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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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verstand mich großartig mit ihnen und seinem jüngeren Bruder Dario und seiner Schwester Silvia. Nach dem Tee ging ich zurück nach Hause zu Großmutter.
    Abends verschwand Bruno in illegale Spielclubs, und wir Mädchen blieben zu Hause, sahen uns Videos an und kifften. Zeug genug lag überall herum. Wir rauchten meist den ganzen panetto [Block mit Haschisch], dann gingen wir in die Küche, aßen Eis, und eine halbe Stunde später machten wir uns Pasta. Wir, das waren ich, Tante Mima, Tante Angela und ihr Freund Ricardo, der bei uns schlafen durfte, allerdings nicht im selben Bett. Wir veranstalteten eine Riesenunordnung in der Küche, räumten nichts weg, und am nächsten Morgen flippte Großmutter total aus. Sie hatte eine Putzfrau, die saubermachen kam. Wir waren bloß faul.
    Aber Großmutter ließ uns auch arbeiten. Wie sie es schon meiner Mum gezeigt hatte, brachte sie mir bei, Kutteln zu machen – die ich nicht ausstehen konnte –, außerdem Fleischklößchen mit frischer Tomatensauce, gefüllte Artischocken, Risotto, Brot und Kuchen. Sie kaufte körbeweise Kaktusfeigen und saß dann stundenlang da und zupfte die Stacheln, und jedes Mal, wenn sie sich stach, leckte sie sich die Finger. So war La Signora . Ein Widerspruch in sich.
    Leute, die sie verärgert hatten, fragte sie unverblümt: »Was ist los mit euch? Wollt ihr gekillt werden?« Und gleichzeitig saß sie stundenlang da und bereitete Obst zu, auf die vage Aussicht hin, dass ihre Söhne etwas davon zum Abendessen haben wollten. Und egal, wie viele der Familie kamen – zwanzig, fünfundzwanzig oder dreißig –, immer mussten Angela und ich hinterher aufräumen. Wir mussten den Abwasch machen! Regelmäßig regten wir uns auf, weil unsere Onkel ihre Freundinnen mitbrachten und wir hinter allen wegräumen mussten. Es war wie im Restaurant.
    Beim Mittagessen fand ich es nicht schlimm, denn da war Bruno mit dabei. Er arbeitete jetzt direkt für Großmutter, genau wie Dad, als er noch jünger gewesen war. Bruno war verantwortlich für die Drogendeals in der Stadt. Er »kümmerte« sich um Lieferungen und um die Dealer, die nicht lieferten oder zahlten. Nachdem wir ein Paar geworden waren, vertraute Großmutter ihm mehr und mehr.
    Ich war verrückt nach Autos, konnte aber nicht fahren. Bruno gab mir Unterricht in einem neuen Lancia Delta, den Dad mir gekauft hatte. Bruno und meine Onkel rasten im Maserati, Mercedes und Porsche durch die Stadt, wie in einer Autoreklame. Das akzeptierte ich einfach als das Leben, das genauso schnell war wie die Autos. Ständig passierte irgendwas.
    Wir gingen in die Clubs und kamen immer als Erste rein. Überall in Mailand gab es Vorzugsbehandlung für uns. Erwähnte ich meinen Nachnamen, öffneten sich sofort alle Türen. Die Leute wussten, wer ich war, und sie wussten, dass sie mir nicht in die Quere kommen durften. Manchmal war es schon lachhaft, wie Bruno oder meine Onkel die Leute zusammenschlugen, bloß weil sie gewagt hatten, uns von der anderen Seite der Absperrung anzugucken.
    Auch die Polizisten waren vorsichtig. Aber ignorieren konnten sie uns nicht. Großmutters Frühwarnsystem funktionierte ausgezeichnet, und vor einer Razzia konnte alles belastende Material in »sicheren« Nachbarwohnungen verteilt werden. Abgesehen vom Geld. Das gab Großmutter nie weg. Das Bargeld wurde in Plastikbehältern mit eingefrorenen Pastasaucen in der Gefriertruhe versteckt.
    Selten traf man Großmutter unvorbereitet an, aber eines Morgens, ich war noch im Bademantel und trank Kaffee in der Küche, kam sie die Treppe aus ihrem Schlafzimmer heruntergelaufen.
    »Nimm das! Versteck es!« Sie gab mir einen Umschlag prall voll mit Geldscheinen.
    »Wo?«
    »Da.«
    Sie zeigte zwischen meine Beine.
    Ich steckte das Geld in mein Höschen und knotete den Gürtel vom Bademantel fest zu. Ich war mit Geld ausgestopft.
    Sie warf mir einen Blick zu. »Halt den Mund. Und stell den Fuß auf die Fliese da.«
    Sie deutete auf den Küchenfußboden bei meinem Stuhl. Ich setzte den Fuß etwas nach links auf die lose Fliese, und in dem Moment polterten die Bullen durch die Haustür. Ich war in Alarmbereitschaft, aber ich musste tun, was meine Großmutter verlangt hatte. Ich betete, dass sie mich nicht zwangen aufzustehen, denn dann wäre das Geld rausgeflogen und die Bullen hätten es sich genommen; gemeldet hätten sie es nicht. Aber um mich, den Teenager, kümmerten sie sich nicht.
    Und sonst gab es nichts zu finden. Kaum eine Viertelstunde später waren

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