinein gingen sie allerdings nicht, aus Respekt vor der Barbesitzerin, einer Frau, die mit meiner Familie befreundet war. Sie wollten die Bar nicht kurz und klein schlagen.
    Onkel Filippo kam und ging sofort rein: »Was ist denn los, Kumpel? Was liegt an?«
    Der Typ sagte: »Keine Ahnung, was da draußen los ist. Ich hab nichts gemacht, aber ich trau mich nicht nach draußen.«
    »Ist schon gut. Komm raus, ich helfe dir. Ich kläre das, keine Sorge.«
    Vor der Bar fing Onkel Filippo sofort an, auf ihn einzuprügeln.
    »Das war meine Nichte, die du mit dem Messer bedroht hast. Willst dich wohl ein bisschen vergnügen, was?«
    Er prügelte immer weiter auf ihn ein, es hagelte Schläge. Die anderen Jungs kamen, griffen sich Tische und Stühle, warfen sie auf den Typen und stachen mit zerbrochenen Flaschen auf ihn ein. Dann kam Bruno.
    Tante Rita, die noch mit dem Tranchiermesser in der Hand herumlief, hatte Bruno erzählt, was passiert war. Er musterte den Typen, der schon halbtot, vielleicht sogar dreiviertel tot war. Auf jeden Fall war er in einer Art Koma, ziemlich weit weg.
    Bruno trat ihm auf den Kopf. Dann sagte er: »Du hast Glück. Ich könnte dich umbringen.«
    Er spuckte dem Kerl ins Gesicht und spazierte davon.
    Die Polizei rief niemand. Meine Familie war die Polizei. Aber die Menschenansammlung und der Lärm hatten sie alarmiert. Verhaftet wurde aber keiner. Und die Leute in der Bar hatten auch nichts gesehen. So schrecklich es auch war, dass man meinen Angreifer zusammengeschlagen hatte, mir war es ein gewisser Trost. Ich fühlte mich beschützt. Ich glaubte, niemand könne mir etwas anhaben. Ich war unberührbar. Ich war die Tochter meines Vaters, und das war meine Familie. Und so verfuhren sie mit allen, die sich ihrem Bereich oder ihren Leuten näherten. Was getan werden musste, um einen zu beschützen, das taten sie. Und ich

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