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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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hatte keine nennenswerte Schulbildung, aber er verdiente Millionen, und er wollte immer mehr.
    Ich wusste, was bei uns ablief. Das kann ich nicht leugnen. Bei Dads erster Hasch-Aktion im Sommer 1988 schickte er mich, Bruno, ein anderes Mädchen namens Annie und drei starke Kerle in einem teuren, großen BMW der 7er-Reihe nach Marbella. Der Wagen sollte gegen Ware eingetauscht werden. Mein Vater hatte alles arrangiert; wir sollten in einem schicken Strandhotel logieren. Ich kann gar nicht genug betonen, dass sich das für mich alles vollkommen normal anfühlte; ich habe mir nicht mal Gedanken darüber gemacht.
    Annie war bei uns, weil sie falsche Papiere hatte, die sie als Aristokratin auswiesen. In Italien wird auf den Ausweispapieren das Beschäftigungsverhältnis eingetragen, man kann allerdings auch vermerken lassen: bene stanti – wohlhabend. Auf Annies Pass stand bene stanti . Sie sollte das besagte Tauschauto nach Marokko bringen, wenn die Zeit dazu reif wäre. Aber es gab Verzögerungen mit dem Lieferanten.
    Einer meiner Onkel hatte eine Bar in Marbella, und wir machten uns in der Stadt breit. Einen vollen Monat war ich dort und wartete einfach nur ab. Am Nachmittag um vier ging ich ins Bett, stand um Mitternacht auf, aß eine Kleinigkeit, war bis acht Uhr früh in den Clubs und ging dann an den Strand. Wir lernten ein paar Einheimische kennen. Die Schwester eines Kumpels von Bruno brachte ihren Freund mit, der gerade erst aus Mailand angekommen war. Ich hatte sehr langes Haar, und an dem Tag hatte ich es mir beim Friseur streng zurückkämmen lassen; sie hatten es mir zu einer Art Knoten gebunden. Ich sah richtig elegant aus, und schick angezogen war ich dazu. Dieser Junge, der etwa in unserem Alter war, fragte: »Wer ist die denn? Kommt die frisch von der Uni?« Hochnäsige Kuh nannte er mich nicht gerade, aber er versuchte die ganze Zeit, mich zu verarschen. Ich fand ganz lustig, was er da machte. Dann muss die Schwester ihm mitgeteilt haben, wer ich war, denn er machte sich beinahe in die Hosen: »Oh mein Gott, die bringen mich um.« Immer wieder sagte er: »Tut mir leid, tut mir ja so leid.«
    Schließlich war es so weit, Annie sollte fahren. Sie nahm den Wagen wie geplant, aber die wollten sie nicht nach Marokko reinlassen. Sie sah nicht wohlhabend genug aus. Sie hatte nichts Vornehmes an sich. Sie wurde zurückgeschickt. Ein ziemlich teurer Kuddelmuddel.
    Mein Dad war verärgert und nahm Kontakt zu zwei brandgefährlichen Dealern in Sevilla auf, die erstklassige Verbindungen hatten. Sie bezahlten für den Transport der Autos, und die marokkanischen Lieferungen gingen los. Er hatte Teams, die von Marbella aus operierten. Spanien wurde zur zweiten Heimat.
    Dad wollte nicht, dass einer von uns diese Typen in Sevilla kennen lernte. In dem Punkt war sein Beschützerinstinkt sehr stark. Diese dubiose internationale Konkurrenz, sie würden nicht wagen … aber man konnte ja nie wissen. Dad dachte wie Arsène Lupin im Roman, nach dem die Zeitungsleute ihn benannt hatten, und er war auch genauso listig.
    Die Zusammenarbeit mit Sevilla entwickelte sich zu einer wahren Goldgrube. Der englische Markt war einer der lukrativsten. Dad hatte Verbindung zu einer Londoner Gangsterfamilie, die wir als die »Santos« kannten, die kamen mit Bargeld nach Spanien – manchmal mit bis zu 750.000 Pfund –, und das war erst die Anzahlung. Es würde weitere Raten in gleicher Höhe geben, wenn nötig auch mehr. Wie immer entwickelte sich ein regelmäßiger Geschäftskontakt.
    Auch die Geschäftspartner in Sevilla mussten bezahlt werden. Ich wurde herangezogen, was die finanzielle Seite der Transaktionen anging. Bruno und ich sollten das Geld hinbringen, es bei den »großen Tieren« abgeben. Dad machte mir keine Vorschriften. Er fragte einfach: »Wirst du das Geld nach Sevilla bringen, Marisa? Ist das in Ordnung für dich?«
    Und ich sagte ja. Nervös wurde ich deswegen nicht. Ich war zu jung, um Angst zu haben. Abgesehen davon bin ich sehr anpassungsfähig. Manchen Leuten fällt das schwer, aber ich musste immer damit fertig werden. Als ich diese Lieferungen ein paarmal gemacht hatte, vertraute man mir noch mehr. Ich war in der Lage, mich von A nach B zu bewegen, und mein Verstand funktionierte so weit, dass ich verantwortungsbewusst mit dem Geld umgehen konnte. Stets erweckte ich den Eindruck, als ob ich kein Wässerchen trüben könnte, und genau das sah Dad in mir, er wusste, ich würde keinen Verdacht erregen. Ich wirkte

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