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Mafia Princess

Mafia Princess

Titel: Mafia Princess Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Merico
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eine Autofahrt von zehn, zwölf Stunden. Wir durchquerten die Region Granada, fuhren durch die Berge, und wir sahen Lastwagen voller Waren, außerdem Einheimische auf Fahrrädern, die sich hinten an die Lkws hängten, denn sie wollten auf die Wagen und stehlen.
    Bruno meinte: »Die sollten das lieber nicht bei uns probieren.«
    Aber wir hatten keine Waffen dabei, konnten uns also nicht verteidigen. Es war ein riskantes Unternehmen.
    Auf einem Sevilla-Trip drehte Bruno durch. Wir machten Halt in Nordspanien, und er konnte nicht schlafen, weil er so viele Drogen genommen hatte. Er rollte sich in einer Ecke zusammen, sah mich an und sagte, ich sei eine Hexe. Ich dachte: »Oh mein Gott, wir haben dieses viele Geld bei uns, ungefähr eine halbe Million Pfund, und er hält mich für eine Hexe.«
    Mein Verstand war ganz klar. Ich fragte mich: Was wäre gewesen, wenn er mich umgebracht hätte? Man hätte mich tot in dem Zimmer mit dem ganzen Geld gefunden, und Dad hätte Bruno getötet. Er dachte einfach nie an die möglichen Folgen seiner Drogensucht. Aber nach einer Nacht voll Schlaf war alles wieder gut.
    Mein Vater schien nie zu schlafen. Er ließ sich in Spanien nieder und war immer beschäftigt. Rund um die Uhr hatte er das Telefon entweder am Ohr oder in der Hand. Ihm fielen die Augen zu, und er hatte das Telefon immer noch neben sich. Ich bekam ihn kaum zu Gesicht, vielleicht mal einen Tag hier oder dort, denn andauernd war er unterwegs. Annähernd zweihundert Leute waren ihm direkt unterstellt. Er unterhielt Kontakte in Holland, Frankreich, Deutschland, Belgien, der Schweiz, in Großbritannien, Kolumbien und den USA. Die besten Routen führten von Marokko nach England und von Kolumbien nach Mailand.
    Er war in ständigem Kontakt mit Großmutter. Sie kümmerte sich um Verkauf und Vertrieb und war ein zäher Verhandlungspartner. Sogar Familienmitglieder mussten für ihre Vorräte zahlen. Es gab einen ständigen Konkurrenzkampf innerhalb der Familie. Dads Bruder Antonio und dessen Frau Livia De Martino waren die tüchtigsten meiner Verwandten, mit einem Umsatz von mehreren hundert Millionen Lire.
    Der Familienprofit aus dem Drogenhandel wurde in Mietshäuser und Einkaufspassagen investiert, also auf jede nur denkbare Weise gewaschen. Weltweit wurden Bankkonten unterhalten.
    Ich war jetzt mittendrin, und ständig überschlugen sich die Ereignisse. Es war wie eine Achterbahnfahrt – faszinierend und gleichzeitig beängstigend. Aber ich lernte, deswegen nicht ins Schwitzen zu geraten, ganz gleich was passierte.
    Trotz der harten Typen in Sevilla verfolgte Dad weiterhin die Familienpolitik. Er übersprang die Leute in der Mitte und ging direkt an die Quelle, verhandelte mit dem Mann, der nur als »Sultan« bekannt war und der die expandierenden Geschäftsbereiche in Marokko kontrollierte. Er hatte seinen Firmensitz im idealen Klima von Cabo Negro an der Mittelmeerküste im Norden Marokkos. Und er hatte keinerlei Skrupel.
    Dad traf sich heimlich mit ihm in Cabo Negro und erklärte: »Mach Geschäfte mit mir, und du wirst mehr verdienen. Keine Bestechungen, keine Mittelsmänner.«
    Im Gegenzug verlangte er das beste Haschischharz, tausende Kilo davon, fünf- oder sechsmal reiner als die üblichen Lieferungen. Als der Deal geschlossen war und die Profite in den Himmel stiegen, gab man ihm einen weiteren Spitznamen – der King.
    Ich als seine Prinzessin verbrachte viel Zeit an der Costa de la Luz, der Küste des Lichts, gegenüber von Marokko an der Straße von Gibraltar, und spielte Verstecken mit den hoch technisierten Überwachungshubschraubern und den Booten der Küstenwache sowie den englischen und spanischen Zollbehörden.
    Doch die größten Sorgen machte uns die Konkurrenz, vor allem die französische. Die stürmten dazwischen und störten mit Gewalt die Drogengeschäfte, töteten, wen immer sie töten mussten, und stahlen die Lieferungen. Deshalb waren die Leute um mich herum so besorgt. Sie ergriffen Vorsichtsmaßnahmen. Sie hatten Maschinengewehre vom Typ AK-47 dabei. Manche hatten auch Uzis.

11 Katz und Maus
    »Wer mit Katzen spielt, muss damit rechnen, gekratzt zu werden.«
    Miguel de Cervantes, Don Quijote , 1605
    Ein tödliches Spiel lief da ab zwischen Tarifa und Estepona, eine halbe Stunde von Puerto Banus entfernt, an den Stränden und in den kleinen Buchten. An dieser südöstlichen Ecke Spaniens, im Schmuggeldreieck von Marokko, Gibraltar und Algeciras, warteten Dads Leute darauf, dass die Drogen

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